Weihnachtssiegel (aus 2 Kor 1 und 2)

Unser Gottesdienst vom 4. Advent zum Nachhören ist
für vier Wochen hier zu finden.

Ave
sei gegrüßt Maria
dein Sohn ist Gottes Sohn
und nichts ist mehr
wie es ist

Ave Maria
dein Sohn unser Herr
Sein Advent
unsere Zuversicht
über alle Sicht der Welt

Sein Advent
unser Friede
im Krieg der Zeiten

sein Advent
Recht und Gerechtigkeit
alles ist gut
für die
die sehen können

Freuet euch in dem Herrn allewege,
und abermals sage ich: Freuet euch!
Der Herr ist nahe!
Philipper 4,4.5b
***

„Ich war fest entschlossen:
Ich wollte nicht noch einmal zu euch kommen
und euch nur wieder traurig machen.
Denn wenn ich euch traurig mache,
bleibt mir ja niemand,
der mich wieder froh machen kann.“

Wer so etwas sagt, sucht keinen Streit.
Wer so etwas sagt, dem liegt viel an den Anderen, sehr viel sogar. Die Liebe in seinen Worten KANN man gar nicht überhören:
„Denn wenn ich euch traurig mache,
bleibt mir ja niemand,
der mich wieder froh machen kann.“

Mein Leben:
Ohne Euch kann es nicht froh werden. Nie wieder.
Wer so etwas sagt, sucht keinen Streit.
Er will eine Beziehung, die in Scherben liegt, irgendwie retten.
Denn ohne sie geht es nicht.

Die Auseinandersetzung ist hart, man schenkt sich nichts. Die gegenseitigen Vorwürfe wiegen schwer, gehen unter die Haut, man schläft schlecht, Tränen fließen.

Eigentlich kann man nicht ohne einander, aber miteinander geht es gerade überhaupt nicht. Der Vorwurf der Unaufrichtigkeit steht im Raum: Ja sagen und Nein tun. Rechts blinken und links fahren. So kann man nicht miteinander umgehen.

Die Gemeinde in Korinth und Paulus liegen sich gegenseitig quer im Magen. Worum genau es wirklich geht, ist fast zweitausend Jahre danach kaum noch zu sagen.

Doch das ist für uns heute auch überhaupt nicht wichtig.
Denn alle Beteiligten sind längst „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zum Staube“. Wichtig für uns heute kann werden, wie man aus so einer verfahrenen Situation wieder heraus kommen kann.

Denn Hand aufs Herz: Wenn einem so etwas noch nicht passiert ist, dann kann es einem passieren. Heute, morgen, übermorgen. Im Beruf, in der Familie, in der Freundschaft, gar in der Gemeinde.

Dann kann es einem von großem Nutzen sein, sich an diese Geschichte von Liebenden zu erinnern, die um ihre Liebe zu kämpfen versuchen.
Was in DIESER Sache für die Gemeinde in Korinth gilt, gilt also automatisch auch für uns und jede Christus-Gemeinde, die diese Welt je sehen wird.

Und dass es wirklich Liebende sind, daran kann nach „Aktenlage“ kein Zweifel bestehen.

„Ich war fest entschlossen:
Ich wollte nicht noch einmal zu euch kommen
und euch nur wieder traurig machen.
Denn wenn ich euch traurig mache,
bleibt mir ja niemand,
der mich wieder froh machen kann.“

Diese Worte schrieb Paulus an die Gemeinde in Korinth (2. Kor 2 1.2); und wer so etwas schreibt, sucht keinen Streit. Er will eine Beziehung retten.

Und dass den Korinthern ihr Apostel Paulus wirklich am Herzen lag, lässt sich schon daraus ableiten, dass sie wirklich stinksauer sind, dass Paulus seinen Besuch bei ihnen wieder und wieder aufschiebt.

Es könnte ihnen doch egal sein, wenn ihnen Paulus egal wäre. Er ist weit weg, und sie müssten ihm keinen Gedanken hinterher denken, keine Träne nachweinen, sie könnten ihn einfach vergessen, wenn – ja wenn sie es denn könnten.

Aber genau das können sie nicht.
Da sitzen sie nun, viele Kilometer voneinander getrennt, und haben Liebeskummer.
Die Korinther wollen, das Paulus zu ihnen kommt, und Paulus traut sich nicht, weil er fürchtet, sie dann ganz zu verlieren.

So versucht Paulus, zu retten, was zu retten ist, und schreibt den Korinthern. Was er ihnen alles schreibt, ist im 2. Korintherbrief nachzulesen. So auch unser Bibeltext für heute, ich lese aus Kapitel 1 die Verse 18-22 aus der Gute Nachricht Bibel:

18 Gott ist mein Zeuge:
Kein Wort, das ich euch sage, ist Ja und Nein zugleich!
19 Denn Jesus Christus, der Sohn Gottes,
den Silvanus, Timotheus und ich bei euch verkündet haben,
war nicht Ja und Nein zugleich.
In ihm ist das reine Ja Wirklichkeit geworden.
20 Mit ihm sagt Gott Ja zu allen seinen Zusagen.
Von ihm gedrängt und ermächtigt sprechen wir darum
auch das Amen zur Ehre Gottes.

Kein Wort, das ich euch sage, ist Ja und Nein zugleich!
Denn Christus war nicht Ja und Nein zugleich.
Paulus versucht, aus dem Fahrwasser alltäglicher Unstimmigkeiten herauszukommen. Natürlich gibt es die, wo gäbe es die nicht? Von der besten Freundschaft bis hin zum Arbeitsplatz: Irgendetwas stimmt immer nicht.

Kein Tag ohne Missverständnisse, ohne Irrtümer, ohne Illoyalität. Menschen stecken all das auf sehr unterschiedliche Weise weg. Die einen wissen, dass sie unvermeidlich sind, und gehen damit abgeklärt und sachlich um. Die anderen fühlen sich persönlich unverstanden, angegriffen, hintergangen und leiden darunter Tag um Tag.

Das kann auch ein Paulus nicht verhindern. Er muss damit umgehen, dass es auch in der Gemeinde Korinth sowohl die abgeklärt-sachlichen als auch die leicht emotional angreifbaren sensiblen Menschen gibt.

Und Paulus liebt sie alle. Denn er weiß nicht nur, dass keine Gabe in der Gemeinde mehr wert ist als die andere – er weiß auch, dass sie alle immens wichtig sind. So sind es die Sachlichen, die oft kühl, arrogant und überheblich wirken, und die Sensiblen, die ihre Stärken oft da entwickeln, sich in andere Menschen gut hineindenken zu können.

Jede gute Gemeinde braucht sie alle, will sie in Gottes Sinne für alle da sein. Darum will Paulus die Blickrichtung ändern. Weg von den Streitthemen und hin zum Fundament. Er will die Frage beantworten: Was bringt uns denn zusammen? Und erinnert: Es ist das Wort Gottes, das in Jesus Christus das Ja spricht, und dieses Ja gilt nicht nur den einen ODER den anderen, sondern ALLEN.

Dieses Evangelium, diese frohe Botschaft bringt uns zusammen. DIE habt ihr von Silvanus, Timotheus und Paulus gehört, DIE hat uns zusammengebracht. Das JA Gottes ist Wahrheit für alle in Christus geworden. Nichts soll dieses JA schmälern oder gar vergessen machen. NUR darum geht es – AMEN!

Und weiter schreibt Paulus:

21 Gott hat uns zusammen mit euch
auf diesen festen Grund gestellt: auf Christus.
Er hat uns gesalbt

22 und uns sein Siegel aufgedrückt.
Er hat seinen Geist in unser Herz gegeben
als Anzahlung auf das ewige Leben,
das er uns schenken will.

Gott – nicht Silvanus, nicht Timotheus, nicht Paulus, auch sonst niemand: GOTT stellt alle miteinander auf dieses Fundament, auf Christus, das Gottes-JA für alle. DAS bringt uns zusammen.

GOTT hat uns gesalbt, versiegelt, begeistert.

Gott hat uns gesalbt.
Das ist wohl ein paulinisches Wortspiel mit dem griechischen „christos“ oder auch dem hebräischen „maschiach“, eingedeutscht Messias oder Christus. Beides sind ja keine Namen, sondern Ehrentitel und bedeuten übersetzt: Der Gesalbte.

Das auch wir wie der Gottessohn Jesus Gesalbte, Christen sind, ist das Taufgeschenk Gottes. Die Taufe schenkt allen Getauften, wirklich ALLEN! das Ja Gottes und macht sie zu Gesalbten, zu Christen.

Gott hat uns versiegelt.
Ein Siegel bedeutet einen nicht anzutastenden Schutz vor Unbefugten. Vom Papiersiegel der Polizei an Türen zu Tatorten bis hin zum Siegelwachs auf einem Brief: Nur der eigentlich Befugte darf sie zerreißen, zerbrechen. Zerrissene oder gebrochene Siegel zeigen die Spur der Gewalt. Wer diese Gewalt ausübt, befindet sich klar und unmissverständlich im Unrecht.

Vom Ja Gottes zu leben bedeutet auch, die Gotteskraft dieser Versiegelung zu spüren. Gottes Ja ist Lebensschutz und Sterbensschutz angesichts der Alltagsbedrohungen unseres Lebens.

Gott hat uns begeistert.
Gott verspricht „ewiges Leben“, also Leben ohne die Grenzen von Geburt und Tod, nicht fernab von Gott, sondern: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar“ (Ps 23,6).

Als verbindliche „Anzahlung“ dafür, dass Gott dieses Versprechen auch einlösen wird, hat Gott uns „seinen Geist in unser Herz gegeben“. ER lässt uns begeistert das ewige Leben erkennen, ER richtet schon unser Erdenleben darauf aus. Und wer anzahlt, verspricht damit zu, auch die gesamte Lieferung zu bezahlen.

DAS ist das Fundament, DAS bringt uns zusammen, DAS hält uns zusammen. Das JA Gottes macht uns zu Gesalbten, zu Menschen ewigen Lebens. Versiegelt und versprochen.

Meine Schwestern, meine Brüder,

Christus im Himmel wohl bedachte,/ wie er uns reich und selig machte/ und wieder brächt ins Paradies,/ darum er Gottes Himmel gar verließ. (EG 69,3) Jesus ist Gottes Ja ohne jedes Nein:
GOTT LIEß ES WEIHNACHTEN WERDEN.

„Ich wollte nicht noch einmal zu euch kommen
und euch nur wieder traurig machen.“
Christus hat uns alles gesagt und gezeigt, was wir wissen müssen. Gott muss nicht noch einmal kommen und auf dieselben Knöpfe drücken. Kein neues Weihnachten, keine neues Leiden, kein neues Ostern alle Jahre wieder, sondern alle Jahre neu das Gedächtnis des größten Wunders:
GOTT LIEß ES WEIHNACHTEN WERDEN.

Ich glaube fest daran: Gott will nichts anderes, als dass wir ihn froh machen. Darum schreibt Paulus ganz in Gottes Sinne: „Denn wenn ich euch traurig mache, bleibt mir ja niemand, der mich wieder froh machen kann.“ Gott hat uns froh gemacht:
GOTT LIEß ES WEIHNACHTEN WERDEN.

In Jesus, dem Gesalbten, lag Gottes fleischgewordenes Ja vor unser aller Augen. In der allgegenwärtigen Vertrauenskrise, im allgegenwärtigen Zank und Streit, inmitten des Neins zum Ewigen Leben werden wir zu Gesalbten Gottes:
GOTT LIEß ES WEIHNACHTEN WERDEN.

Gegen alle Übergriffigkeiten, gegen alle Ungerechtigkeit, gegen alle Gewalt legte Gott seinen Kontrapunkt als schutzloses Kind in einen Futtertrog, GOTT drückte uns sein Siegel auf:
GOTT LIEß ES WEIHNACHTEN WERDEN.

Das Leben hangelt sich von Krise zu Krise. Widersprüchlichkeit und Unzuverlässigkeit der Menschen führen von einer Vertrauenskrise zur nächsten. Selbst unser Glaube hangelt sich von Krise zu Krise. Wir verstehen Gott oft genau so schlecht wie die Korinther Paulus. Aber unser Fundament hält alles zusammen:
GOTT LIEß ES WEIHNACHTEN WERDEN.

Dieses Leben und diese Welt sind besser als sein Ruf. Doch genau das gilt auch für das ewige Leben: Es ist besser als sein Ruf, nur auf das Jenseits bezogen zu sein und zu vertrösten. Das hat Gottes Geist in unser Herz gegeben,
ALS GOTT ES WEIHNACHTEN WERDEN LIEß.

Die Adventsfrage heißt alle Jahre wieder:
Warum ist es nötig, dass ich auch in diesem Jahr
wieder Weihnachten feiere?

Sieben gute Gründe hat Paulus geliefert, von denen ihr einen als euer persönliches Weihnachtsfestfundament in diesem Jahr verwenden könnt.

Ihr könnt euch nicht entscheiden?
Ein paar Tage zum Nachdenken habt ihr ja noch.

Die Liebe Gottes, die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
werden euch bei der Entscheidung behilflich sein –

oder alle sieben Gründe zum Fundament machen.
AMEN

EG 12
1. Gott sei Dank durch alle Welt,
der sein Wort beständig hält
und der Sünder Trost und Rat
zu uns hergesendet hat.
2. Was der alten Väter Schar
höchster Wunsch und Sehnen war
und was sie geprophezeit,
ist erfüllt in Herrlichkeit.
3. Zions Hilf und Abrams Lohn,a
Jakobs Heil,b der Jungfrau Sohn,
der wohl zweigestammte Held
hat sich treulich eingestellt.
a) 1.Mose 15,1 b) 1.Mose 49,18
4. Sei willkommen, o mein Heil!
Dir Hosianna, o mein Teil!
Richte du auch eine Bahn
dir in meinem Herzen an.

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