Das Brot (Joh 6 47-51)

Unrecht, Leid,
Verfolgung, Erpressung,
Krankheit, Tod:
Menschen leiden am Leben
alle

Gott tröstet und spricht:

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt,
bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.
Johannes 12,24
***
Johannes, Meister des Wortes,
der Metapher und der Meditation,
über Brot, Leben, essen, haben und sein.
So im Predigttext für heute, ich lese aus dem Evangelium nach Johannes Kapitel 6 die Verse 47 bis 51, wonach Jesus sagt:

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
Wer glaubt, der hat das ewige Leben.
Ich bin das Brot des Lebens.
Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen
und sind gestorben.
Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit,
wer davon isst, nicht sterbe.
Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist.
Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.
Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch –
für das Leben der Welt.

Brot.
Nicht irgendETWAS zum Essen.
So wie Götterspeise mit Vanillesauce.
Plastebecherpudding von Doktor Weißichnicht
oder vollvegan bio im abbaubaren Pappbehälter.
Brot ist mehr. Brot ist alles.

Brot ist Nahrung für Körper und Geist.
GRUNDnahrungsmittel.
Wer mag es nicht. So viel Geschmack, so viele Sorten.
Selbst Menschen, die Glutenfrei leben müssen,
sehnen sich nach Brot und FINDEN inzwischen,
wonach sie suchen, glutenfrei.
Brot.

Und dieser Duft.
Wenn es warm und knusprig ist und sein Duft
einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
In der Straße vor der Bäckerei.
Oder in der Tüte im Auto auf dem Rücksitz.
Oder zuhause in der Küche.
Wer kann da schon widerstehen?!

Brot ist mehr als Essen.
Wer sein tägliches Brot hat, hat wenig Sorgen.
Martin Luther:
Was heißt denn täglich Brot?
Alles, was zur Leibes Nahrung und Notdurft gehört, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker Vieh, Geld, Gut, fromm Gemahl, fromme Kinder, fromm Gesinde, fromme und treue Oberherren, gut Regiment, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und dergleichen.

Und dergleichen.
Mein Haus, mein Auto, meine Yacht.
Auch kleine Brote sind wichtig.
Brötchengeber geben nicht nur Brötchen.
Sie versprechen Beschäftigung, Einkommen, Auskommen.

Wer kein täglich Brot hat, lebt das Leben als Kampf.
Täglich. Weltweit.
Brot für die Welt –
mühsamer Kampf gegen Hunger, Ausbeutung
und globale Ungerechtigkeit.
Der reale Kampf um die Chancen des Lebens.
Jeden Tag, jedes Jahr,
bei uns vor allem alle Jahre wieder zu Weihnachten.

Der Gott der Himmel tritt ein
in den realen Kampf der Lebenden auf Erden.
Johannes: Und das Wort ward Fleisch.
NICHT: Und das Fleisch ward Wort!
Gott weiß um die Bedeutung des täglich Brot
für Leib UND Seele.

Brot verbindet Gottes Schöpfung und des Menschen Arbeit.
Erde, Sonne, Wasser und Korn.
Dazu des Menschen Mühe auf dem Feld, in der Mühle
und in der Backstube.
Und auf den Straßen dazwischen.

Brot. 270 mal kommt das Wort in der Bibel vor.
Heilig gibt es nur 119 mal.
Gleich beim ersten Mal als Symbol der Mühe.
„Im Schweiße Deines Angesichtes sollst du dein Brot essen“ (1. Mose 3, 19)

Kein Urlaub in der Südsee bei 40 Grad im Schatten.
Sondern die Quittung dafür, dass Mensch und Menschin
ohne Gott auskommen wollten.
Im Schweiße seines Angesichtes wird Adam nun sein Brot essen.
Auch Eva bekommt nichts mehr leicht und unbeschwert.
Erst recht keine Kinder.
Brot: Die Mühe des Lebens steckt in ihm.

Brotfest. Die Freude des Lebens.
Das Fest der ungesäuerten Brote, das Mazzenfest.
Es erinnert mit dem Passa
an den Auszug der Israeliten aus Ägypten.
An das Ende der Sklaverei.
An die Befreiung zu selbstbestimmten Leben.
Brot wird zum Symbol des Lebens.
Und Symbole versteht man schneller als komplizierte Beschreibungen oder lange Reden.

Brot.
Ich bin das Brot des Lebens.
Das Brot, was vom Himmel kommt.
Damit, wer davon isst, nicht sterbe.

Was sagt der da? Jesus, Sohn der Maria und des Zimmermanns?
Wer von diesem Brot isst…:
Wollte Jesus ihnen sein Fleisch zu essen geben?
Hielt er sie gar für Kannibalen?

Später sogar noch die Spitze:
„Wenn ihr nicht esst das Fleisch des Menschensohns
und trinkt sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch!“ (V53b) .

Blut trinken.
Das wirklich letzte, was einem Juden passieren durfte.
Blut stand in gar keiner Form auf dem Speiseplan,
auch nicht als Topfwurst (alternativ Grützwurst/lose Wurst).
Das war und ist gegen jede Regel.

Ich bin- sagt Jesus.
Ich bin das Licht der Welt (Joh 8,12 und 9,5);
Ich bin die Tür (Joh 10,9);
Ich bin der gute Hirte (Joh 10,11);
Ich bin die Auferstehung und das Leben (Joh 11,25);
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6);
Ich bin der Weinstock (Joh 15,5).

Ich bin der Schönste, der Beste, der Größte.
Ovid erzählt von Narziss. Ein Jüngling,
der alle Verehrerinnen und auch Verehrer zurückweist.
Nachdem sich einer von denen aus Kummer das Leben nimmt, bestrafen die Götter Narziss mit unstillbarer Selbstliebe:
Er verliebt sich in sein eigenes Spiegelbild,
das er im Wasser einer Quelle erblickt.
Obwohl er die Täuschung durchschaut,
kann er sich nicht von diesem Bild abwenden und stirbt,
um sich im Tod in eine Narzisse zu verwandeln.

Narzissmus: Der Beziehungszerstörer.
Kaum ein Kraut scheint dagegen gewachsen zu sein.
Lieber einen großen Bogen machen
als neben oder gar mit einem Narzissten leben zu müssen.

Keinen großen Bogen machen die Menschen um Jesus.
Hunderte, ja Tausende zieht es zu ihm.
Er versammelt sie, sie lagern sich auf weichem Gras.
Jesus gibt ihnen zu Essen. Fünftausend mal Brot und Fisch.
Es REICHT nicht nur für alle, sie werden alle SATT.
Von zwei Fischen und fünf Gerstenbroten eines Jungen
bleibt übrig die Fülle:
Zwölf Körbe voller Brot (6 1-13).

Ich bin das Brot des Lebens. Sagt Jesus.
Die Menschen beginnen, zu verstehen.
Hier redet keiner in voller Selbstverliebtheit.
Kein: Ich bin der Held, dem du folgen musst.
Kein Brötchengeber mit Beschäftigung, Einkommen
und Auskommen für alle.

Jesus ist vom Zwang zur narzisstischen Selbstbespiegelung befreit, denn sein Selbst hat seinen Grund
in Gott.
Dessen Wort FLEISCH wird und das Brot schafft,
das Leben wirkt.
Nicht nur täglich, sondern ewig.

Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen
und sind gestorben.
Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit,
wer davon isst, nicht sterbe.

Jesus weiß, wer er ist,
weil er weiß, wer Gott ist.
Jesus weiß, was er tun wird,
weil er weiß, was Gott tun wird.

Passion: Keine Selbstverleugnung Jesu.
Sondern freiwillig gewählter Akt der Selbstverwirklichung.
Verwirklichung des Selbst,
das aus Gott kommt, aus Gott lebt, zu Gott lebt.
Die Menschen beginnen, zu verstehen.
Wer Jesus nachfolgt, kann sich verwirklichen,
weil Gott VATER ist
Vater des wirklichen Menschen
in Frau, Mann, Kind.

Liebe Gemeinde,

Mitten in die 40 Wüstenjahre des Volkes Israels
fällt das Brot vom Himmel.
Manna, dass das Volk über- leben lässt.

Mitten in den 40 Tagen Passionszeit,
für viele als Fastenzeit begangen, ist zu hören:
Jesus- das Brot des Lebens.
„…Brot Gottes, das vom Himmel kommt
und gibt der Welt das Leben“ (V 33)

Leben, dass zwar den ersten Tod kennt,
aber den zweiten Tod nicht sterben muss.
Nicht allein zeitloses Leben jenseits dieses Lebens,
sondern auch ein Leben besonderer Qualität
mitten in diesem Leben.

Es gibt Brot, das nicht Leben schafft, sondern den Tod.
Und es gibt Brot, das ewiges,
also über den Augenblick hinausweisendes,
dem Tod widerstehendes
und ihn überwindendes Leben gibt.
Eben dieses Brot, das von Gott kommt,
gibt der Welt ZUALLERERST das Leben.
Dieses Brot vom Himmel ist dazu da,
um auf der Erde Leben zu schaffen.

Jesus ist dieses Brot, das Leben schafft.
„Nimm hin und iss vom Brot des Lebens,
nimm hin und trink vom Kelch des Heils“:
Wir TRINKEN vom Blut des Menschensohnes,
wir ESSEN von seinem Fleisch.
Wenn wir Abendmahl feiern, haben wir Teil
an diesem Leben, das man ewig nennt.

Wir feiern das ewige Leben, wenn wir in seinem Namen versammelt sind und das Wort hören, das Fleisch wurde.
Brot und Wein, die ewigen Symbole der Leidenschaft Gottes,
die uns Gedächtnis werden.

Gedächtnis der Liebe Gottes,
die das Kreuz nicht scheut und zum Brot des Lebens wird.

Gedächtnis der Gnade unseres Herrn Jesus Christus,
dessen Blick das in uns zum Vorschein kommen lässt,
was Gott wohlgefällig ist.

Gedächtnis der Gemeinschaft des Heiligen Geistes,
die uns heute leben und den Tod überleben lässt,
der uns sonst das Leben entrissen hätte.

Die Liebe Gottes und die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sind das Brot des Lebens.
AMEN

Dieser Beitrag wurde unter Predigten abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.