Unseren Gottesdienst Trinitatis zum Nachhören finden Sie für vier Wochen hier.
Gott ist einer. Und zugleich drei:
Vater, Sohn und Geist.
Bei Gott gilt nicht:
1+1+1=3,
sondern: 1*1*1=1
= unendlich
So versuchen wir Menschen,
Gottes Geheimnis zu umschreiben.
Wir feiern das Fest der Heiligen Dreifaltigkeit.
Das Geheimnis Gottes feiern
ohne es zu zerreden
das Geheimnis seiner Macht
das Geheimnis seiner Nähe
das Geheimnis seines Lebens
das Geheimnis der Kraft seiner Liebe
Trinitatis – Geheimnis des Glaubens:
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.
2. Kor 13, 13
***
„Grace“ (Gnade) – U2 (Rockband Irland)
Grace, sie nimmt die Schuld auf sich
Sie deckt die Schande ab
Entfernt den Fleck …
Grace, es ist der Name eines Mädchens
Es ist auch ein Gedanke,
der die Welt verändert hat
Und wenn sie auf der Straße geht
Du kannst die Saiten hören
Grace findet das Gute in allem
Grace, sie hat es geschafft
…
Sie hat Zeit zu reden …
Wenn sie zur Arbeit geht
Du kannst ihre Saiten hören
Grace findet in allem Schönheit
…
Was war einmal verletzt
Was war früher Reibung
Was hat eine Spur hinterlassen
Keine Stiche (Schmerzen?) mehr
Weil Grace Schönheit macht
Aus hässlichen Dingen
Grace findet in allem Schönheit
Grace findet das Gute in allem
(Auszug)
GNADE SEI MIT EUCH und Friede von dem,
der da ist, der da war und der da kommt. AMEN!
Majestät sollten sich seine Hosen besser bügeln lassen.
Das Volk tuschelt schon und nennt ihn „August den Vielfältigen“.
Oh, tut es das?
Dann – sollte ich meine Hosen lieber nicht
besser bügeln lassen. Sonst tuschelt das Volk wieder
und nennt mich dann „August den Einfältigen“.
Nein, einfältig wollte er weder sein noch genannt werden. Natürlich hatte nichts gegen den Beinamen „der Starke“ einzuwenden.
Was zumindest seiner Körperfülle entsprach: Er brachte mit 1,76 Körperhöhe – also 7 cm weniger als ich – immerhin bis um die 120 kg auf die Waage. Aber er soll auch Hufeisen zerbrochen und Münzen verbogen haben.
August lebte von 1670-1733 und war DER Barockfürst Sachsens, der Dresden sein heute noch beeindruckendes Stadtbild gab – egal, ob man den Barock nun liebt oder eher nicht.
Er verwandelt das Renaissance-Städtchen in eine imposante barocke Hochburg für Kunst und Kultur, gibt den Auftrag zum Bau von Frauenkirche oder Japanischem Palais oder zur Erweiterung des Zwingers.
In seiner Zeit wird auch das Hartporzellan erfunden und die staatliche Manufaktur in Meißen gegründet. August der Starke feiert legendäre Feste mit Pomp und Pracht, die sich manchmal über Monate erstreckten – wie es dem Zeitgeist an den großen europäischen Höfen entspricht.
Für die Hochzeit seines Sohns mit Prinzessin Maria Josepha von Österreich 1719 lässt er den Zwinger in ein Festareal verwandeln, damit die erlesene Gesellschaft in angemessenem Ambiente feiern kann.
Er war Kunstmäzen und begeisterter Kunstsammler. Dafür konnte er sich auch schon einmal verschulden: Das Kunstwerk „Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aurang-Zeb“, eine Art Puppenstube aus Gold und Edelsteinen, hatte der Goldschmied Johann Melchior Dinglinger gefertigt.
Es besteht aus 132 goldenen, emaillierten Figuren, verziert mit 5.223 Diamanten, 189 Rubinen, 175 Smaragden, 53 Perlen und einem Saphir. Dinglinger verkaufte das Stück an August für knapp 60.000 Taler, das heute wohl 1,2 Millionen Euro wären. Über 5 Jahre soll August daran abbezahlt haben; schließlich musste er nebenher auch noch einen Krieg finanzieren.
August sammelt allerdings Kunst nicht nur für sich.
1724 macht er das Grüne Gewölbe den Bewohnern und Besuchern Dresdens öffentlich zugänglich, und dort kann man sich auch dieses Kunstwerk bekanntlich bis heute ansehen.
August war auch ein Mann der Frauen. Die scharfzüngige Wilhelmine von Preußen behauptete, er hätte 354 Kinder gezeugt, und davon nur eines mit seiner Gemahlin.
Und er war ein Mann der Macht: 1697 trat der Protestant zum Katholizismus über, um König von Polen werden zu können. In Warschau, inzwischen an der damals noch ziemlich unbekannten Diabetes erkrankt, starb er denn auch.
Sein Leib wurde im Wawel von Krakau beigesetzt, während sein Herz in einer silbernen Kapsel nach Dresden in die St. Trinitatis-Kathedrale (also die Hofkirche) überführt und in der Wettiner-Gruft beigesetzt wurde.
Ja, August war nicht einfältig, er war der Vielfältige, auch mit gebügelten Hosen. Kurfürst und König, Kunstmäzen, Mann der Frauen, Lebemann. Er ist das, was man als Nationalheld bezeichnet: Wie man in Preußens Brandenburg von Friedrich dem Großen redet, redet man von August in Sachsen.
Trinitatis, das Fest der Dreieinigkeit Gottes.
Oder der Heiligsten Dreifaltigkeit.
Einen wirklichen Unterschied zwischen Dreieinigkeit und Dreifaltigkeit gibt es eigentlich nicht. Doch finden wir wieder einmal verschiedene Blickwinkel auf dieselbe Sache:
„Dreieinigkeit“ betont mehr die Einheit von Vater, Sohn und Geist, „Dreifaltigkeit“ dagegen deren Unterscheidbarkeit.
Der Begriff Dreifaltigkeit, und über den möchte ich heute mit euch nachdenken, kann und will aber keinesfalls bestreiten, dass Vater, Sohn und Geist je für sich ebenfalls nicht etwa einfältig, sondern mehr als vielfältig sind.
Der dreifältige Gott hinterlässt so unendlich mehr Glanz als alle Prunkherrscher zusammen. Seine Feste glänzen – selbst in dieser Welt – immer und überall. ER hat unendlich mehr Kinder als 354, ER hätte die knapp 60.000 Taler nicht abstottern müssen sondern bar auf den Küchentisch legen können. ER ist weder evangelisch noch katholisch, weder Orthodoxer noch Anglikaner und erst recht nicht nur reformiert.
Unser Gott ist mehr als vielfältig.
Die Rede von der Dreifaltigkeit spricht dabei nur von dreien, sie spricht von seinen SCHÖNSTEN Seiten.
Ich habe kaum eine Predigt in meinem Leben gehalten, die nicht auf diesen Bibelvers hin zugelaufen wären, der für mich die schönsten Seiten Gottes zeigt. Und da rede ich nicht von Predigten am Sonntag Trinitatis, sondern an jedem Sonn- und Feiertag. Es geht um den letzten Vers des zweiten Korintherbriefes, der heute im Predigttext (11-13) steht und auch Wochenspruch ist. Paulus beschließt diesen Brief in Kapitel 13 mit dem Satz:
13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Für mich sind genau das Gottes schönste Seiten:
Gnade, Liebe und Gemeinschaft.
Gnade, Liebe und Gemeinschaft
sind genau DIE drei Falten des Gewandes Gottes,
die meinem Leben Sinn und Ziel geben.
Die Zeit des Kirchenjahres, die jetzt vor uns liegt – also die vielen Sonntage NACH dem Fest der Dreifaltigkeit – wird darum meiner Meinung nach zu Unrecht oft als „festlose Zeit“ bezeichnet.
Denn sie gibt uns Zeit und Raum, Gott in besonderer Weise zu folgen:
Diese drei Falten des Gewandes Gottes,
ihre Vielfältigkeit und Schönheit miteinander zu betrachten,
zu genießen und für unser Leben dienstbar werden zu lassen:
Das wird uns Sonntag für Sonntag ein neues Fest bereiten.
Jetzt will ich nur auf eine einzige, die erste dieser drei Falten schauen:
Auf die Gnade.
Was Gnade in unserem allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet, lässt sich am besten verstehen, wenn man das Gegenteil von Gnade beschreibt: Das Gegenteil von Gnade ist Ungnade oder Willkür, Gnadenlosigkeit oder auch Unbarmherzigkeit.
So denken wohl auch die meisten, wenn sie sagen: Hier will ich mal Gnade vor Recht ergehen lassen. Sie meinen dann, nicht ungnädig erscheinen zu wollen, obwohl sie eigentlich das Recht dazu gehabt hätten.
Doch „Gnade“ meint mehr, viel mehr, wie uns ein Blick in unsere Heilige Schrift zeigt. Ich will an vier prägnante Geschichten über Gnade erinnern:
Gnade 1: Da ist die Geschichte von Kain, der seinen Bruder Abel erschlagen hat. Wer sollte Kain seinen Brudermord verzeihen wollen? Zumal sich Kain noch herauszureden versucht, selbst im Angesicht Gottes?
Doch Gott verhindert nicht nur, dass nun Kain selbst erschlagen wird. Er schützt ihn und schenkt ihm einen Neuanfang.
Gnade 2: Da ist die Geschichte von König David. Gott hat ihm Erfolg, Reichtum und viele Frauen geschenkt. Trotzdem will David mehr: Er will die Frau eines anderen Mannes, und er will sie für sich allein. Ihr Mann ist Soldat, steht unter seinem Befehl. David schickt ihn auf ein Himmelfahrtskommando. David wird zum Mörder.
Doch lässt Gott ihn nicht in Ungnade fallen; David stirbt alt und lebenssatt als wohl größter und bedeutendster König Israels.
Gnade 3: Jesus erzählt in einem Gottesreichgleichnis von zwei ungleichen Söhnen. Einer ist arbeitsam und fleißig, die Freude seines Vaters. Der andere lässt sich sein Erbe auszahlen und verprasst alles. Als der Vater nach seinem auf Abwege geratenen Sohn aussieht und ihn als Bettler heimkommen sieht, macht er sich in den Augen seiner Zeit zum Schwachkopf:
Er wartet nicht, dass sein Sohn ihm die Ehren erweist, die ihm als Vater und Herrn der Familie zukommen. Nein, er läuft seinem Sohn sogar noch entgegen, umarmt ihn, nimmt ihn wieder an und auf.
Gnade 4: Gnade hat Paulus seine hässlichen Seiten erst sehen lassen. Seinen eifernden Fanatismus, den er für eine großartige Sache hielt. Seinen Hass, mit dem er die Jesusjünger verfolgte. Seine Selbstgerechtigkeit, durch die er sich im Recht fühlte.
Jesus erscheint Paulus und fragt ihn: Warum verfolgst du MICH? Das verändert alles, lässt Paulus seine Blindheit überwinden, macht ihn zu einem Teil der begnadeten Gemeinde. Gibt ihm einen Auftrag, für den es sich lohnt, zu leben. Paulus wird zu einem Heiligen Gottes durch Gnade, die Gnade des Mensch gewordenen Gottes in Christus.
Das und noch so viel mehr vermag Gnade.
Die irische Rockband U2 bringt das so auf den Punkt, ihr habt es vorhin gehört:
GNADE – ein Gedanke, der die Welt VERÄNDERT hat
Macht Schönheit aus hässlichen Dingen
Findet in ALLEM Schönheit
Findet das Gute in ALLEM
Was kann es Schöneres geben?
Liebe Geschwister,
Dreifaltigkeit blickt auf die schönsten Seiten Gottes.
Schon der Blick auf die Gnade, also auf die erste der drei „Falten“ des „Gewandes Gottes“ ist für sich allein genommen so schön, dass sie das Leben hell macht, ihm Sinn und Ziel gibt.
Das Leben bekommt Sinn, trotz allem, was dieses Leben sinnlos erscheinen lässt.
Niemand hätte sie nicht, seine hässlichen Seiten.
Es ist nicht nötig, dass ich hier welche aufzähle.
Ihr kennt eure eigenen ebenso wie ich meine kenne.
Wichtig ist, dass die Gnade Gottes in Christus diese Seiten unwichtig macht. Dass Gottes Gnade die Welt verändert. In ALLEM Schönheit und Gutes findet.
Das bedeutet nicht einfach Schönreden. Es bedeutet vielmehr schönMACHEN, ALLES schön machen.
Dass Gott DAS vermag, ist wunderbar, ein wirkliches Wunder. Das macht Leben sinnvoll. JEDES Leben, das nach Sinn fragt.
Mein Leben hat schon da und in dem Augenblick seinen Sinn, wo Gott es sieht – und es für SCHÖN befindet, weil er Gnade walten lässt, was immer ich auch bin. Das Leben bekommt ein Ziel, trotz allem, was dieses Ziel klein zu machen sucht.
Genau davon sprach Martin Luther, als er am Vorabend zu Allerheiligen seine Thesen veröffentlichte.
Denn in These 62 heißt es:
„Der wahre Schatz der Kirche ist das heilige Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes.“
Diesen Schatz anderen Menschen zu zeigen, Gnade sichtbar, erlebbar zu machen, die Gnade Gottes nicht einfach still für sich selbst zu behalten: DAS ist es, was unser Leben hell macht, was es ausmacht, was ihm Sinn gibt. Das lässt uns Gottes Liebe ohne jede Bedingung erfahren. Das lässt uns in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes leben und arbeiten.
Auch wenn das, was wir weiterzusagen oder weiterzugeben haben, selten so spektakulär sein kann wie die Gnade für Kain, David, den auf Abwege geratenen Sohn oder für Paulus war:
Wenn wir Menschen, Tieren oder dieser Erde
von der Gnade Gottes zu sagen wissen,
wird unser Leben heller werden.
Wir werden dabei helfen können, den wahren Schatz der Kirche unter die Menschen zu tragen.
Wir werden die Schönheit Gottes auch für andere sichtbarer machen. Die Schönheit Gottes, von der wir wissen, dass sie großartig ist, selbst wenn wir nur EINE Falte der Dreifaltigkeit ansehen.
Dann werden wir ALLEN wie schon Paulus
von ganzem Herzen wünschen,
die Schönheit Gottes zu erleben:
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus,
die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!
AMEN
Amazing Grace (Pentatonix)
Erstaunliche Gnade
Wie süß der Klang
Der einen Schurken wie mich gerettet hat
Ich war einst verloren, aber jetzt bin ich gefunden
War blind, aber jetzt sehe ich
Es war die Gnade,
die mein Herz das Fürchten lehrte
Und die Gnade linderte meine Ängste
Wie kostbar erschien diese Gnade
In der Stunde, in der ich zum ersten Mal glaubte
Meine Ketten sind weg
Ich bin freigelassen
Mein Gott, mein Erlöser hat mich freigekauft
Und wie eine Flut regnet seine Gnade
Unendliche Liebe, erstaunliche Gnade
Der Herr hat mir Gutes versprochen
Sein Wort sichert meine Hoffnung
Er wird mein Schild und mein Anteil sein
Solange das Leben währt
Meine Ketten sind weg
Ich bin freigelassen
Mein Gott, mein Erlöser hat mich freigekauft
Und wie eine Flut regnet seine Gnade
Unendliche Liebe, oh, erstaunliche Gnade
Die Erde wird sich bald wie Schnee auflösen
Die Sonne wird aufhören zu scheinen
Aber Gott, der mich hierher rief unten
Wird für immer mein sein
Meine Ketten sind weg
Ich bin frei
Mein Gott, mein Erlöser hat mich freigekauft
Und wie eine Flut regnet seine Gnade
Unendliche Liebe, erstaunliche Gnade
Ich war einst verloren, aber jetzt bin ich gefunden
War blind, aber jetzt sehe ich