Gott macht uns heilig (Hes 37 24ff)

 

Großer Frieden
mitten in Terror, Krieg und Leid dieser Welt
Große Gerechtigkeit
mitten in den Korruptionen und Ungerechtigkeiten unserer Tage
Bei Gott ist das alles möglich
was bei den Menschen unmöglich ist
Wir feiern die Heilige Nacht

Die Weihnachtsbilder zeigen nicht
was sich außen abgespielt hat
sondern Verborgenes und Unsichtbares
ausgebreitet vor unser aller Augen.

Das Wort ward Fleisch
und wohnte unter uns,
und wir sahen seine Herrlichkeit.
Johannes 1,14a
***
Ich mag ihn sehr, den peinlich-fröhlichen Ehrenbürger meiner Heimatstadt Brandenburg an der Havel, der den Künstler-Namen Loriot vor sich herträgt und überall in der Stadt seine Waldmöpse hat aussetzen lassen.

Loriot hat ja nicht nur ein sehr schräges Gedicht über den Advent geschrieben – mancher mag sich erinnern: „…Und dort, vom Fenster her durchbricht/ den dunklen Tann ein warmes Licht./ Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer/ die Försterin im Herrenzimmer….“ Weiter lese ich jetzt lieber nicht…

Auch zum Heiligen Abend gibt es seinen Sketch aus den 70er Jahren von ihm: „Weihnachten bei Hoppenstedts“.

Familie Hoppenstedt ist modernen Strömungen und technischen Neuerungen gegenüber durchaus aufgeschlossen. So interessiert sich Frau Hoppenstedt leidenschaftlich für den neuen Einhand-Saugblaser „Heinzelmann“, Opa Hoppenstedt für einen Bausatz „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“, das er seinem Enkelkind schenkt, während Vater Hoppenstedt dafür sorgt, dass der Weihnachtsbaum in diesem Jahr naturgrün und umweltfreundlich bleibt.

Opa Hoppenstedt ist mit naturgrün und umweltfreundlich nicht wirklich einverstanden und schimpft: „Früher war mehr Lametta!“ Im Hintergrund säuselt „Tochter Zion“. Die Familie kämpft sich durch einen Berg von Geschenken. Der Bausatz „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“ wird falsch zusammengesetzt und explodiert, man versucht erfolglos den Riesen-Berg Verpackungsmaterial im Treppenhaus verschwinden zu lassen. Im Hintergrund immer noch: „Tochter Zion, freue dich“.

Jahr für Jahr läuft das in der Adventszeit, wohl als Warnung vor alledem, was zur Bescherung alles schief laufen kann. Ihr könnt euch das. noch ein paar Tage komplett in der ARD- Mediathek ansehen.

Und ich denke jedes Mal: Ja, da ist etwas dran, Loriot hält uns den Spiegel vor, denn eigentlich hat sich seit den 70er Jahren nichts wirklich verändert.

Loriot hatte das Talent, einem peinlich schnell auf dem Nerv herumzubohren, die „typische deutsche Gemütlichkeit“ aufs Korn zu nehmen. Auch bei der Liedauswahl hatte er ein Händchen für das besonders Typische:

„Tochter Zion, freue dich, / jauchze laut, Jerusalem!/ Sieh, dein König kommt zu dir,/ ja er kommt, der Friedefürst.“ Kaum jemand, der dieses Advents- und Weihnachtslied nicht kennen würde.

Dieses Lied ist nur zu verstehen, wenn man daran denkt, dass es vielfältige prophetische Überlieferung aus dem ersten Teil unserer Bibel aufgreift, in die auch der Bibeltext für heute aus dem Buch Hesekiel 37 (24-28, Elberfelder Bibel) passt:

24 Und mein Knecht David wird König über sie sein, und sie werden alle einen Hirten haben; und sie werden in meinen Rechtsbestimmungen LEBEN und meine Ordnungen BEWAHREN und sie TUN.

26 Und ich schließe mit ihnen einen Bund des Friedens, ein ewiger Bund wird es mit ihnen sein; den gebe ich ihnen und lasse sie zahlreich werden und setze mein Heiligtum in ihre Mitte für ewig. 27 Und meine Wohnung wird über ihnen sein; und ich werde ihnen zum Gott und sie werden mir zum Volk sein. 28 Und die Nationen werden erkennen, dass ich der HERR bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum für ewig in ihrer Mitte ist.

Auf den ersten Blick hat dieser Text wenig mit Weihnachten zu tun. Doch schon auf den zweiten Blick kann sich das ändern. Denn dunkel, wie jetzt bei uns die Tage sind, und für viele auch die politische und gesellschaftliche Lage, dunkel war es auch in der Zeit des Hesekiel:

Er war im Jahr 597 v.Chr. zusammen mit dem vorletzten König Judas, Jojachin, und weiteren Angehörigen der Jerusalemer Oberschicht durch die Neubabylonier nach Babylon verschleppt worden.

Diese Verbannung, die über zwei Generationen andauern sollte, war eine schwere Zeit für das Gottesvolk; fern der Heimat, weit weg vom Zion musste man versuchen, die Menschen zusammenzuhalten und den Glauben an den Gott Israels nicht zu verlieren.

Den Propheten Hesekiel, einer der führenden Theologen seiner Zeit, treibt die Frage um, wer dieser Gott ist, der so etwas seinem Volk geschehen lässt, und was seine Ziele sein könnten.

Hesekiel tappt dabei NICHT in die Stammtisch-Falle, also wissen zu wollen, wie Gott es hätte richtig machen sollen.
Er fragt vielmehr, wie dieses für Israel so dunkle Weltgeschehen in einen Plan Gottes passen könnte, der für die Menschen nicht Dunkelheit, sondern Licht bedeutet; Heil, und nicht Unheil. Denn daran glaubt er auch weiter: Dass Gott Heil und nicht Unheil wirkt.

Und Hesekiel schreibt uns auf, wie Gott die Hoffnung seines Volkes am Leben halten wird:
Es wird einen Davidnachfahren geben, der zum König und Hirten wird. So geführt und behütet wird das Gottes-Recht gelebt, bewahrt und getan.

Und weil es so lebt, wird das Volk seinen Frieden mit Gott machen, und dieser Frieden wird aus der Zeit hinaus bis in die Ewigkeit reichen. Alles, was Volk und Gott trennt, wird keine Rolle mehr spielen.

So wird das Volk DIE Rolle übernehmen können, die bisher der Berg Zion in Jerusalem spielte: Es wird selbst zum Heiligtum Gottes auf dieser Welt werden. Gott sucht Wohnung unter den Menschen, und er findet sie in den Menschen selbst.

So wird es Wirklichkeit: „Und ich werde ihnen zum Gott und sie werden mir zum Volk“. Und weil das für alle Nationen der Welt sichtbar ist, werden auch alle Nationen erkennen, das Gott die Menschen heiligt, also den Menschen nicht zum Unheil, sondern zum Heil wird.

Hesekiel erkennt Gottes Wesen darin, sich nicht nur Israel, sondern der ganzen Welt zeigen zu wollen.
Er erkennt Gottes Wesen darin, in dieser Welt Wohnung nehmen zu wollen.
Wohnung zu nehmen bei den Menschen, die mit IHM wohnen wollen, weil sie erkennen, dass Gott Heil ihres Lebens ist.

Damit, meine Schwestern und Brüder,

ist die Erkenntnis vom ALLE Menschen umspannenden Heil Gottes
IN DIESER WELT und kann nicht mehr hinaus.
Ezechiel hat sie vor langer Zeit aufgeschrieben,
und wir können heute noch erkennen, dass sie funktioniert:
Nämlich zu Weihnachten.
Denn seit Weihnachten glauben wir, dass Hesekiel recht hatte:

Das Gottes-Kind in der Krippe, aus dem Stamm Davids, ist seither König und Hirte.
Der König und Hirte Jesus ist der, der für uns das ganze Gesetz Gottes so zusammenfasst:

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt…Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Und in diesem Gottesgesetz der Liebe fällt alles, was uns von Gott trennt.
Durch Jesus nimmt Gott Wohnung bei den Menschen,
und da, wo die Liebe der Weihnacht auch die Christenheit regiert, erkennt die Welt:

Gott heiligt die Menschen,
ER macht die Menschen und diese Welt zu seinem Heiligtum.
Es lohnt sich also, Weihnachten zu DEM Fest des Jahres zu machen!

Vielleicht gelingt es euch ja heute Abend, den Bausatz „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“ fehlerfrei aufzubauen, so dass ihr der Pleite einer gutbürgerlichen Explosion in eurem Wohnzimmer entgeht.

In jedem Falle aber habt ihr die Chance, mit klarem Verstand auf die frohe Botschaft von „Tochter Zion“ zu hören und aus vollem Herzen mitzusingen

3. Hosianna, Davids Sohn,/ sei gegrüßet, König mild!/ Ewig steht dein Friedensthron, du, des ewgen Vaters Kind./ Hosianna, Davids Sohn,/sei gegrüßet, König mild!

Die Liebe Gottes, die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes

werden euch Gottes Friedensthron schauen lassen
und euch Weihnachten zum Fest machen.

AMEN.

EG 13:
1. Tochter Zion, freue dich, / jauchze laut, Jerusalem!/ Sieh, dein König kommt zu dir,/ ja er kommt, der Friedefürst./ Tochter Zion, freue dich,/ jauchze laut, Jerusalem!
2. Hosianna, Davids Sohn,/ sei gesegnet deinem Volk!/ Gründe nun dein ewig Reich,/ Hosianna in der Höh!/ Hosianna, Davids Sohn, sei gesegnet deinem Volk!
3. Hosianna, Davids Sohn,/ sei gegrüßet, König mild!/ Ewig steht dein Friedensthron, du, des ewgen Vaters Kind./ Hosianna,
Davids Sohn,/sei gegrüßet, König mild!

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