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GLOCKEN, dabei:
Willkommen zu unserem Gottesdienst
am Sonntag Jubilate.
Die Lieder dafür finden Sie im Evangelischen Gesangbuch.
Wir sagen sie jeweils an; wer sie schon vorher heraussuchen will, es sind die Nummern:
455, 281, 107, 432, 112 und 99.
Lektorin ist heute Sabine Dörr,
mein Name ist Malte Koopmann.
Als Musik zum Eingang hören Sie heute
David Qualey an der Gitarre:
Morgenlicht leuchtet.
MUSIK zum Eingang
VOTUM Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen./ Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, /der Bund und Treue hält ewiglich
und der nicht preisgibt das Werk seiner Hände.
Dritter Sonntag nach Ostern:
Jubilate
Jubilate ist der Sonntag der Neuschöpfung:
Erinnerung an die erste Schöpfungsgeschichte,
Jubel über die Auferstehung als Neuschöpfung,
Hoffnung auf den verheißenen neuen Himmel und die neue Erde.
Wer jubelt, ist fröhlich.
Gerade im Frühling fällt das leicht:
LIED 455
1. Morgenlicht leuchtet, rein wie am Anfang.
Frühlied der Amsel, Schöpferlob klingt.
Dank für die Lieder, Dank für den Morgen,
Dank für das Wort, dem beides entspringt.
2. Sanft fallen Tropfen, sonnendurchleuchtet.
So lag auf erstem Gras erster Tau.
Dank für die Spuren Gottes im Garten,
grünende Frische, vollkommnes Blau.
3. Mein ist die Sonne, mein ist der Morgen,
Glanz, der zu mir aus Edena aufbricht!
Dank überschwänglich, Dank Gott am Morgen!
Wiedererschaffen grüßt uns sein Licht
LITURGISCHE HINFÜHRUNG + SP
Ostern- Fest neuen Lebens
Altes vergeht
Neues beginnt
neue Hoffnung wächst
Lasten werden anders getragen
neues Leben gefunden
Tod wird überwunden
der Frühling hält Einzug
neue Trauben entstehen am Weinstock
Ostern
SEINE Auferstehung von den Toten
macht uns lebendig
das Geheimnis
schon JETZT, denn
Ist jemand in Christus,
so ist er eine neue Kreatur;
das Alte ist vergangen,
siehe, Neues ist geworden.
(2 Korinther 5,17)
***
Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen! Denn der Herr ist ein großer Gott.
Lasst uns aus Psalm 66 im Wechsel beten:
Jauchzet Gott, alle Lande!
2 Lobsinget zur Ehre seines Namens;
rühmet ihn herrlich!
3 Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke!
Deine Feinde müssen sich beugen
vor deiner großen Macht.
4 Alles Land bete dich an und lobsinge dir,
lobsinge deinem Namen.
5 Kommt her und sehet an die Werke Gottes,
der so wunderbar ist
in seinem Tun an den Menschenkindern.
6 Er verwandelte das Meer in trockenes Land,
sie gingen zu Fuß durch den Strom;
dort wollen wir uns seiner freuen.
7 Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich,
seine Augen schauen auf die Völker.
Die Abtrünnigen können sich nicht erheben.
8 Lobet, ihr Völker, unsern Gott,
lasst seinen Ruhm weit erschallen,
9 der unsre Seelen am Leben erhält
und lässt unsere Füße nicht gleiten.
AMEN
LIED 281,3
3. Anbetung, Ehre, Dank und Ruhm
sei unserm Gott im Heiligtum,
der Tag für Tag uns segnet;
dem Gott, der Lasten auf uns legt,
doch uns mit unsern Lasten trägt
und uns mit Huld begegnet.
Sollt ihm, dem Herrn der Herrlichkeit,
dem Gott vollkommner Seligkeit,
nicht Ruhm und Ehr gebühren?
Er kann, er will, er wird in Not
vom Tode selbst und durch den Tod
uns zu dem Leben führen.
LEKTORIN
Ich erinnere an das zweite Gebot:
Du sollst dir kein Bildnis
noch irgendein Gleichnis machen,
weder von dem, was oben im Himmel,
noch von dem, was unten auf Erden,
noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist:
Bete sie nicht an und diene ihnen nicht.
Denn ich, der HERR, dein Gott,
bin ein eifernder Gott,
der die Missetat der Väter heimsucht
bis ins dritte und vierte Glied
an den Kindern derer, die mich hassen,
aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden,
die mich lieben und meine Gebote halten.
Dazu lesen wir im Heidelberger Katechismus zu Frage 97:
Darf man denn gar kein Bild machen?
GOTT kann und darf in keiner Weise abgebildet werden.
Die Geschöpfe dürfen abgebildet werden, aber Gott verbietet,
Bilder von ihnen zu machen und zu haben,
um sie zu verehren
oder ihm damit zu dienen.
Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?
Nein, sondern es kommen auch die frömmsten Menschen
in diesem Leben über einen geringen Anfang
dieses Gehorsams nicht hinaus.
Wohl aber beginnen sie, mit fester Absicht
nicht nur nach einigen, sondern nach allen Geboten Gottes zu leben.
AMEN.
Im Licht der Gebote Gottes ist zu erkennen,
wie sehr wir angewiesen sind
auf die Barmherzigkeit des Herrn.
Lasst uns beten:
Gott,
wir sind hier,
um uns an dich und deine Taten
erinnern zu lassen.
Was wir heute hören
soll uns tragen
über die Abgründe unserer Sorgen,
soll uns Halt geben
im Strudel unsrer trüben Gedanken,
soll uns bewahren,
in unserm Selbstmitleid zu versinken.
Du, unser Gott,
hast schon früher
die tiefen Kerker der Trauer geöffnet,
hast die Meere der Angst geteilt
und Menschen in die Weite
neuen Freiheit geführt.
Gott, was du früher getan hast,
das tu auch an uns,
damit das Jubellied von früher
auch zu unsrem Jubellied wird.
AMEN.
Halleluja.
Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist
in seinem Tun an den Menschenkindern.
Halleluja!
Der Herr ist auferstanden,
er ist wahrhaftig auferstanden.
Halleluja!
AMEN
LIED 107 1+2
1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
dass du vom Tod erstanden bist
und hast dem Tod zerstört sein Macht
und uns zum Leben wiederbracht.
Halleluja.
2. Wir bitten dich durch deine Gnad:
nimm von uns unsre Missetat
und hilf uns durch die Güte dein,
dass wir dein treuen Diener sein.
Halleluja.
Aus der Apostelgeschichte des Lukas Kap. 17 ab Vers 22
22 Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. 23 Denn ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.
24 Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. 25 Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt. 26 Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, 27 dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. 28 Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts. 29 Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht.
30 Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun. 31 Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er richten will den Erdkreis mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.
32 Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören. 33 So ging Paulus weg aus ihrer Mitte. 34 Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.
Selig sind,
die das Wort Gottes hören und bewahren! (Lk 11, 28)
AMEN.
Als Glaubenszeugnis lese ich die Antwort
des Heidelberger Katechismus zu Frage 90
Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?
Herzliche Freude in Gott durch Christus haben
und Lust und Liebe,
nach dem Willen Gottes
in allen guten Werken zu leben.
AMEN
LIED Gott gab uns Atem 432
1. Gott gab uns Atem, damit wir leben.
Er gab uns Augen, dass wir uns sehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben,
dass wir auf ihr die Zeit bestehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben,
dass wir auf ihr die Zeit bestehn.
2. Gott gab uns Ohren, damit wir hören.
Er gab uns Worte, dass wir verstehn.
Gott will nicht diese Erde zerstören.
Er schuf sie gut, er schuf sie schön.
Gott will nicht diese Erde zerstören.
Er schuf sie gut, er schuf sie schön.
3. Gott gab uns Hände, damit wir handeln.
Er gab uns Füße, dass wir fest stehn.
Gott will mit uns die Erde verwandeln.
Wir können neu ins Leben gehn.
Gott will mit uns die Erde verwandeln.
Wir können neu ins Leben gehn.
LASST UNS BETEN:
Gott, wir danken dir für die Zeiten,
in denen wir lachen, frei aufatmen und mutig sein können.
Stärke uns in den Zeiten, in denen uns das Lachen vergeht,
wenn wir unter der Last des Lebens leiden.
Führe uns dann hinaus
aus Trauer zur Freude,
aus Angst zur Hoffnung,
aus Tod zum Leben.
AMEN
GNADE SEI MIT EUCH und Friede von dem,
der da ist, der da war und der da kommt. AMEN!
Ein schönes und zugleich schwieriges, für manchen sogar verstörendes Bild hat der Evangelist Johannes überliefert. Er hat einen großen Teil seines Evangeliums den sogenannten „Abschiedsreden“ Jesu an seine Jünger gewidmet. Und hier in Kap. 15 ab Vers 1 ist der Predigttext für heute zu finden, nach dem Jesus sagt:
1 »Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weinbauer.
2 Jede Rebe an mir, die nicht Frucht trägt, schneidet er ab; eine Rebe aber, die Frucht trägt, schneidet er zurück; so reinigt er sie, damit sie noch mehr Frucht hervorbringt.
3 Ihr seid schon rein; ihr seid es aufgrund des Wortes, das ich euch verkündet habe.
4 Bleibt in mir, und ich werde in euch bleiben. Eine Rebe kann nicht aus sich selbst heraus Frucht hervorbringen; sie muss am Weinstock bleiben. Genauso wenig könnt ihr Frucht hervorbringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.
5 Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wenn jemand in mir bleibt und ich in ihm bleibe, trägt er reiche Frucht; ohne mich könnt ihr nichts tun.
6 Wenn jemand nicht in mir bleibt, geht es ihm wie der ´unfruchtbaren` Rebe: Er wird weggeworfen und verdorrt. Die verdorrten Reben werden zusammengelesen und ins Feuer geworfen, wo sie verbrennen.
7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, könnt ihr bitten, um was ihr wollt: Eure Bitte wird erfüllt werden.
8 Dadurch, dass ihr reiche Frucht tragt und euch als meine Jünger erweist, wird die Herrlichkeit meines Vaters offenbart.«
Der Weinstock als DIE Kulturpflanze des Altertums: In der rabbinischen Literatur ist er als Lebensbaum gedeutet. Dieser Baum des Lebens steht im Mittelpunkt des Bildes, das Jesus hier nutzt.
Schön an diesem Bild finde ich die Verbindung des Menschseins mit der Natur. Hier sind Kräfte am Werk, die ohne mein Zutun den Garten Gottes von allein wachsen und gedeihen lassen. Ich finde das entlastend. Dass mein Leben gelingt, hängt nicht allein von mir ab.
Andererseits hat das Bild etwas Zwanghaftes an sich. Mein Leben erscheint angebunden, fest verwachsen, irgendwie erstarrt. Ich scheine keine Wahl zu haben. Zwischen Weinstock und Rebe gibt es keine Freiheit, keinen Millimeter Spielraum. Mein Verhältnis zu Gott stelle ich mir gern weiter und freier vor.
Und der bedrohliche Nebenton ist auch nicht zu überhören: Unnütze Reben werden abgeschnitten und ins Feuer geworfen. Mir fällt dieser miese Reimspruch ein: „Und willst du nicht mein Jünger sein, dann …“ – wie der weitergeht, wisst ihr selber.
Und auch wenn ich mir für mich das „Bleiben im Hause des Herrn“ (Ps 23) immer wünsche, bekommt das Bleiben hier eine merkwürdige Unbeweglichkeit. Der Münchner Komiker Karl Valentin hat diese Unbeweglichkeit einmal auf sehr diffizile Weise in einem Wortspiel zum Ausdruck gebracht:
„Du bleibst hier, und zwar sofort!“
Warum sollen wir diesen Text gerade heute hören?
Am Jubelsonntag der Neuschöpfung durch die Auferstehung?
Warum eine Abschiedsrede in der Osterzeit?
Jesus weiß, welches Schicksal auf ihn wartet. Er will nicht, dass seine Jüngerschaft in ein großes, schwarzes Loch fällt, wenn er sterben muss.
Johannes ist das auch wichtig. Seine Gemeinde lebt Generationen nach Karfreitag und Ostern und muss an jedem Tag neu lernen, mit und von einem Jesus zu leben, der als der Christus so ganz anders IST
als jeder auf der Erde lebende Mensch.
Und so leben ja auch wir: Auch wir haben den Menschen Jesus aus Nazareth nie zu Gesicht bekommen. Wir haben Abschied nehmen müssen von dem Gedanken, er könne uns einfach so die Hand auf die Schulter legen oder uns anders körperlich nahe sein. Schon der Karfreitag hat das ja ein für alle Mal beendet.
Und als ob ein Abschied nicht reichte, kommt gleich noch ein zweiter. Heute ist ungefähr Halbzeit. Halbzeit zwischen Auferstehung und Himmelfahrt. Der Auferstandene, der den Jüngern als Mensch aus Fleisch und Blut erschien, dem Thomas die Finger in die Wundmale legen durfte: Der Auferstandene wird diese Erde verlassen, um zur Rechten des Thrones Gottes die Welten zu beherrschen. Lässt er uns nicht im Kalten zurück, unerreichbar fern und ganz und gar unnahbar?
Bleiben wir nicht allein und auf uns selbst gestellt?
Nein, sagt Johannes. Es ist wie mit dem Weinstock und den Reben. Seht genau hin. Sicher steht der Weinstock immer an derselben Stelle. Solange er lebt, kann er nicht einfach den Ort wechseln wie ein Mensch das kann. Aber er LEBT. Sein Organismus funktioniert. Und sehr viel lebendiger, als es nach außen hin den Anschein haben mag.
Und seine Früchte sind einfach wunderbar.
Schon im Alten Testament ist der Weinstock ein bevorzugtes Bild für die Erwählung Israels. Die Worte, die dabei für den Weinstock genutzt werden, sind dabei die gleichen, wie sie für Liebe, Lust und Leidenschaft genutzt sind.
Psalm 80 (9+10) beschreibt Israel als einen Weinstock, den Gott liebevoll in Ägypten ausgegraben und nun neu eingepflanzt hat. Seine Wurzeln füllen das Land, seine Ranken strecken sich bis zum Meer und werfen sogar Schatten auf die Berge.
Bei Hosea beispielsweise wird der Weinstock zum Gleichnis für ein Liebesdrama zwischen Gott und seinem Volk. Der Zeit des heißen Verliebtseins folgen die ersten Enttäuschungen und gegenseitigen Vorwürfe. Und doch können beide nicht voneinander lassen.
Verletzte Liebe verwandelt sich in Zorn. Hosea beklagt die faulen Früchte des Götzendienstes am Weinstock Israel. Hesekiel droht mit einem Feuergericht am Holz des Weinstocks (Hes 15) und der Verpflanzung des Weinstock in die Wüste (Hes 19,10–14).
Hier bei Johannes ist es dagegen ein eher ruhiges, geradezu friedliches Bild vom Weinstock. Im Zentrum steht Jesus als der Weinstock. An ihm machen sich verschiedene Beziehungen fest.
Zuerst ist er der Sohn als Weinstock und Gott Vater als Weingärtner. Dann ist er der Christus als Weinstock und die Gemeinde als Reben. Sohn und Gemeinde bilden ein natürliches Ganzes. Der Vater ist der, der das Leben erhält und pflegt. Und der Weinstock mit seinen Früchten ist die sicht- und schmeckbare Herrlichkeit Gottes. Eine Erinnerung an das Abendmahl, die nicht rein zufällig, sondern gewollt sein dürfte.
Damit wird noch mehr Leben im scheinbar starren Weinstock sichtbar. Es geht um das Fruchtbringen und das Bleiben.
Das Bleiben ist Bedingung für das Fruchtbringen, und das Fruchtbringen letztlich das Ziel des Lebens am Weinstock. Hier hat das Reinigen und Abschneiden seinen Zweck. Es ist eben NICHT Selbstzweck: Nur ein gut gepflegter Weinstock bringt reiche Frucht, lässt die Herrlichkeit Gottes sehen.
Und niemand aus der Jüngerschaft muss sich um das Reinigen und Abschneiden sorgen oder gar kümmern. Der Weingärtner sorgt und kümmert sich darum. Gott selbst.
Damit die Jüngerschaft hier keinen Schreck bekommt, weil sie fürchten muss, irgendwann unters Winzermesser zu kommen, verlässt Jesus kurz das Bild: „Ihr seid schon rein; ihr seid es aufgrund des Wortes, das ich euch verkündet habe.“ (V.3)
Wenn die Jüngerschaft Frucht bringen will, muss sie also nichts weiter tun als „bleiben“. Und dieses Bleiben ist eben NICHT einfaches Verharren in Unbeweglichkeit. Wohl aber ist es die Entscheidung für oder gegen Jesus, an der sich das Heil, das Bleiben oder Abschneiden festmachen wird. Denn Jesus ist der wahre Mensch im Weingarten Gottes. Und wer wollte sich gegen das Leben entscheiden?
„Bleibt in mir, und ich werde in euch bleiben.“ So eng und vertraut miteinander sind wohl nur Liebende. So wie schon im „Hohen Lied“ ist, wo der Weinstock ein Symbol der Liebe (Hld 2,13) ist und das Glück des Einsseins beschreibt. Das Glück des Zusammenseins und Zusammenbleibens und des gemeinsamen Wachsens.
Darum lässt Johannes das Wort vom Bleiben in einer Abschiedsrede gesagt sein. Denn daraus entwickelt es seine Kraft. Bleiben heißt eben nicht, ausharren zu müssen, auf Nummer sicher zu gehen, jedes Risiko zu scheuen und die Liebe zum Ruhekissen für die eigene Untätigkeit zu machen.
Die vom Abschied überschatteten Situation lässt die entscheidende Erkenntnis aufscheinen. Die bevorstehende leibliche Trennung zwingt zur Deutlichkeit. Wenn Jesus scheidet, müssen sich die Seinen ENTscheiden. Und das fordert Bewegung bis hin zu Verlust, Enttäuschung und Leid.
Damit sind die Worte vom Wegwerfen, Verdorren und Verbrennen keine Drohung mehr. Sie beschreiben vielmehr eine Erfahrung: Die Entwicklung zu echter Bindungsfähigkeit ohne Abhängigkeiten geht nicht ohne Brüche, nicht ohne Verletzungen und schmerzhafte Trennungen ab.
Nur wer lernt loszulassen, wird fähig zum Bleiben. Dadurch verändern sich Beziehungen. Gegenseitige Abhängigkeit und Einengung wird abgelöst durch Freiheit zur Bindung. Das ist Lebenserfahrung: Wer loslassen kann, bei dem ist gut bleiben. Und so wird johanneische Wort vom Bleiben zu einem Bild wahrer Liebe. Wahre Liebe hält sie aus, die Spannungen von Bleiben und Gehen, Loslassen und Festhalten, Einswerden und Verschiedensein. Wahre Liebe hält all das aus.
Meine Schwestern, meine Brüder:
Für mich ist die Weinstockrede ein beruhigendes Bild von der Kraft, die im Glauben wohnt. Von der Dauerhaftigkeit der Beziehungen zu Gott, die mir durch Christus geschenkt ist.
„Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben“ – Christus ist der, an dem alles hängt, was leben will. So wird das Christsein das Natürlichste der Welt. Man kann einfach dran bleiben. Alles andere kommt wie von selbst oder besser: von Gott.
Beruhigend: Glauben ist ein Vorgang. Er kann wachsen und sich entwickeln. Mit meiner Leistung hat das nichts zu tun. Und Fruchtbringen bedeuten darum nicht, Ergebnisse des eigenen Tuns und Glaubens vorweisen zu müssen. Eine sinnvolle Alternative zum Wachsen und Gedeihen am Baum des Lebens gibt es nicht. Eine Trennung von Gott wäre gegen seine Natur. Ohne ihn finde ich auch den Sinn meines Lebens hier auf dieser Erde nicht. Mit seiner Liebe aber ist dieser Sinn mir geschenkt.
Es gibt Menschen, die suchen ihr Glück ohne diese Liebe. Karriere, Wohlstand, Familie, Werte und Normen – nur um die gängigsten Glücksbeschaffer zu nennen. Und oft haben sie dafür ganz einfache Rezepte, die sich zwischen zwei Buchdeckel oder in Parteiprogramme schreiben lassen und die sichere Wege aus der Glücks-Krise versprechen.
Was aber bleibt in einer Welt, die sich immer und rasant verändert? Was ist verlässlich in einer Gesellschaft, in der das, was heute gilt, morgen schon falsch sein kann? Was bleibt richtig, wenn es zum Beispiel nur um das Tragen des Mundschutzes in diesen Corona-Tagen geht, wenn sich hier nicht einmal die Virologen einig sind?
„WAS bleibt?“ Kein Mensch kann das sicher wissen. Aber wir in Christus können wissen, „WER bleibt“. Der Weinstock bleibt, weil der Weingärtner bleibt. Und das ist ein wichtiges Korrektiv, in unserem Alltags-Leben wie in der Kirche.
Wie überall im Leben: Auch in der Kirche gibt es Menschen, die Glauben MACHEN wollen. Manche haupt- oder ehrenamtliche Rebe ist in der Gefahr, die Rolle des Weingärtners übernehmen zu wollen. Sich für das Wachsen und Gedeihen im Weinberg SELBST verantwortlich zu fühlen.
Aber Jesus sagt hier: „Ohne mich könnt ihr NICHTS tun“. Und was für die Kirche gilt, gilt für jeden unserer Tage.
Im Nachdenken aber über DEN, der BEIBT, wird die Frage nach dem, was bleibt, relativ.
Wir leben in der Hoffnung auf Jesus Christus als der Wurzel unseres Lebens.
Und darum MUSS unsere Erfahrung, dass wir bei der Gestaltung unseres Lebens immer auf schwankendem Boden stehen,
den Charakter der Bedrohung verlieren.
Wenn wir uns auf diese Liebesbeziehung zu Christus einlassen,
werden wir wie Reben am Weinstock Christus sein, der von Gott liebevoll gehegt und gepflegt werden wird.
Die Liebe Gottes, die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
werden das Alte vergehen lassen
und Neues schaffen.
Wir müssen nur dranbleiben.
AMEN
„Das ist mir anzuschauen
ein rechtes Freudenspiel;
nun soll mir nicht mehr grauen
vor allem, was mir will
entnehmen meinen Mut…“
So heißt es in Strophe 3 des Liedes 112,
Auf, auf, mein Herz mit Freuden
Lasst uns die Strophen 1.3.6 singen.
LIED 112 1.3.6
1. Auf, auf, mein Herz, mit Freuden
nimm wahr, was heut geschicht;
wie kommt nach großem Leiden
nun ein so großes Licht!
Mein Heiland war gelegt
da, wo man uns hinträgt,
wenn von uns unser Geist
gen Himmel ist gereist.
3. Das ist mir anzuschauen
ein rechtes Freudenspiel;
nun soll mir nicht mehr grauen
vor allem, was mir will
entnehmen meinen Mut
zusamt dem edlen Gut,
so mir durch Jesus Christ
aus Lieb erworben ist.
6. Ich hang und bleib auch hangen
an Christus als ein Glied;
wo mein Haupt durch ist gangen,
da nimmt er mich auch mit.
Er reißet durch den Tod,
durch Welt, durch Sünd, durch Not,
er reißet durch die Höll,
ich bin stets sein Gesell.
Lasst uns beten:
Welch ein Gott bist du!
Tot warst du in unseren Augen
und bist doch der Gott des Lebens.
Öffne unsere Augen vor dem Wunder des Lebens,
dass wir den auferstandenen Herrn sehen:
ein helles Licht in unserem Alltag,
im Dunkel der Angst,
auch noch in der Nacht unseres Todes.
Lass das Licht der Auferstehung leuchten
in unseren offenen Fragen,
unseren ungelösten Problemen,
unseren verworrenen Beziehungen.
Gib uns Ausdauer, Gelassenheit
und unbeirrte Hoffnung.
Gott, lass das Licht der Auferstehung leuchten
über unseren Nächsten,
unseren Angehörigen und Freunden;
auch über allen, die es uns schwer machen:
Hilf uns bleiben, weil du uns liebst,
ohne Vorbehalt.
Lass das Licht der Auferstehung leuchten
für Menschen, die leiden:
die Überforderten mit ihrer Angst,
die Enttäuschten mit ihren Tranen,
die Kranken mit ihren Schmerzen und ihrer Todesangst,
die Armen mit ihrem Hunger,
die Fremden mit ihren Enttäuschungen,
die Verzweifelten mit ihrem Schweigen.
Zeige uns Wege, zu lieben und Leid zu mindern.
Lass das Licht der Auferstehung leuchten
in den Familien, in denen es offene
und gerade jetzt heimliche Not, Verzweiflung und Sorge gibt.
Sei du mit uns, damit wir aufstehen gegen alles,
was das Leben hindert, und einstehen für alles, was gut ist.
Wir preisen dich, lebendiger Gott,
du schaffst Licht aus der Dunkelheit.
Du hast dem Tode die Macht genommen und Leben und unvergängliche Freude ans Licht gebracht.
UNSER Vater im Himmel.
Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
AMEN.
Abkündigungen
Den nächsten Gottesdienst können sie
am Sonntag Kantate lesen und auch nachhören.
Das ist heute in einer Woche.
Sie finden die Dateien wieder auf der Seite malte minus predigt punkt de
Dort finden Sie auch die amtlichen Kollektenzwecke mit Hinweisen zur Überweisung.
Bitte bedenken sie, dass die Begünstigten mit ihrer Arbeit auf diese Kollekte angewiesen sind; auch und gerade in Corona-Zeiten. Jeder Euro von Ihnen ist eine Hilfe.
Mitte Mai berät das Presbyterium, ab wann und in vor allem in welcher Form wieder Gottesdienste in unseren Kirchen stattfinden sollen.
LIED 99
Christ ist erstanden
von der Marter alle;
des solln wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.
Wär er nicht erstanden,
so wär die Welt vergangen;
seit dass er erstanden ist,
so lobn wir den Vater Jesu Christ’.
Kyrieleis.
Halleluja,
Halleluja,
Halleluja!
Des solln wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.
SEGEN
Es segne und behüte uns der dreieine Gott.
Gott Vater,
zu dem wir jederzeit mit allen Bitten kommen dürfen;
Gott Sohn,
der uns Bruder geworden und für uns auferstanden ist,
und Gott Heiliger Geist,
der uns Beistand ist und bleiben wird.
AMEN
Hören sie zum Schluss des Gottesdienstes
noch einmal
David Qualey an der Gitarre:
Die güldne Sonne voll Freud und Wonne.
MUSIK zum Ausgang