Ein guter Rat (Eph 5 15-20)

Gott über alles lieben
und den Nächsten wie sich selbst
ein Lebenswerk
klare Aufgabe mit Hindernissen
Zweifel an Gott
Zweifel am Wohlwollen des Nächsten
Selbstzweifel
hindern lebenslang
doch es gibt die Alternative
die Liebe Gottes

Dies Gebot haben wir von ihm,
dass, wer Gott liebt,
dass der auch seinen Bruder liebe.
1 Johannes 4,21
***
Epheser 5 ab Vers 15:

15 So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt,
nicht als Unweise, sondern als Weise,
16 und kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse.
17 Darum werdet nicht unverständig,
sondern versteht, was der Wille des Herrn ist.
18 Und sauft euch nicht voll Wein,
woraus ein unordentliches Wesen folgt,
sondern lasst euch vom Geist erfüllen.
19 Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen
und geistlichen Liedern,
singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen
20 und sagt Dank Gott, dem Vater,
allezeit für alles,
im Namen unseres Herrn Jesus Christus.

LASST UNS BETEN:
Einfach und klar sind deine Gebote, Gott.
Einfach und klar
möchten auch wir werden
bis auf den Grund unseres Lebens.
Dazu hilf uns durch die Kraft deines Geistes.
AMEN

GNADE SEI MIT EUCH und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen!

Immer wieder mal denke ich: Das Internet und die Mediatheken – sie sind extra für mich erfunden worden.

Mancher weiß es ja: Mein Schlafrhythmus ist sehr merkwürdig. Am besten geht es mir, wenn ich schon kurz nach 20 Uhr im Bett liege und um 3 Uhr wieder aufstehe. Da kommt es mir sehr entgegen, wenn ich zu meiner inneren Entspannung Fernsehsendungen sehen kann, wann ich sie sehen WILL – und nicht, wenn sie nach Programm im Fernsehen laufen.

Den Krimi, der auf Arte um 0:30 Uhr läuft oder lief, kann ich um 18 Uhr in der Mediathek sehen. Selbst Tage später. Was für ein Luxus! Denn bei Krimis kann ich wirklich am besten die Welt um mich herum vergessen. Vielleicht weil ich weiß, dass alles nur Fake ist.

Da lief zum Beispiel vor ein paar Jahren ein Tatort mit Ulrich Tukur. „Im Schmerz geboren“ hieß der. Ein Tatort, in dem die Leute starben wie die Fliegen: Schießereien wie im übelsten Gangster – Film. Mitten im ordentlich aufgeräumten Deutschland.

Und zum Schluss: Eine Bildsequenz, in der alle – Arm in Arm und lächelnd – nebeneinander auf einer Treppe zum Gruppenfoto posieren. Mindestens zwanzig Erschossene, und sie waren alle quicklebendig. Nichts war ihnen passiert. Auch Ulrich Tukur lebte wieder. Schließlich brauchte man ihn noch – für den nächsten Tatort.

Und ich war fröhlich und ging ins Bett:
Alles Blut nur Marmelade.
Da kann ich vergessen: Kriege, Gaskammern, Massaker.
Hass, Verachtung, Mobbing.

Leider gibt es neben solchen in meinen Augen gelungenen Krimi-Satiren aber auch viele Fernsehstunden, nach denen ich mich des Gefühls nicht erwehren kann, ich hätte besser etwas ANDERES getan. Ein Buch gelesen, ein Hörspiel gehört, ein Spiel gespielt.

Aber es gibt auch BÜCHER, die ich irgendwann genervt zur Seite lege. Hörspiele, bei denen ich einschlafe, obwohl ich gar nicht müde war. Spiele, bei denen keine Freude aufkommt, weil für mich wirklich NUR schlechte Steine im Spiel waren.

„Die Zeit ist wie verschenket…“ . Schlechtes Spiel, schlechtes Hörspiel, schlechtes Buch, schlechter Film – jedenfalls für mich.

Am Ende steht sie in jedem Falle: Verschenkte Zeit. Genauer: Sinnlos verschenkte Zeit. Das hätte ich natürlich gern vermieden. WENN ich Zeit verschenke – kann man das eigentlich? Also: Wenn ich Zeit verschenke, hätte ich das doch gern sinnVOLL getan. Aber passiert das nicht eigentlich auch allen Menschen, und passiert es nicht tagtäglich? „Die Zeit ist wie verschenket…“?

Wie komme ich jetzt eigentlich auf diese Zeile?
Irgendwie kommt sie mir immerzu in den Sinn, und irgendwie gehört auch eine Melodie dazu. Also gehört sie wohl in ein Lied. Die Zeit ist wie verschenket, ja ich hab’s: Die Zeit ist wie verschenket, drin man nicht dein gedenket… Das sind doch Zeilen aus einem alten Abendlied: „Nun sich der Tag geendet“.

SICH hat der Tag geendet. Ein wahres Wort. Er macht einfach Schluss, gedankenlos, denn er meint nicht mich persönlich. Denn die Welt muss zur Ruhe kommen.

Dieser Tag ist vorbei, rum, abgehakt. Morgen, so Gott will und ich aufwache, gibt es dann einen neuen. „Morgen ist auch noch ein Tag“ – merkwürdig, wie schnell ich mich hinwegtröste über das schlechte Spiel, das schlechte Buch, den schlechten Film.

Morgen ist ein neuer Tag. Morgen. Als ob es da anders wäre, als ob das Leben nicht wieder nerven würde. Nerven an den immer gleichen Stellen. Bis sie wund gerieben sind. Dann allerdings nützt auch kein Krimi, dann hilft auch kein neuer Tag, wund bleibt wund und Schmerz bleibt Schmerz. Was hilft aber dann?

„So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt“. Irgend so ein Kalenderspruch? „… nicht als Unweise, sondern als weise, und kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse.“ Ja, DIE Tage sind böse. Da ist sie wieder, die verdrängte Erinnerung.

Kriege, Gaskammern, Massaker. Hass, Verachtung, Mobbing. Eigentlich hätte ich das ja gern vergessen. Aber Nicht jeder Abendkrimi schafft das. DIE Tage sind böse. Nicht MEINE Tage, DIE Tage. Das bedeutet wohl, dass es nicht nur mich trifft, nicht nur mich getroffen hat. Dass es viele trifft oder getroffen hat. Wirklich nur „Viele“? Nicht gar „Alle“?

„Kauft die Zeit aus“. Doch ein Kalenderspruch? So ein Aller-Welts-Satz aus einem Aller-Welts-Ratgeber? Wo einer seine Weisheiten an mich zu verteilen sucht, egal ob ich sie hören will oder nicht? Sowas kann ich ja leiden, dass einer weiß, wie ich es besser machen soll, obwohl ich ihn nicht einmal um Rat gebeten habe. Es gibt halt Leute, die können das nicht lassen.

Und was ist das überhaupt, wie soll das gehen: „Kauft die Zeit aus“? EINkaufen, ja, da weiß ich, wie das geht. Mach ich jede Woche. Oder VERkaufen. LOSkaufen. Damit kann ich etwas anfangen. Aber AUSkaufen? Vielleicht ein anderes Wort für ausNÜTZEN? AUSkosten? AUSschöpfen?

Andererseits muss ich zugeben: Ich denke doch häufiger einmal nach über die Ratschläge anderer Menschen. Denn da zum Beispiel ist was dran: „Und GOTT redete alle diese Worte…“ (2. Mose 20,1, atl. Lesung). MENSCHEN mögen sie gehört haben, Menschen haben sie in ihrer Menschensprache aufgeschrieben, vielleicht sogar in Stein gemeißelt: Aber für mich sind sie GOTTES Wahrheit, die weltberühmten 10 Gebote. Menschenworte werden zu Gottesworten.

Ich habe begriffen, dass sie von mir nichts Übermenschliches fordern, sondern menschliche Freiheit eröffnen. Dass sie mein Leben nicht einschränken, sondern uneingeschränktes Leben möglich machen. Für mich, wenn ich sie in meinem Leben gelten lasse. Sie zur Grundlage meiner Lebensentscheidungen mache. Sie sind GOTTES guter Rat für mein Leben geworden.

„So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise. Darum werdet nicht unverständig, sondern VERSTEHT, was der Wille des Herrn ist“ – vielleicht ist genau das gemeint: Erkennen, wie GOTT das Menschenleben denkt. Meine freie Entscheidung für Ratschläge, die Freiheit bedeuten. Freiheit von Kriegen, Gaskammern, Massakern. Freiheit von Hass, Verachtung, Mobbing. Freiheit von der Welt und ihrem steten Versuch, den Menschen zu reduzieren auf seine Fähigkeit zur Arbeit und zum Konsum.

Diese Weisheit hatte der reiche Mann (Mk 10, 17-27, Evangelienlesung) offenbar nicht. Vielleicht noch nicht. Darum wohl macht der Evangelist Matthäus aus ihm einen JUNGEN Mann. Sich von seinem Wohlstand zu trennen, Jesus zu folgen, also seine Lebensrichtung aufzugeben und eine neue, ganz andere einzuschlagen: Dieser Preis erschien ihm dann doch zu hoch. Selbst für das ewige Leben.

Hätte ich ein Problem damit? Allen Wohlstand aufzugeben, nur damit die Zeit nicht „verschenket“ ist?

Füllt euch nicht mit Wein ab, sondern LASST euch vom Geist ER-füllen. Eigentlich ein schönes Wortspiel. Berausch Dich nicht, sondern lass dich berauschen.

Hiermit hätte ich wohl kein Problem, denke ich zuerst. Ich käme gar nicht in Versuchung, mich so oft mit Wein zu füllen, woraus ein unordentliches Wesen folgen soll.

Erstens bin ich auch ohne Wein zu unordentlich, sagt meine Frau zumindest. Und zweitens bin ich kein Weintrinker. Für mich hätte es eher heißen müssen: Füll Dich nicht voller Bier. Denn das würde ich eher mal über den Durst hinaus trinken.

Auch diese Zeit wär ganz verschenket, da ist es auch wieder, das Lied in meinem Kopf. Und anstatt zu schlafen, fällt mir langsam die ganze Strophe ein (EG 481):

2. Die Zeit ist wie verschenket,/ drin man nicht dein gedenket,/ da hat man’s nirgend gut;/ weil du uns Herz und Leben/ allein für dich gegeben,/ das Herz allein in dir auch ruht.

Dein, du, in dir: Es singt von Gott. Und es singt mir aus dem Herzen. Wenn es mir schlecht geht, geht es mir nur hab so schlecht, wenn ich an Gott denke. Und mir sage: Er liebt mich. Anderenfalls wäre ich ja nicht. Also werden auch wieder bessere Tage kommen. Und wenn nicht: Ich werde nicht verloren gehen. Nie.

Und wenn es mir gut geht, geht es mir nur halb so gut, wenn ich NICHT an Gott denke. WENN ich an ihn denke, bin ich wirklich doppelt dankbar dafür, dass es mit gut geht. Dass Kriege, Gaskammern und Massaker weit weg von mir sind. Dass Hass, Verachtung und Mobbing mir nichts anhaben können, weil Gottes Vaterliebe größer ist als all das. Und größer bleibt. Immer.

Ruhe findet mein Herz tatsächlich nur in Gott. Das muss Gerhard Tersteegen, der dieses Lied gedichtet hat, auch so gefühlt haben. Ich kenne ihn zwar nicht persönlich. Kannte, er ist ja schon lange gestorben. Aber ich fühle mich ihm verbunden, denn wir sind schon zwei, die singen: „Ich schließe mich aufs neue/ in deine Vatertreue/ und Schutz und Herze ein…“

Das „ermuntert“ mich, stimmt mich zuversichtlich, lässt mich hoffen auf den neuen Tag. Mögen „die Tage“ auch „böse“ bleiben, weil sie nichts wissen von Gott, vielleicht auch nichts wissen wollen: Gott will sie wissen. Gottes Liebe wird auch sie ausfüllen.

Und am Ende, am Ende dieser Welt, an meinem Ende, steht ER.
5. Ein Tag, der sagt dem andern,/ mein Leben sei ein Wandern
zur großen Ewigkeit./ O Ewigkeit, so schöne,/ mein Herz an dich gewöhne,/ mein Heim ist nicht in dieser Zeit.

Wenn ich daran denke bei dem, was ich tue oder lasse: DANN lebe ich nicht als Unweiser, sondern als Weiser, denke ich. Dann lebe ich dieses Leben in Gottes Sinne. Auf ihn hin, dessen Liebe uns Menschen gilt. Dann gilt auch meine Liebe den Menschen. Dann kann auch ich ihnen Mut machen, sie ermuntern, weise zu sein und nicht unweise.

„Nun sich der Tag geendet“: Dass dieses Lied immer noch im im Gesangbuch steht, auch wenn es bald dreihundert Jahre alt ist, spricht dafür, dass es auch anderen Menschn aus dem Herzen gesprochen hat und noch spricht.

Vielleicht auch Euch, liebe Schwestern und Brüder, die Ihr bis hier geduldig meinem Monolog zugehört habt?

Dann wisst auch Ihr, wie Ihr Eure Zeit „auskauft“, die Ihr von Gott geschenkt bekommt. Dann ahnt ihr auch, wie der Rest des Predigttextes gemeint sein kann: Ermuntert einander mit Psalmen… und sagt Dank/ Gott, dem Vater/ allezeit für alles… . So „ermuntern“ können nur, die sich geliebt wissen und lieben.

Und dann ist der Rat des Paulus auch für Euch ein guter Rat:

15 So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt,
nicht als Unweise, sondern als Weise,
16 und kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse.
17 Darum werdet nicht unverständig,
sondern versteht, was der Wille des Herrn ist.
18 Und sauft euch nicht voll Wein,
woraus ein unordentliches Wesen folgt,
sondern lasst euch vom Geist erfüllen.
19 Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen
und geistlichen Liedern,
singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen
20 und sagt Dank Gott, dem Vater,
allezeit für alles,
im Namen unseres Herrn Jesus Christus.

Dieser gute Rat schenkt Frieden für jeden Tag, der ist und kommt.

Der Friede Gottes, der größer ist, als all unser Denken es zu fassen vermag, wird unsere Leiber und Seelen bewahren.
In Ewigkeit.
AMEN

Dieser Beitrag wurde unter Kanzelrede abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.