Wie soll ich dich empfangen, und wie begegn ich dir,
o aller Welt Verlangen, o meiner Seelen Zier!
Alle Jahre wieder
fragt so der Advent
fragt nicht irgendwen,
fragt dich, fragt mich
Alle Jahre wieder braucht es
eine neue Antwort im Advent
denn du und ich
auch die Welt
nichts ist mehr so
wie vor Jahresfrist
Alle Jahre wieder brauchen du und ich
Zeit
Zeit um Antwort zu finden:
Wie soll ich dich empfangen?
Du, Christus// Sohn Gottes?
//Verlangen dieser Welt?
//Zier meiner Seele?
Alle Jahre wieder
eine Erlösung
dass man sie haben kann
die Mütter und Väter, Wort für Wort
die Lieder, Strophe für Strophe
ihre Melodie, Ton um Takt.
Freue dich sehr, du Tochter Zion,
und jauchze, du Tochter Jerusalem!
Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und ein Helfer. Sacharja 9,9
I) SCHON WIEDER
Ein Jahr wie im Flug, und schon wieder singen sie
bald nun ist Weihnachtszeit fröhliche Zeit
und vom Weihnachtsmann
Davor aber die Wochen des Advent
das Kirchenjahr beginnt mit seiner ersten Fastenzeit
wer soll das aushalten zwischen all den Stollen
der Schokolade schlimmer noch dem Nougat
Und doch Advent
Wochen der Vorbereitung Zeit der Buße
liturgische Farbe Violett
Advent Ankunft
wir haben gelernt und wissen
Gott will ankommen in uns seinen Platz haben.
wenn er kommt wird alles neu.
Was aber nützt das Wissen
denn keiner kann es wissen
worauf man sich verlassen kann
woran man glauben soll
Christus spricht:
Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.
Noch ist die Tür
verschlossen
wer steht davor
was will der
von mir
ausgerechnet jetzt
soll ich aufmachen
Advent feiern: Warten können
Nach Dietrich Bonhoeffer:
Warten eine Kunst
Die ungeduldige Zeit
hat sie vergessen
Sie will schon die reife Frucht brechen
wenn sie kaum den Sprössling setzte
Aber die gierigen Augen werden nur allzu oft
betrogen
die scheinbar köstliche Frucht
von innen noch grün
Respektlose Hände werfen
undankbar beiseite
was ihnen so Enttäuschung bringt
Warten
herbe Seligkeit
entbehren in Hoffnung
Warten
findet den Segen der Erfüllung
Segen der Erfüllung im Warten auf Ankunft
Warten worauf warten wer kommt
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer!
Es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich…
Erster Advent
II) „MEIN HEILAND JESUS CHRIST“ WAS ER SAGT, WAS ER BRINGT
Was will er jetzt, hier in meinem Leben?
Was will er, das ich es jetzt ändere?
Paulus, Brief an die Römer, Kapitel 13 ab Vers 8
8 Bleibt niemand etwas schuldig! Was ihr einander jedoch immer schuldet, ist Liebe. Denn wer den anderen liebt, hat damit das Gesetz erfüllt. 9 Wenn nämlich das Gesetz sagt: »Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst keinen Mord begehen, du sollst nicht stehlen, du sollst der Begierde keinen Raum geben!«, dann sind diese und alle anderen Gebote in dem einen Wort zusammengefasst: »Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!« 10 Die Liebe tut dem Mitmenschen nichts Böses an. Darum ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.
Advent: Zeit der Buße. Buße entsteht an der Predigt des Gesetzes. Wo sonst sollte ich Fehler erkennen?
Worte voller Verbote: Du sollst nicht.
Ehe brechen, morden, stehlen, begehren.
Irgendwas aber läuft immer falsch. Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Auch im letzten Jahr. Vielleicht kein Mord, vielleicht kein Ehebruch. Aber Diebstahl.
Kollektiver Diebstahl von Ressourcen dieser Welt. Zahlen müssen zuerst andere. Mit ihrer Freiheit, ihrer Gesundheit, sogar ihrem Zuhause. Zwei Grad Plus im Klimawandel, und die ersten kleinen Inseln werden auf immer im Meer versinken.
Wirklich unbeteiligt: Niemand von uns.
Kollektiver Diebstahl von Zeit. Kalender stapeln die Termine. Kalender messen den Erfolg. Zeit für Flüchtende, für Sterbende, für Nervende: Später vielleicht. Zeit für die Gemeinschaft, für die Gemeinde: Andere haben doch mehr Zeit als ich. Sollen die doch. Zahlen müssen auch hier: Zuerst andere. Mit Hilfs- oder gar Perspektivlosigkeit. Mit einem Leben in Vereinzelung, Kälte oder in Ignoranz.
Wirklich unbeteiligt: Niemand von uns.
Nach dem Stehlen: Der Begierde keinen Raum geben.
Aber es ist kein Tag geworden und wird auch keiner, ohne etwas zu wollen, was man nicht hat. Ehre und Ansehen, Wohlstand und Luxus, Ruhe und Gelassenheit. Ohne festzuklammern, was man hat: Alles soll so bleiben wie es ist. Unser Leben hier in Deutschland, die Flüchtenden dort irgendwo anders, egal wo. Begierden des Wollens und Habens.
Wirklich unbeteiligt: Niemand von uns.
Advent, Zeit der Buße. Buße bedeutet Umkehr. Wohin aber umkehren? Wie herauskommen aus diesem Teufelskreis des Stehlens und Begehrens? Wann kommt er, der Moment, an dem man niemandem mehr etwas schuldig wäre? Der Tag, an dem Gottes Gesetz erfüllt wäre auf Erden? Gibt es einen Weg?
Paulus: Die Liebe ist der Weg. Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst! Damit erfüllst du das Gesetz.
Wer aber könnte diesen Weg konsequent gehen? Liebe ist doch vor und nach dem Verliebtsein. Liebe ist doch schon schwer genug, wenn es um den eigenen Partner, die eigenen Kinder, die eigenen Freunde geht. Und sich selbst zu lieben ist an nicht wenigen Tagen auch nicht gerade einfach.
Die Mitmenschen lieben: Also irgendwie alle. Auch die, die man nur schlecht erträgt, die einem Stunden und Tage zur Last werden lassen. Auch die, von denen man heute noch keine Ahnung hat.
Wer könnte das? Ist das nicht bedingungslose Liebe?
Kennt die nicht nur Gott allein?
Courtney A. Walsh
Lieber Mensch: Du hast es alles falsch verstanden!
Du bist nicht hier, damit dir bedingungslose Liebe gelingt.
Die ist dort, woher du kamst
und wohin du gehen wirst.
Du bist hier, um menschliche Liebe zu lernen.
Allumfassende Liebe. Schmuddelige Liebe. Schwitzige Liebe. Verrückte Liebe. Gebrochene Liebe. Ungeteilte Liebe.
Durchtränkt vom Göttlichen.
Lebendig durch die Anmut des/ Stolperns.
Offenbart durch die Schönheit des/ Scheiterns.
Und das oft.
Du bist nicht auf die Welt gekommen, um perfekt zu WERDEN.
Du bist es schon.
Du bist hier, um herrlich menschlich zu sein. Fehlerhaft und fantastisch. Und um im Erinnern wieder aufzuerstehen.
Aber bedingungslose Liebe? Erzähl mir nichts davon. Denn wahre Liebe kommt OHNE Adjektive aus. Sie braucht keine näheren Bestimmungen. Sie braucht keine perfekten Umstände.
Sie bittet dich nur, dass Du kommst.
Und Dein Bestes gibst.
Dass Du im Hier und Jetzt ganz da bist.
Dass Du leuchtest/ und fliegst /und lachst/ und weinst/ und verwundest/ und heilst /und fällst /und wieder aufstehst/ und spielst/ und machst und tust und lebst und stirbst
als unverwechselbares Du.
Das genügt.
Und das ist viel.
III) LIEBER WEITERSCHLAFEN
Dazukommen, mein Bestes geben, ganz da sein
selbst das viel
leichter gesagt als getan
ich habe gelernt Arbeit gibt es immer
mehr als genug zu tun an jedem Tag.
womit anfangen was ist wirklich wichtig
Ist es ein Wunder dass da viele im Bett liegen
keine Lust zum Aufstehen
große Lust aber
sich noch einmal umzudrehen
doch draußen beginnt etwas Neues
es geschieht etwas was jeden betrifft
ein neuer Tag
Paulus weiter:
11 Bei dem allem seid euch bewusst, in was für einer entscheidenden Zeit wir leben. Unsere Rettung ist jetzt noch näher als damals, als wir zum Glauben kamen, und es ist höchste Zeit, dass ihr aus dem Schlaf aufwacht. 12 Die Nacht geht zu Ende, bald bricht der Tag an. Darum wollen wir uns von allem trennen, was man im Dunkeln tut, und die Waffen des Lichts ergreifen.
Jeder neue Tag des Lebens
ein Tag näher an seinem Ende
jeder Tag der Welt
ein Tag näher an ihrem Ende
Ende der Welt, Ende des Lebens
niemand kennt Tag oder Stunde
besser also doch
Weiterschlafen noch einmal umdrehen
Aber ich schlafe um Leben zu haben
zu entscheiden zu arbeiten
und wer arbeitet will ihn haben
den Moment, der sagt
Das war gut so
Also muss ich aufwachen muss entscheiden
wofür ich arbeite wofür ich lebe
mein Leben braucht Rettung
braucht eine Vision aber welche
welche Richtung
dass er kommt der Moment, der sagt
Das war gut so
Die Vision des Advent Warten
auf den der da ist der da war und der da kommt
Er ist Gott
der Himmel und Erde und mich gemacht hat
der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht
Er war Gott
der sich in die Krippe legte um ans Kreuz zu gehen
Gott selber ist erschienen zur Sühne für sein Recht
Er wird Christus
der da spricht Siehe ich mache alles neu
Beglänzt von seinem Lichte hält euch kein Dunkel mehr
Er ist Liebe er war Liebe er wird Liebe sein
dafür lohnt es sich aufzustehen
um Liebe zu lernen aus allem Irrtum
Die Vision des Advent
Gott ist gekommen, um wiederzukommen
Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern
Mein Leben wird immer heller
Ein Leben im Advent zwischen Ankunft und Wiederkunft
ich wache auf ich entscheide ich arbeite
mein Leben wird immer heller
es lernt dieses Warten
die Freude der Weihnacht lernt warten
auf ihre Vollendung
die köstliche Frucht sie ist reif
wenn die Liebe Gottes vollendet wird
wenn der Friede Gottes, größer als alle Menschenvernunft, unsere Herzen und Sinne aufwachen lässt in Christus Jesus. Amen.
LIED EG 16
1. Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.
(Römer 13,11.12)
2. Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.
3. Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah.
4. Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.
5. Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute,
der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht.