Unsere Christvesper zum Nachhören ist für vier Wochen hier zu finden.
Großer Frieden
mitten in Terror, Krieg und Leid dieser Welt
Große Gerechtigkeit
mitten in den Korruptionen und Ungerechtigkeiten unserer Tage
Bei Gott ist das alles möglich
was bei den Menschen unmöglich ist
Wir feiern die Heilige Nacht
Die Weihnachtsbilder zeigen nicht
was sich außen abgespielt hat
sondern Verborgenes und Unsichtbares
ausgebreitet vor unser aller Augen.
Das Wort ward Fleisch
und wohnte unter uns,
und wir sahen seine Herrlichkeit.
Johannes 1,14a
***
Es ist eine der berühmtesten Erzählungen der Welt:
Die von der Geburt Jesu nach dem Evangelisten Lukas.
Eine schwangere Frau, die auf eine zermürbende Reise zu Fuß muss, nur deshalb, weil die Herrschenden es so beschlossen haben. Überfüllte Quartiere, ein Stall, das Stroh. Dann das Kind, die Hirten, die Engel.
So berühmt sie auch ist, so ist sie doch keineswegs einzigartig. Erzählungen wie diese gibt es in vielen Religionen, in vielen Kulturen: Wunderbare Geschichten von einem Menschen, der kommt, um die Menschheit zu retten, um Wahrheit in die Welt zu tragen, Trost und Glanz in ein Leben, das Trost und Glanz so nötig hat.
In unser Leben, dessen Alltag uns so oft an unsere Grenzen bringt. In dem man funktionieren soll, keine Fehler machen darf, sich kümmern muss, es den anderen immer recht machen soll, nicht schlafen kann.
Oder das weit über unsere Grenzen hinaus geht, wie gerade nach der Todes-Fahrt über den Weihnachtsmarkt Magdeburg am Sonnabend überdeutlich wurde.
Das Leben auf dieser Erde kann schön sein, doch an nicht wenigen Tagen sehnt es sich ohnmächtig nach Glanz und Freude. Dass es auch irgendwann einmal dir selbst etwas recht macht.
Unsere Geschichte, die Erzählung unserer Religion rankt sich um dieses Kind, dass einmal der Gesalbte sein wird: Der „Christos“, wie es auf Griechisch heißt, „Maschiach“ auf Hebräisch.
Lukas erzählt, dass dieses Kind der Retter, der Messias genannt wird. Dass eine Eltern es Jesus nennen werden, erfahren wir erst später, es ist Lukas offenbar nicht so wichtig.
Wichtig ist, dass es gesalbt ist, wie Könige gesalbt werden. So wie es auch im ersten Teil unserer Bibel zu lesen ist: Von David, von Salomo, von Saul. In Gottes Auftrag zu Königen gesalbt sollen sie Gottes Gerechtigkeit Geltung verschaffen.
Alle drei versuchen dabei ihr Bestes, alle drei scheitern, der eine mehr, der andere weniger, aber sie scheitern alle. Ob doch noch einmal einer kommt, der nicht scheitert? Oder gar einE ?
Eine alte Hoffnung. Schon im Buch des Propheten Jesaja ist zu lesen (9,1-6):
Das VOLK, DAS IM FINSTERN wandelt,
sieht ein großes Licht,
und über denen, die da wohnen im finsteren Lande,
scheint es hell.
Du weckst lauter Jubel, du machst groß die Freude…
Du hast die schwere Last von ihren Schultern genommen.
Du hast die Waffen zerbrochen.
… Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben,
und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter;
und er heißt Wunder- Rat, Gott- Held,
Ewig- Vater, Friede- Fürst;
auf dass seine Herrschaft groß werde
und des Friedens kein Ende … in seinem Königreich,
dass er’s stärke und stütze … von nun an bis in Ewigkeit.
Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.
Das ist nichts, was der Prophet selbst erlebt hätte. Das ist etwas ganz anderes: Es ist sein großer Traum. Sein Traum von seinem Gott, der die dunkle Welt hell macht. Der sie in Jubel ausbrechen lässt. Der Lasten nimmt und Kriege beendet.
Es ist der Traum von einem Herrscher, der diese Welt wunderbar verändert, der große Namen trägt: Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.
Namen sind nicht Schall und Rauch. Bei Jesaja drücken sich in diesen Namen die Hoffnungen seiner ganzen Generation, man kann sogar sagen: Der ganzen Menschheit aus.
Für Jesaja wäre unter diesen vier Namen dann auch der wichtigste, gewissermaßen der unterstrichene Rufname:
„Friedefürst“, denn er schreibt ja:
„auf dass seine Herrschaft groß werde
und des Friedens kein Ende … in seinem Königreich,
dass er’s stärke und stütze … von nun an bis in Ewigkeit.“
Diese Rettung der Welt vor sich selber, diesen großen Frieden, der diesen Namen endlich einmal verdienen wird – diese Rettung erwartet Jesaja nicht von irgendeinem Menschen aus sich heraus. Das sagen die Namen Gott-Held und Ewig-Vater. Sie verweisen auf niemand anderen als auf Gott selbst. Nur er kann also das Wunder vollbringen, dieser Welt Frieden zu bringen.
Und dass das nicht mit den Mitteln dieser Welt geschehen wird, steckt in dem Namen Wunder-Rat. Denn die Mächtigen dieser Welt sind machtlos, wenn es um den Frieden geht. Seht nach Israel-Palästina, seht in die Ukraine, seht nach Magdeburg.
Und seht in die Geschichte der Menschheit auf dieser Welt: Der eine erfindet das Messer zum Fleisch-schneiden oder Kartoffel-schälen, der nächste missbraucht es als Mordwaffe. Krieg, Vertreibung, Terror: Niemand kann auf dieser Welt davor sicher sein. Selbst mit bloßen Händen oder mit Psychoterror kann der Mensch dem Menschen die Hölle sein.
Und das gilt nicht nur in der großen Politik. Das gilt auch in der Schule, im Beruf, in den Familien, sogar im Kindergarten oder in der Kirchengemeinde. Diesen Teufels-Kreislauf kann nur Gott durchbrechen. Nur er kann seinem Menschen zeigen, wie er gedacht ist, wie er Frieden schaffen kann. Und das geht nur durch ein Wunder: Das Wunder eines Neuanfangs.
Dass dieser Neuanfang in einer NEUEN Welt möglich wäre, daran zweifelt niemand, der Gott kennt, auch nicht Jesaja. Am Ende aller Zeiten, in Gottes Ewigkeit wird es diesen Neuanfang ohne Zweifel geben, und auch dieser Neuanfang wird ein Wunder sein: Wenn Himmel und Erde vergehen und Gott einen neuen Himmel eine neue Erde schaffen wird.
Doch so lange wird Gott diesem Treiben auf der Erde nicht tatenlos zusehen. Er wird schon in DIESER Zeit das Wunder eines Neuanfangs geschehen lassen: Das Wunder eines neuen Lebens, das Wunder eines Kindes, das die Geschicke dieser Welt ändern wird. „Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth“, des Herrn aller Heerscharen, wie dieser Name Gottes zu übersetzen ist. Gott wird ihn senden, den Fürst des Friedens, den Friedefürst.
Meine Schwestern meine Brüder:
Wer würde ihn nicht träumen, diesen Traum des Jesaja? Den Traum vom großen Frieden? In den Familien, in den Nationen, in der Welt? Vor dreitausend Jahren ebenso wie heute?
„Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth“ – das waren für Lukas keine leeren Worte. Der Evangelist Lukas KANNTE diesen Traum nicht nur, er war überzeugt, selbst erlebt zu haben, dass er sich ERFÜLLT habe. So bringt er alles zusammen:
Die Hirten auf dem Feld bekommen von dem Engel des Herrn „große Freude“ verkündigt. Denn sie werden den Heiland sehen, den Messias, den Christus.
Dann lässt Lukas den Chor der Engel hören, der Gott die Ehre singt – und den Menschen auf der Erde eben das, was sie am meisten ersehen: Frieden.
Friede – das ist der Name dieses Kindes, seine Botschaft, ja das ist es selbst. „Friedefürst“ – das mag der Hauptname des Kindes sein, das seine Eltern acht Tage später einmal mit Vornamen Jesus nennen sollten.
„Jesus“, auf Deutsch: Gott rettet. So hat ihn seine Mutter gerufen, seine Jünger nannten ihn Meister, die ersten Gläubigen „Kyrios Christos“, Christus, der Herr. „Friedefürst“, dieser Name schwingt überall mit, wo wir von Jesus sprechen.
Frieden und Gerechtigkeit werden sein Werk sein, und seine Mittel dazu sind auf dieser Welt leider einzigartig: keine Gewalt, nur das Wort, das Wort der Liebe.
Liebe ist alles, ohne Liebe ist alles nichts. Das ist die Botschaft des Kindes in der Krippe zu Bethlehem. Und seit seiner Geburt ändert er die Welt: Er erreicht die Herzen von Menschen, und diese Menschen folgen der Liebe Gottes und leben aus und für diese Liebe des Fürstens des Friedens.
Friedefürst – bis heute ein hoffnungsvoller Name, für jeden von uns.
Aber er stellt auch unser Fest in Frage:
Ist unser Heiliger Abend am Ende mehr Gerede und Feier
als Liebes-Erfahrung?
Geben wir diesem Geheimnis der heiligen Nacht, dem Kind, das heute uns geboren, diesem Friedefürst eine reelle Chance, in unserem Leben Wurzeln zu schlagen – über diese Christvesper hinaus?
In unserer Familie, in unserem Leben mit anderen,
in unserem Umgang mit uns selbst, in unserer Festtagsfreude?
Lasst uns an diesem Weihnachten nicht vorbei feiern. Öffnet Augen und Herzen, denn Gott tut das Seine: „Denn uns ist ein Kind geboren“ – und, das hat für uns einen Wunder-Rat:
Die Liebe Gottes, die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sind das Licht der Welt, das allen Menschen Frieden bietet.
AMEN.
EG 33:
Brich an, du schönes Morgenlicht,
und lass den Himmel tagen!
Du Hirtenvolk, erschrecke nicht,
weil dir die Engel sagen,
dass dieses schwache Knäbelein
soll unser Trost und Freude sein,
dazu den Satan zwingen
und letztlich Frieden bringen.
2. Willkommen, süßer Bräutigam,
du König aller Ehren!
Willkommen, Jesu, Gottes Lamm,
ich will dein Lob vermehren;
ich will dir all mein Leben lang
von Herzen sagen Preis und Dank,
dass du, da wir verloren,
für uns bist Mensch geboren.
3. Lob, Preis und Dank, Herr Jesu Christ,
sei dir von mir gesungen,
dass du mein Bruder worden bist
und hast die Welt bezwungen;
hilf, dass ich deine Gütigkeit
stets preis in dieser Gnadenzeit
und mög hernach dort oben
in Ewigkeit dich loben.