Die Gottesfrage (Lk 15,20)

Menschen wenden sich ab
Menschen gehen fort
Menschen gehen verloren
Tag für Tag

Jesus sagt:
Der Menschensohn ist gekommen,
zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

Suchen.
Wo immer ich bin.
Selig machen.
Wer immer ich bin.

So handelt Gott.
Darum gehen wir zu ihm:
Er ist das Heil unseres Lebens.


Weiter in dieser Allianzgebetswoche
im Gleichnis vom verlorenen Sohn im Evangelium nach Lukas 15.
Der Predigttext heute sehr kurz aus Vers 20.

„Als er aber noch weit entfernt war,
sah ihn sein Vater und es jammerte ihn;
er lief
und fiel ihm um den Hals
und küsste ihn.“

DAS UNGEHORSAME KIND//
will Recht / haben
nimmt es sich
das der anderen – egal
lässt sich sein Erbe auszahlen

nach mir die Sintflut
ruft seinem Vater zu
du kannst mir gestohlen bleiben
nichts will ich mehr wissen
von dir
deinem Haus
deinen Weisheiten
Mein Leben gehört mir

DAS MUTIGE KIND//
ist neugierig
Angst kriegt es nicht unter
liegt seinem Vater in den Ohren
ich will in die Welt
hier kenne ich schon alles
hier sehe ich keine Perspektive
Den Hof bekomme ich ja doch nicht

Vater, gib mir meinen Teil
jetzt
lass mich hier nicht versauern
und lass mich ziehen
auf dass ich glücklich werde
Mein Leben gehört mir

DAS LANGWEILIGE KIND//
eigentlich kann es das mutige verstehen
es würde doch gern
selbst aufbrechen
zu neuen Ufern
aber da sind
die Zweifel
wohin kann das führen
Unsicherheit Ablehnung Niederlage
Scheitern

Er der Erstgeborene der geborene zweite Mann
tut was ihm gesagt wird
erfroren sind schon viele
erstunken noch keiner
Mein Leben gehört mir

DAS TREUE KIND//
der Tradition verpflichtet
das Gemeinwohl im Herzen
zusammen sind wir stark
weglaufen hat noch keinem geholfen

meine Hand für mein Produkt
ich habe meinen Platz gefunden
weiß, wofür ich arbeite
der frühe Vogel fängt den Wurm
Müßiggang ist aller Laster Anfang
Schlafen kann ich
wenn ich tot bin
Mein Leben gehört mir

Das ungehorsame Kind, das mutige Kind
welches von beiden ist gegangen?

Das langweilige Kind, das treue Kind
welches von beiden ist geblieben?

Es ist müßig, sich entscheiden zu wollen.
Wenn Jesus hätte deutlicher werden wollen,
hätte er es getan.
Und Lukas hätte uns das nicht verschwiegen.

Ungehorsam, mutig, langweilig, treu
egal, in jedem Fall
sind es die Kinder in mir
vielleicht auch in euch.

ES BLEIBT DIE SCHULD//
Die Schuld des Ungehorsamen
fragt nicht nach dem
was wird / aus den anderen

Es bleibt die Schuld
des Mutigen
hohes Risiko und am Ende
leere Hände
auch wenn es hätte anders kommen können

Es bleibt die Schuld
des Langweiligen
vergräbt seine Talente
im Ackerboden
tief genug, dass die Wölfe es nicht ausgraben

Es bleibt die Schuld des Treuen
Treue als einziger Maßstab
auch an das Leben der anderen
wird sich selbst gerecht
und selbstgerecht

Es bleibt die Schuld
sie heißt Veruntreuung

Veruntreuung des Reichtums
anvertraut für das Leben
hätte gereicht für alles
und für jeden Tag
aber nun

veruntreut
dem Ungehorsam
dem Mut
der Langeweile
der Treue

Das Kind muss erkennen
das RECHT auf Kindschaft verwirkt
egal ob ungehorsam, mutig, langweilig, treu
denn was habe ich nun davon
dass mir mein Leben gehört hat
müßig, das Motiv zu suchen

Ganz und gar NICHT müßig
DIE GOTTESFRAGE
Wem diene ich?

Jeder stellt sie, jeder muss sie beantworten   die Christen genannt oder Heiden egal
Denn nur, wer sie beantwortet, kann wissen,
welchen Sinn sein Leben hat
wozu ihm sein Leben gehört

Wovon auch immer ich je befreit werde
frei werde ich nur
wenn ich weiß wozu
wem ich diene

dem Mammon
der Karriere
der Familie
dem Spaß
der Gesundheit

Was haben diese zu Götter bieten?
Sind sie krisenfest?

Was hilft Mammon wenn der Hunger quält?
Was hilft die Karriere wenn Unglück die Kraft nimmt?
Was hilft die Familie wenn der Tod sie nimmt?
Was hilft der Spaß wenn er sinnfrei wird?
Was hilft die Gesundheit wenn Krankheit bleibt?

Welchem Gott soll ich nun dienen,
wofür den Buckel krumm machen?

WAS FÜR EIN VATER!
voller Geduld gibt er die Hoffnung nicht auf
hält Ausschau
leidet, bis er es sieht:
Sein Kind!

Lässt dann die Etikette Etikette sein
macht sich unmöglich vor den anderen Patriarchen
der weiß ja nicht was sich gehört
läuft seinem Kind entgegen
mit ausgebreiteten Armen
stolpernd über das lange Gewand
einfach lächerlich

Wartet nicht einmal auf eine Entschuldigung
hört auch nicht, was das Kind überhaupt zu sagen hätte
ob es etwas zu sagen hat
kein Vorwurf kein Wort auch keine Beichte
nur eines ist wichtig
er fällt ihm um den Hals
ein Kuss, der alles vergibt

Meine Schwestern, meine Brüder:

Martin Luther hat einmal gesagt:
Wenn durch eine Katastrophe die Bibel in der ganzen Welt verlorenginge, aber nur ein einziges Blatt mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn erhalten bliebe, es wäre alles gerettet.

Oder anders:
In diesem Gleichnis
wird uns nicht nur ein Notausgang einen Spalt breit geöffnet.
Hier steht uns der ganze Himmel offen.

Jesus lehrt uns, seinen Vater zu erkennen,
ohne ein einziges Mal dessen Namen zu nennen.
Er zeigt uns, was uns wirklich rettet:
Uns, unseren Nachbarn, unsere Welt.

Was für ein Vater!
Er bleibt geduldig
hält Ausschau
macht sich lächerlich
stolpert uns entgegen
fällt uns um den Hals
egal wonach wir stinken

Kein Vorwurf kein Wort nicht einmal Beichte
nur eines ist wichtig
der Kuss, der alles vergibt
der Kuss
unsere Rettung unser Heil.

Der Name Gottes ist Barmherzigkeit – so der Titel des gerade erschienenen Buches von Papst Franziskus.
Ich verstehe es als Mahnung an die Kirche,
vor allem Tun
vor allem Lassen
vor allem Reden und Gerede
Gottes Haltung zu erkennen,
die die Haltung des Vaters ist:
Barmherzigkeit.

Dann würden wir wissen, was
zu tun zu lassen zu reden sei.
Aus der Haltung der Barmherzigkeit Gottes
die barmherzige Kirche.

Über die  Barmherzigkeit Gottes schreibt Dietrich Bonhoeffer im Gedicht Christen und Heiden:

Menschen gehen zu Gott
in IHRER Not,
flehen um Hilfe,
bitten
um Glück und Brot
um Errettung aus Krankheit,
Schuld und Tod.
So tun sie alle,
alle,
Christen und Heiden.

Menschen gehen zu Gott
in SEINER Not,
finden ihn
arm, geschmäht,
ohne Obdach und Brot,
sehen ihn verschlungen
von Sünde, Schwachheit und Tod.

Christen stehen bei Gott in Seinen Leiden.

Gott
geht zu allen Menschen
in ihrer Not,
sättigt den Leib
und die Seele
mit Seinem Brot,
stirbt für Christen
und Heiden
den Kreuzestod,
und
vergibt ihnen beiden.

Was für ein Vater!
Er heißt Barmherzigkeit.

Und so verschieden die Gemeinden Christi in dieser Stadt auch sind,
so unterschieden unser Leben im Alltag auch sein mag:

Uns eint,
dass wir den Namen des Vaters kennen:
Barmherzigkeit.
Und so lange wir diesen Namen kennen
und ihn in unserer Stadt bekennen,
wird uns nichts trennen

von der Liebe Gottes,
der Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und der Gemeinschaft des Heiligen Geistes.
Amen.

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3 Antworten zu Die Gottesfrage (Lk 15,20)

  1. jürgen sagt:

    Danke Malte, für diese tolle Predigt.
    Es ist so schön zu wissen, dass Du Gottes Wort klingen lässt, in seiner ganzen Tiefe, im Heiligen Geist.

  2. malte sagt:

    Ein guter Grund zum Leben, oder?

  3. Sabine sagt:

    Selten hat mich eine Predigt so sehr gefesselt. Jedes einzelne Wort wirkt nach.Danke.

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