Liebeserklärung (Eph 1 3-14)

Unseren Gottesdienst zu Trinitatis zum Nachhören finden Sie für vierzehn Tage hier.

Das Geheimnis Gottes feiern
ohne es zu zerreden
das Geheimnis seiner Macht
das Geheimnis seiner Nähe
das Geheimnis seines Lebens
das Geheimnis der Kraft seiner Liebe

Trinitatis – Geheimnis des Glaubens:
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.
2. Kor 13, 13
***
Gleich folgt eine Liebeserklärung.

Oh, mag man einwenden, ist das nicht zu intim für eine öffentliche Rede von der Kanzel? Das macht man doch bei Kerzenschein und einem Glas Rotwein.
Vielleicht in einem netten Restaurant oder im Wohnzimmer bei Kerzenschein, aber doch nicht in der Kirche beim Gottesdienst. Wir sind doch nicht in einem amerikanischen Film!

Aber:
Diese Liebeserklärung steht schließlich in der Bibel, und die soll ja bekanntlich auf der Kanzel dann und wann Thema sein!

Ah – mag man neu einwenden und dann kontern:
Dann betrifft sie mich ja nicht.
Denn dann ist diese Liebeserklärung fast zweitausend Jahre alt, wenn nicht sogar dreitausend, und aller, die damals lebten, sind heute längst zu Staub zerfallen. Was geht sie also mich an?

Ja, aber:
Diese Liebeserklärung gilt Gott.
Und der ist NICHT zu Staub zerfallen.
Außerdem betrifft diese Liebeserklärung UNS, weil sie alle Menschen betrifft, die lebten, leben oder leben werden.
Wenn sie Gott begegnen und ihn besser kennenlernen, können sie eben nicht anders, als Gott zu lieben.
Also hört euch diese Liebeserklärung erst einmal an.

Es sind im griechischen Urtext vier Sätze, und ich lese sie euch einzeln vor, sie stehen im ersten Kapitel des Epheserbriefes ab Vers 3. Satz 1:

3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der uns gesegnet hat
mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.
4 Denn in ihm hat er uns erwählt,
ehe der Welt Grund gelegt war,
dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten in der Liebe;
5 er hat uns dazu vorherbestimmt,
seine Kinder zu sein durch Jesus Christus
nach dem Wohlgefallen seines Willens,
6 zum Lob seiner herrlichen Gnade,
mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten.

Ich liebe Gott!
Denn ER ist mit sich im Reinen.
Vater und Sohn als geistlicher Segen des Himmels,
nicht für irgendwen: Nein, für UNS (3).

Gott ist mit sich selber einig, anders als wir Menschen.
Wir Menschen streiten uns ja nicht nur UNTEREINANDER.
Wir kommen auch mit uns SELBST oft nicht klar. Selbstüberhebung, Selbstzweifel, Selbstverachtung machen Menschen das Leben oft zur Hölle.
Der Segen des unendlichen, ewigen Gottes kennt das nicht – und ist gerade darum für uns so heilsam.

Allem Menschenwerk kommt Gotteswerk zuvor.
Ehe denn an das Universum überhaupt zu denken war, hat Gott schon den Menschen gedacht.

VOR Kain und Abel, vor Kreuz und Tod seines Sohnes, vor den Gaskammern oder dem Morden in der Ukraine und Israel-Palästina, vor dem Völkermord, der in diesem Moment im Sudan wohl schon im Gange ist:
VOR all dem hat Gott uns erwählt und zur Liebe bestimmt, weil wir ihm das Wichtigste, weil wir ihm heilig sind (4).

Seine Kinder sollen und werden wir sein, und durch Jesus Christus ist das deutlicher geworden als je zuvor.
Nur darum, weil Gott selbst es so wollte und will (5). Seine Kinder: Du, ich, jede Frau, jeder Mann, SEINE große Familie. Weil ER es will, weil ER uns liebt. Heilig, ohne Fehl und ohne Tadel. Denn von Fehl und Tadel haben wir in unserem Leben auf dieser Erde deutlich mehr als uns gut tut.

Wer diesen geistlichen Segen Gottes in Christus zu erkennen vermag, kann darin nur Gnade erkennen. Gnade, die in allem, jeder und jedem das Schöne und Gute groß werden lässt.

Mit der Leistung und der Qualität unseres menschlichen Schaffens und Lebens KANN das nichts zu tun haben, seht euch diese Welt doch an!
Mit Gottes Liebe aber schon.
Darum liebe ich Gott!

Satz 2:
7 In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut,
die Vergebung der Sünden,
nach dem Reichtum seiner Gnade,
8 die er uns reichlich hat widerfahren lassen
in aller Weisheit und Klugheit.
9 Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens
nach seinem Ratschluss,
den er zuvor in Christus gefasst hatte,
10 um die Fülle der Zeiten heraufzuführen,
auf dass alles zusammengefasst würde in Christus,
was im Himmel und auf Erden ist, durch ihn.

Ich liebe Gott!
Denn erlöst werden wir, erlöst sind wir – von allem Fehl UND Tadel.
Weil Gott es so will und uns das durch Christus unter die Haut gehen lässt (7). Christus ist die Gnade in Person, und seine Gnade macht alles Gute und Schöne in uns groß – nicht aus einer Laune heraus, sondern mit gute Argumenten und Weisheit:
Denn nur Erlösung kann Liebe leben lassen (8).

Sieg der Liebe durch Erlösung: Das ist das Geheimnis Gottes, das er uns Menschen sehen lässt, ohne dass wir das durchschauen müssten oder könnten. Warum es so ist: Wir wissen es nicht. Menschliche Argumente scheitern. Es ist Gottes freier, nicht hinterfragbarer Wille, und auch hier ist Gott in Christus durch den Heiligen Geist einig (9). Wir kennen so Gottes Plan, so hat er es sich vorgenommen, so hat er es beschlossen.
Darum liebe ich Gott!

Satz 3:
11 In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden,
die wir dazu vorherbestimmt sind
nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt,
nach dem Ratschluss seines Willens,
12 damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit leben,
die wir zuvor auf Christus gehofft haben.

Ich liebe Gott!
Uns alle hat er zu seinen Erben vorherbestimmt.
Uns gehört, was ihm gehört, es ist uns sicher.
Ohne dass wir uns dafür krumm machen müssten:
Gottes Erbe hat genug für uns alle, und mehr als das.
Seine Erben zu werden: Das ist es, was Gott mit uns vorhat
und was er schafft, und wieder:
Weil er es so will (11).

Auch das Ziel lässt er uns sehen.
Denn wenn wir nicht für die Menschen-Regeln dieser Welt, sondern aus Gottes Gnade leben, auf Christus hoffen,
KÖNNEN wir gar nicht anders, als die Liebe Gottes als seine Herrlichkeit zu erkennen und aus ihr zu leben.
Wer so lebt, kann nicht anders, als Gott zu loben und zu seinem Ruhm auf unserer Welt beizutragen (12).
Darum liebe ich Gott!

Und schließlich der 4. Satz:
13 In ihm seid auch ihr,
die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt,
nämlich das Evangelium von eurer Rettung –
in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet,                                                versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist,
14 welcher ist das Unterpfand unsres Erbes,
zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden
zum Lob seiner Herrlichkeit.

Nicht nur ich liebe Gott.
Auch IHR!

Paulus will keine Unsicherheit entstehen lassen –
„wir“ meint KEIN Gegenüber zu mir, „ihr“ gehört mit dazu.
ALLE, die das Wort Gottes nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern in ihm die Wahrheit finden, sind aus den Fängen der Regeln dieser Welt gerettet,
ALLE gehören mit in diese Erbengemeinschaft Gottes.

Nicht vielleicht oder eventuell oder unter Bedingungen:
Der Geist des Heils garantiert es (13).

„Unterpfand“ – dieses Wort gehört eigentlich in die Wörtermülltonne. Pfand – was das bedeutet, weiß jeder, der schon einmal eine Flasche in den Automaten gesteckt hat.
Aber UNTER-Pfand? Was genau soll das sein?

Nun feiert Deutschland gerade an diesem Wochenende 75 Jahre Grundgesetz und Bestehen der Bundesrepublik. Und im Deutschlandlied dichtete von Fallersleben einst:
„Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes UNTERpfand…“

Also doch ein Blick ins Wörterbuch, und da steht:                                                                        In der Lyrik meint „Unterpfand“ „etwas, dessen Präsenz etwas anderes garantiert“.

So ist es wohl auch hier gemeint:
Die Präsenz des Heiligen Geistes garantiert uns Erlösung und Gottes-Kindschaft. Damit sind wir nie mehr von Gott getrennt, sondern sein Eigentum: Leibeigene der Herrlichkeit Gottes (14).
NICHTS kann uns von ihm trennen,
NIEMAND kann uns Gott wegnehmen.
Was kann es Besseres geben!
Darum liebe ich Gott!

Meine Schwestern, meine Brüder:

Warum macht Paulus hier so viele Worte?
Weil ihm offenbar der „Mund übergeht“.
Ja, „wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“, sagt Jesus im Gleichnis vom Baum und seinen Früchten nach Lukas 6 (45).

So geht Paulus hier der Mund über, eben weil sein Herz übervoll ist.
Ähnlich wie dem Mann in einer Erzählung, die ich kürzlich las:

Als der einmal aus der Schule kam, da war er acht Jahre alt, brachte er einen Briefumschlag seines Klassenlehrers mit nach Hause, den er seiner Mutter geben sollte. Das tat er denn auch.

Seine Mutter, selbst Lehrerin, öffnete den Umschlag, faltete den Brief auseinander und las. Ihr stiegen die Tränen in die Augen, und sie las ihrem Sohn laut vor:

„Ihr Sohn ist ein Genie. Diese Schule ist zu klein für ihn und hat keine Lehrer, die gut genug sind, ihn zu unterrichten. Bitte unterrichten Sie ihn selbst.“

Und das tat die Mutter denn auch. Sie brachte ihm alles bei, was sie wusste und konnte, und ihr Sohn wurde zu einem erfolgreichen Geschäftsmann. Ihr ahnt: Die Geschichte spielt in Amerika.

Weiter wird erzählt, dass der Mann Jahre nach dem Tod seiner Mutter beim Aufräumen alte Familiensachen entdeckt und dabei auf ein zusammengefaltetes Blatt Papier stößt.
Er faltet es auseinander und liest:
„Ihr Sohn ist geistig behindert. Wir wollen ihn nicht mehr in unserer Schule haben.“

Er soll stundenlang geweint und dann in sein Tagebuch geschrieben haben: Ich „war ein geistig behindertes Kind. Durch eine heldenhafte Mutter wurde ich zum größten Genie des Jahrhunderts.“

Und das war er vielleicht tatsächlich.
Schwerhörig, wahrscheinlich autistisch veranlagt.
Viele Menschen sahen in ihm nicht mehr als das.
Doch seine Mutter sah in ihm so viel mehr.
Und sie hatte recht.
Denn es vergeht kein Tag, an dem wir nicht einer Erfindung dieses Mannes begegnen.

Ein Beispiel: Glühlampen, Energiesparlampen, modernste LED-Lampen haben einen Sockel, mit dem man die Lampen in die Fassung schrauben kann. E 27 ist der häufigste, aber es gibt auch kleinere.

„E“ ist dabei das Kürzel für den Namen seines Erfinders, und von genau dem war hier die Rede:
Thomas Edison. Schwerhörig, vielleicht Autist. Über 1500 Patente meldete einer der genialsten Erfinder seiner Zeit an, von denen viele noch heute für uns wichtig sind.

Die Lehrer seiner Schule hielten ihn für nicht schulfähig.
Seine Mutter aber ließ ihn das nicht einmal spüren.

Und nun geht Thomas Edison das volle Herz über:
Ich hatte eine heldenhafte Mutter.

Und genau diesem Blick einer Mutter auf ein Kind, das sie über alles liebt, begegnen wir hier bei Paulus. So nämlich hat Gott uns Menschen von Ewigkeit her im Blick. In Christus verschmilzt Gottes Geschichte mit unserer. Gottes Geist ist es, der Paulus, der UNS das Herz voll macht und UNS den Mund überlaufen lässt.

Warum wir heute, am Fest der Dreieinigkeit Gottes darüber nachdenken? Weil die Trinität eben KEINE Erfindung kirchlicher Dogmatiker ist. Die habe sie bestenfalls in Lehrsätze gefasst.

Doch es ist genau dieses großartige Wirken der Einheit von Vater, Sohn und Geist für diese Welt und für uns, das Paulus hier in den Himmel lobt.
Und dieses Wirken berührt und trägt unser Leben an jedem neuen Tag. Denn wer sich vom dreieinen Gott so gesehen weiß: Als über alles geliebtes Kind – dem wird wie Paulus der Mund voll Lobens sein und jubeln:

Die Liebe Gottes, die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sind es,

die mir Leib, Seele und Leben bewahren.
In Zeit und Ewigkeit.
AMEN

 

LIED Allein Gott in der Höh sei Ehr 179: 1-3

1. Allein Gott in der Höh sei Ehr
und Dank für seine Gnade,
darum dass nun und nimmermehr
uns rühren kann kein Schade.
Ein Wohlgefalln Gott an uns hat;
nun ist groß Fried ohn Unterlass,
all Fehd hat nun ein Ende.
2. Wir loben, preisn, anbeten dich;
für deine Ehr wir danken,
dass du, Gott Vater, ewiglich
regierst ohn alles Wanken.
Ganz ungemessn ist deine Macht,
allzeit geschieht, was du bedacht.
Wohl uns solch eines Herren!
3. O Jesu Christ, Sohn eingeborn
des allerhöchsten Vaters,
Versöhner derer, die verlorn,
du Stiller unsers Haders,
Lamm Gottes, heilger Herr und Gott:
nimm an die Bitt aus unsrer Not,
erbarm dich unser aller.
4. O Heilger Geist, du höchstes Gut,
du allerheilsamst’ Tröster:
vor Teufels G’walt fortan behüt,
die Jesus Christ erlöset
durch große Mart’r und bittern Tod;
abwend all unsern Jamm’r und Not!
Darauf wir uns verlassen.

 

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