Konfirmation ist Befestigung
Des Menschen Herz nämlich
ist unruhig
dürstet nach Leben, sucht nach Erfüllung
weiß, dass es mehr gibt
als das was vor Augen liegt
mehr geben muss
als das was vorstellbar ist
Ruhe findet das Herz in Gott
Befestigung
ER verspricht wahres Leben
weil Christus ist
der spricht
Nicht ihr habt mich erwählt,
sondern ich habe euch erwählt.
Johannes 15,16a
Darauf antworten wir
neu an diesem Tag
Konfirmationsgedenken
***
Unsere Beziehung zu Gott hat vieles mit einer gelingenden Ehe gemein. Drei Dinge sind dabei ganz besonders wichtig:
1) Man braucht einen Partner, der sich ganz auf einen einlassen will.
2) Man muss sich selbst ganz auf den Partner einlassen wollen.
3) Man muss sich immer wieder neu ZEIT nehmen, sich selbst zu fragen: Tue ich genug, diese Beziehung gelingen zu lassen?
Wenn all das zusammen kommt, hat man gute Chancen einer gelingenden Ehe: Sie kann zu einer Quelle werden, aus der man Kraft und Lebensqualität schöpfen kann.
1): Man braucht einen Partner, der sich ganz auf einen einlassen will.
Der muss zuverlässig sein. Es hat schließlich keinen Sinn, zum Standesamt zu gehen, wenn man niemanden hat, der einen heiraten möchte. Oder jemanden heiraten zu wollen, der von vornherein sagt: Ich kann es ja mal mit dir versuchen. Aber wenn ein anderer netter Mensch daherkommt, versuche ich es vielleicht lieber mit dem.
Wenn man jemanden gefunden hat, der sagt: Ja, ich will es mit dir versuchen, ohne offene Hintertür- dann kann es gelingen.
2) Man muss sich selbst ganz auf den Partner einlassen wollen.
Friedrich Schiller schrieb in seinem Gedicht „Das Lied von der Glocke“ die vielzitierte Zeile: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet.“ Fazit: Die Gefühle füreinander müssen stimmen, wenn man heiratet.
Aber Gefühle verändern sich. Die „Flugzeuge im Bauch“, die „Schmetterlinge“ fliegen nicht für immer. Darum dichtet mancher schnell um: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was besseres findet.“ Und übersieht dabei leicht, dass Anderes dagegen wächst: Das Verständnis füreinander, das Einfühlungsvermögen, das Einstehen füreinander, das Gefühl, einen wirklich sicheren Hafen im Leben zu haben, um nur Beispiele zu nennen.
Sie bestimmen das gemeinsame Erleben immer stärker und lassen die Beziehung wachsen und belastbar werden. Aber eben nur, wenn man sich selbst auch darauf einlässt. Dann aber kann es gelingen.
3) Man muss sich immer wieder neu Zeit nehmen, sich selbst zu fragen: Tue ich genug, diese Beziehung gelingen zu lassen?
SICH muss man fragen, nicht den anderen. Denn es ist nun einmal so im Leben: Kein Mensch kann einen anderen ändern. Man kann nur sich selbst ändern, den eigenen Standpunkt verschieben, die eigene Perspektive wechseln. Sicher gibt es Situationen, bei denen man nicht aus seiner Haut kann. Bei denen etwas von einem erwartet wird, was man nicht erfüllen kann oder will. Das sind die, die eine Beziehung scheitern lassen können.
Aber solange man selbst willens und in der Lage ist, etwas zu tun, etwas mitzutragen, solange man sich selbst neu aufstellen kann- dann kann es gelingen.
Während die ersten beiden Punkte Grundvoraussetzungen sind, ist der dritte ein Arbeitspunkt. Die ersten beiden können nur Bestand haben, wenn der dritte das eigene Leben immer neu begleitet.
1) Was unsere Beziehung zu GOTT angeht, ist der erste Punkt schon einmal erfüllt. Gott hat diese Welt und uns geschaffen, weil er uns will und liebt. Er hat sich seinem Volk offenbart, hat es aus der Sklaverei geführt und es in das gelobte Land geführt, weil er es liebt. Und als sich die Menschen trotzdem mehr und mehr von ihm entfernten, wurde er in Christus Mensch und ließ uns hören, fühlen und schmecken, wie groß Gottes Liebe ist.
Als Zeichen dafür schenkte er jedem Einzelnen von uns die Taufe. Auf die Ehe übertragen: Es ist Gottes Ja an jeden von uns, ohne Hintertür. Bis dass der Tod uns scheide.
2) Punkt Zwei in der Gottesbeziehung ist der Entschluss, als Christ zu leben. Und diesen Entschluss auch öffentlich zu machen. Am Tag unserer Konfirmation oder Erwachsenentaufe. Hier wird im Beisein der Gemeinde vor Ort auf das Geschenk der Taufe Gottes geantwortet und dabei mit der Gemeinde das Glaubensbekenntnis gesprochen.
Auf die Ehe übertragen: Das war unser Ja an Gott ohne Hintertür. Bis dass der Tod uns scheide. Zugegeben manchmal etwas früh im Leben, aber doch gültig, sonst wären wir ja heute nicht hier.
3) Nun aber kommt das Leben, der Alltag in die Gottesbeziehung. Damit bekommt Punkt Drei Bedeutung und mit ihm die Frage: Tue ich genug, um die Beziehung gelingen zu lassen? Übersteht die Ehe das „verflixte siebente Jahr“, gelingt es ihr zu wachsen oder verkümmert sie, geht am Ende gar ein?
Mit dem Leben kommen die Krisen. Nach der Hoch-Zeit der Alltag. Die Momente, wo man sich umdrehen und gehen möchte. Von so einem Moment redet unser Predigttext, ich lese aus dem Evangelium nach Johannes Kapitel 6 ab Vers 66:
66 Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab
und gingen hinfort nicht mehr mit ihm.
67 Da sprach Jesus zu den Zwölfen:
Wollt ihr auch weggehen?
68 Da antwortete ihm Simon Petrus:
Herr, WOHIN sollen wir gehen?
Du hast Worte des ewigen Lebens;
69 und wir haben geglaubt und erkannt:
Du bist der Heilige Gottes.
Starke Worte: Herr, wohin sollten wir denn gehen? Gibt es denn irgendeinen Ort auf der Welt, an dem wir finden können, was wir bei Dir gefunden haben?
Du hast Worte des ewigen Lebens: Unser Leben bekommt durch Dich seinen Sinn, bei DIR hören wir, worauf es wirklich ankommt.
Du hast uns gelehrt, zu begreifen, dass Gott unsere Wurzel und unsere Gegenwart ist. Und dass er das bleiben wird, was immer auch geschehen wird. Mit dir ist Gott selbst zu uns gekommen. WOHIN also, Herr: WOHIN sollten wir denn gehen?
Das sagt übrigens derselbe Petrus, der nur wenig später, als sie Jesus gefangengenommen hatten, behauptete, dieses Jesus nicht einmal zu kennen. Waren diese starken Worte also nur ein Lippenbekenntnis? Ein „ich liebe dich“ für den Augenblick? Große Worte für Festtage?
Nein: Das Bekenntnis des Petrus war Punkt 2. Sein Ja zu der Beziehung zu Gott, wie er in Jesus vor ihm steht. Dieser Moment war seine „Konfirmation“, sein „Eheversprechen“.
Und die Tatsache, dass Petrus nach allen Niederlagen, Enttäuschungen und Fehltritten sein Leben änderte und er seine ganze Kraft in das Leben der Christen-Gemeinde investiert hat, dass er der erste Bischof der damaligen Welthauptstadt Rom wurde, auch dass er für seinen Glauben hingerichtet wurde: All das zeigt, dass er sich an sein eigenes Bekenntnis sehr wohl erinnerte und dann vieles alles dafür tat, seine Beziehung zu Gott gelingen zu lassen.
Meine Schwestern, meine Brüder:
Die Wetterhähne, die man auf vielen Kirchturmspitzen sehen kann, erinnern an Petrus. An den Moment, als Petrus Jesus das dritte Mal verleugnet hatte und der Hahn schrie. Wetterhähne drehen sich in den Wind, wie Petrus sich in den Wind drehte. Sie erinnern und mahnen.
Kirche ist Kirche UNTER diesem Hahn. Hier versammelt sich ein bunter Haufen von einzelnen Menschen, die manchmal stark und manchmal schwach sind. Die manchmal Gutes tun und nicht selten irren. Hier sind Demokraten und Kaisertreue und alle dazwischen. Frauen und Männer, Singles und Paare, Verheiratete und Unverheiratete. Kleine, Große, Junge, Alte, Erfolgreiche, Ausgebrannte.
Aber wir sind uns einig: Einig darin, unsere Beziehung zu Gott gelingen lassen zu wollen. Uns für ihn zu ändern. Denn hier bei Gott sind sie, die „Worte des ewigen Lebens“.
Wir kommen HIER zusammen, WEIL UNSERE LEBENS-KRAFT AUS DEM KREUZ CHRISTI STRÖMT. Denn alle Versuche, uns selbst an den Haaren aus dem Supf zu ziehen, Gerechtigkeit zu definieren und diese Welt zu erklären haben uns WEIT von dem entfernt, was Gott für uns will: Ein Leben, dass im Nächsten das Ebenbild Gottes sieht und daran unverbrüchlich festhält – so wie Gott am Kreuz daran unverbrüchlich festgehalten hat.
Wir kommen hier zusammen, WEIL DIE HOFFNUNG DES OSTERTAGES UNSERE HOFFNUNG IST. Hier lernen wir zu sehen, dass unser Tod auf dieser Erde die Vollendung unseres Lebens hier ist und keinesfalls das Ende unserer Beziehung zu Gott: Bei ihm ist Auferstehung und ewiges Leben.
Wir kommen hier zusammen, WEIL WIR WISSEN, WAS WIR MORGEN ZU TUN HABEN. Wir haben Kindern und Kindeskindern, unseren Kollegen und Freunden Auskunft zu geben über das, was wir glauben, damit auch sie erkennen können, welche Freiheit in Gottes Kirche herrscht. Wir haben das, was wir tun oder lassen, daran zu bemessen, ob es dem Handeln Gottes in Christus entspricht oder nicht. Das haben wir zu tun. Und wir tun das nicht allein.
In der Osterzeit, also in den Tagen, wo der auferstandene Jesus sich seinen Jüngern zeigte, machte seine Gemeinde eine bewegende Entdeckung: Immer, wenn sie das Abendmahl miteinander feierten, merkten sie, dass Jesus lebendig unter ihnen war. Anders zwar als vor seiner Kreuzigung, aber auch nicht schwächer.
Durch diese Oster – Erlebnisse beim Abendmahl kam und blieb die Gemeinde auf Glaubenskurs. Sie begriffen, dass Christus sie nie verlassen würde. Und dass es an ihnen lag, ihre Beziehung zum dreieinen Gott nicht kalt werden zu lassen. Dass sie sich mühen mussten, aber auch dass diese Mühe die Quelle wurde, aus der sie Kraft und Lebensqualität schöpften. Sie erinnerten sich mit Petrus an ihr erstes Bekenntnis und folgten Gott weiter. Wie Menschen, die am Tag ihrer Silberhochzeit innehalten und an den Tag denken, an dem sie sich vor 25 Jahren das Ja- Wort gegeben haben.
Und was sollten wir heute darum besseres zu tun haben, als ihm weiter zu folgen? Darum bitte ich euch jetzt, nach Möglichkeit aufzustehen und mit mir das Geheimnis Gottes zu preisen und zu bekennen:
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Amen.
Mein öffentliches Bekenntnis, meine Konfirmation ist in diesem Jahr genau vierzig Jahre her (Rubin-Konfirmation). Meine Beziehung zu Gott hat sich verändert. Ich habe vieles begriffen und manches Begriffene wieder in den Papierkorb geworfen. Ich war mir sicher und habe gezweifelt. Und ich weiß nicht, wie meine Beziehung zu Gott endet.
Aber die vierzig Jahre haben mir gezeigt: Gott ist treu. Und so will auch ich meinem Bekenntnis treu bleiben und gebe die Hoffnung nicht auf, sie gemeinsam mit euch zu erleben:
Die Liebe Gottes,
die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes.
Sie sind die Quelle, die unsere Herzen und Sinne zum ewigen Leben bewahrt. AMEN