Unser Gottesdienst am Ewigkeitssonntag zum Nachhören
ist für vier Wochen hier zu finden.
unsere Zeit auf dieser Welt
gemessen
zwischen Anfang und Ende
Geburt und Tod
die Grenzen unserer Zeit aber
lösen sich auf
in die Ewigkeit Gottes
alle Tränen werden getrocknet
kein Leid, kein Geschrei
bei GOTT wird sein
was in UNSEREN Zeiten
nicht sein kann
Zeit des Lebens
im Angesicht der Ewigkeit
braucht
den wachsamen Blick für das
was wirklich wichtig ist
Lasst eure Lenden umgürtet sein
und eure Lichter brennen.
Lukas 12,35
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Aus dem Evangelium nach Matthäus Kap. 25 , Verse 1-13 (Zürcher Bibel):
1 Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und hinausgingen, den Bräutigam zu empfangen. 2 Fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug. 3 Die törichten nahmen wohl ihre Lampen, nahmen aber kein Öl mit. 4 Die klugen aber nahmen außer ihren Lampen auch Öl in ihren Gefäßen mit.
5 Als nun der Bräutigam ausblieb, wurden sie alle müde und schliefen ein. 6 Mitten in der Nacht aber erhob sich ein Geschrei: Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihn zu empfangen! 7 Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen bereit.
8 Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen sind am Erlöschen. 9 Da antworteten die klugen: Nein, es würde niemals für uns UND euch reichen. Geht lieber zu den Händlern und kauft selber Öl! 10 Doch während sie unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam, und die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal; und die Tür wurde verschlossen.
11 Später kamen auch die andern Jungfrauen und sagten: Herr, Herr, mach uns auf! 12 Er aber entgegnete: Amen, ich sage euch, ich kenne euch nicht!
13 Seid also wachsam! Denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde.
Seltene Einigkeit in unserem Bibelgespräch am vergangenen Freitag: Dieses Gleichnis von den zehn Jungfrauen, das uns da von Matthäus überliefert wird- es klingt so überhaupt nicht nach Jesus. Jedenfalls nicht nach dem Jesus, der uns so ans Herz gewachsen ist.
„Amen, ich sage euch, ich kenne euch nicht!“ Das ist nicht nur kein Happy-End, das ist unfair, hart, ja: Unchristlich. Es ist unglaublich: Sollte tatsächlich einer, der sich anschickt, den schönsten Tag seines bisherigen Lebens – immerhin SEINE Hochzeit! – zu feiern, fünf Gäste im Dunkeln vor der Tür stehen lassen? Sollte am Ende tatsächlich einer, der hier als „Herr, Herr!“ angeredet wird, den Klugen DEN Weg frei machen,
den er den nicht so klugen einfach verweigert?
Wer bitte hätte denn ahnen können, dass der Herr Bräutigam nicht mal am Tage seiner Hochzeit pünktlich sein kann? Schließlich hat es damals doch noch keine Kunden der Deutschen Bahnen gegeben, auch keine Drohnen an Flughäfen…
Und das heute, am Ewigkeitssonntag, an dem die Menschen ihrer Toten gedenken, nicht selten an einem Grab, das noch ganz frisch ist. Da braucht man andere Geschichten, Erzählungen, die Hoffnung wecken angesichts des Sterbens und des Todes.
Unser Jesus, also der, der uns so ans Herz gewachsen ist, hätte der das nicht ganz anders erzählt? So zum Beispiel:
Da waren zehn junge Frauen, und fünf von denen waren nicht so clever wie die anderen fünf. Die Zehn gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen. Die Cleveren hatten nichts dem Zufall überlassen wollen, hatten vorgesorgt. Die anderen hatten, vielleicht vor lauter Aufregung, nur noch rasch einen Blick in den Spiegel geworfen, hatten ihre Lampen gegriffen und waren losgelaufen.
Doch alles kam anders als gedacht: Es zog sich, der Bräutigam blieb lange aus, und die zehn jungen Frauen wurden so müde, dass ihnen der Stoff zum Erzählen ausging, ja dass sie sogar einschliefen. Um Mitternacht aber lautes Rufen: Der Bräutigam kommt! Und das Erschrecken der Fünf und ihre Bitte: Gebt uns ab von eurem Öl, denn unsere Lampen gehen aus!
Die Cleveren sehen sie an, sie reagieren eher vorsichtig, sie fragen sich: Wird das dann wirklich für uns alle reichen? Doch sie schieben diese Gedanken schnell wieder weg. Natürlich teilen wir. Gemeinsam gehen sie dem Bräutigam entgegen, gemeinsam ziehen sie mit ihm zur Feier.
Und der Bräutigam: Er lobt die fünf Cleveren, weil sie nicht nur klug sind, sondern auch barmherzig.
So ist doch das Himmelreich, oder? So hätte unser Jesus, also der, der uns so ans Herz gewachsen ist, erzählen können.
Ja, oder vielleicht wenigstens so:
Da sind die zehn Frauen, und fünf verhalten sich klug, und die anderen fünf eher leichtsinnig. Die Klugen sind das nicht umsonst: Sie unterziehen ihre Ressourcen einer objektiven Prüfung und stellen nüchtern fest: Das reicht nicht, wenn wir teilen.
Sie schicken die leichtsinnigeren Frauen darum zum Kaufmann. Schließlich waren nicht nur die Deutschen Bahnen, sondern auch die Ladenschlussgesetze noch nicht erfunden. So kommen auch diese Frauen schließlich an ihr Öl und letztlich an die Tür zum Saal und klopfen an.
Und der Bräutigam geht zur Tür und öffnet, vielleicht wundert er sich. Dann fragt er sie: Wo seid ihr denn bis jetzt gewesen? Und als sie ihm erzählen, was passiert ist, dreht er sich um und schimpft mit den Klugen: Warum hab ihr so herzlos gehandelt? Wahrlich, ich sage euch: Dieses Fest wird nicht stattfinden, solange auch nur ein einziger Mensch fehlt, der hier mit uns feiern möchte.
So ist doch das Himmelreich, oder? Ja, auch so hätte unser Jesus, also der, der uns so ans Herz gewachsen ist, erzählen können.
Aber ihr habt es ja selbst gehört.
Auch wenn meine ERSTE Alternative beschreibt,
wie gut es ist, einander zu helfen, sich der Bedürfnisse des Anderen anzunehmen;
und selbst wenn meine ZWEITE Geschichte beschreibt,
dass Gottes Liebe niemanden bei der letzten großen Hochzeit draußen frierend in der Dunkelheit stehen lassen wird;
und auch wenn ich jetzt einfach mal behaupte, dass meine beiden Erzählungen gut in die Bibel passen würden:
Matthäus tut mir den Gefallen einfach nicht, er lässt Jesus diese Geschichte SO NICHT erzählen, sondern ob es uns passt oder nicht:
Er erzählt sie so, wie ich sie vorhin vorgelesen habe.
Am Ende stehen die Törichten draußen vor der Tür.
Und drinnen wird gefeiert.
Gerade ist ein Mensch gestorben, der mir nahe war. Sehr nahe. Gehört er nun zu denen, der draußen stehen wird?
Werde ICH zu denen gehören,
die das Himmelreich von draußen sehen müssen?
In der Ewigkeit Gottes – draußen?
Denn genau darum geht es doch:
„Es wird mit dem Himmelreich sein wie“ – das bedeutet doch nichts anderes:
Himmelreich -ist Gott -ist Jesus -ist die Ewigkeit.
Wie kommt man nun hinein in dieses Himmelreich?
Wie komme ICH hinein?
Frage ich das jetzt unseren Jesus, der uns so ans Herz gewachsen ist, und erzählt er mir dann seine Geschichte von den fünf klugen und den fünf törichten Jungfrauen, was könnte er mir damit über das Himmelreich sagen wollen?
Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen.
Jungfrauen zu Jesu Zeiten – für uns heute wären das eher Mädchen, kaum 14 Jahre alt. Ein Alter, in dem wir heute noch unsere Jugendlichen konfirmieren, obwohl uns schon lange Zweifel plagen, ob das das richtige Alter für eine eigene Glaubensentscheidung ist.
Mit dem Himmelreich wird es ein wie mit zehn Jugendlichen – am Anfang ihres Erwachsenenlebens.
Sie bekommen einen Auftrag: Sorgt dafür, dass ein Bräutigam in der Dunkelheit das Haus für die Hochzeitsfeier findet. Eine lebenswichtige Aufgabe. Sie sollen dafür sorgen, dass der Bräutigam in der Dunkelheit sicher sein Ziel erreicht. Denn damals gab es nicht nur weder Bahn noch Ladenschluss, es gab auch nicht die Spur einer Straßenbeleuchtung: Die Menschen mussten selbst für Licht sorgen.
Es ist wahrscheinlich, dass die Jugendlichen dazu Öl-Fackeln nahmen; Öl-Lampen wären wohl draußen zu windanfällig und zu klein gewesen. Matthäus benutzt das griechische lampAdas, was eher als Fackel zu übersetzen ist, für uns aber eher nach Lampe klingt.
Ob die Jugendlichen auch zur Hochzeit eingeladen waren? Es ist nach den Hochzeitsbräuchen damals wahrscheinlich, doch ausdrücklich festgestellt wird es hier nicht.
Man schließt es oft einfach daraus, dass die zehn „Jungfrauen“ genannt werden, was für uns nach Brautjungfern klingt.
Und daraus, dass die fünf Klugen mit in den Festsaal genommen wurden.
Es ist aber durchaus möglich, dass der Bräutigam sie als Dank für ihre guten Dienste spontan mit hinein nahm. Das würde auch erklären, warum er den Fünf, die zu spät kommen, sagt: Ich kenne euch nicht!
Über die Hochzeit erfahren wir von Jesus nahezu nichts. Über die Person des Bräutigams wird seither reichlich spekuliert. Meint Jesus sich selbst? Meint er Gott, der das himmlische Jerusalem, geschmückt wie eine Braut empfängt?
Darüber wie auch über die Braut selbst aber verliert Jesus kein Wort, und über das Fest hören wir von ihm nur, dass es hinter verschlossenen Türen stattfindet.
Es geht genau besehen also gar nicht um die Hochzeit bei diesem Gleichnis; DIE spielt sich nur in unserer Phantasie ab.
Es geht vielmehr um diese zehn jungen Menschen, NUR um sie. Sie haben einen wichtigen Auftrag, und sie haben auch ein gemeinsames Ziel: Die Hochzeitsfeier.
Von einer Hochzeit kann man zu Recht annehmen, dass dort Menschen miteinander essen und trinken, scherzen und lachen, singen und tanzen. So war das schon immer auf Hochzeiten.
Was allerdings noch lange nicht bedeutet, dass alle Menschen gerne auf Hochzeitsfeiern gehen, schon gar nicht auf irgend eine. Ich kenne nicht wenige Menschen, die auf solche Großfeiern auch liebend gern verzichten.
Aber für die Zehn ist der Festsaal ein lohnendes Ziel.
Das wird auch durch die Wortwahl gestützt: Das Wort „Hineingehen“ wird im Matthäusevangelium immer wieder gebraucht, wenn es um die Begegnung mit dem Heil des Menschen geht: Hineingehen ins Himmelreich (5,20), Hineingehen ins Leben (7,13;), Hineingehen ins ewige Leben (19,16), Hineingehen in die Freude seines Herrn (25,21).
Die Zehn WOLLEN in diesen Festsaal.
Doch das Leben ist hart: Die Hälfte von Ihnen erreicht das Ziel nicht.
Das sind die, die Jesus hier als „töricht“ bezeichnet. Was das bedeutet, ist am besten im Gegenüber zu den anderen Fünf zu verstehen: Was in den meisten Übersetzungen mit „klug“ übersetzt wird, bedeutet wörtlich so etwas wie „verständig“. Sie „verstehen“, was sie tun, haben einen klaren Kopf, sind clever, einfallsreich. Die „Törichten“ sind also eher unbesonnen, unvorsichtig, vielleicht sogar leichtsinnig.
Dass die „Klugen“ nun ohne weitere Mühe in den Hochzeitssaal kommen; dass die „Törichten“ aber draußen bleiben müssen, obwohl sie sich doch sichtlich Mühe gaben:
Das weder fair noch gerecht, das ist unfair und ungerecht. Das ist weder wirklicher Verdienst noch wirkliche Schuld. Menschen sind eben einfach verschieden. Und ihr Leben ist hart.
„Es wird mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen“:
Eine Warnung.
Das Leben auf dieser Welt ist ein hartes Leben. Wenn auch du am Ende deines Lebensweges in den Festsaal eingelassen werden möchtest, musst du auf die Fackel deines Glaubens achten.
Ja, sie soll AUCH für andere leuchten, aber wenn du nicht auf deinen Ölvorrat achtest, erlischt sie auch für dich. Und dann ist Hilfe oft fern, guter Rat nicht zu finden, der Händler fern.
Und weil du nicht weißt, WANN du am Ende deines Lebensweges angekommen sein wirst, wann du also vor der Tür des Festsaales stehen wirst: Achte auf dich, deinen Glaubensvorrat. Sei wachsam!
Meine Schwestern, meine Brüder:
Ich möchte auch dahin, hinein in diesen Festsaal, am Ende meines Lebensweges. Und ich möchte auch, dass andere Menschen dorthin kommen. Dass meine Glaubensfackel ihnen heimleuchten kann.
Denn anders als auf dieser Welt ist in diesem Festsaal nichts als Freude zu finden. Und egal, ob einer gern isst oder trinkt, scherzt oder lacht, singt oder tanzt oder einfach nur gern still für sich ist: In Gottes ewigem Festsaal ist Freude für alle.
Doch es liegt an mir, mit der Härte dieses Lebens zu rechnen und nicht unvorsichtig zu werden.
Es liegt an mir, zu verstehen, dass ich für diese Glaubens-Fackel bei mir sorgen muss, dass sie funktionieren kann und nicht etwa vor der Zeit verlischt.
Es liegt auch an mir, mit dafür zu sorgen, dass selbst ein Bräutigam, der nicht einmal zu seiner Hochzeit pünktlich kommt und dazu noch ohne Fackel unterwegs ist, doch noch den Festsaal erreichen kann. Der Härte des Lebens zum Trotz.
Jeder, der einen nahen Menschen verloren hat, egal ob durch den Tod oder eine andere Trennung, der spürt sie, die Härte dieses Lebens.
Hart trennt sie Menschen, die einander liebten, füreinander da sein wollten.
Hart stellt sie sich Kindern, Enkeln, Freunden und Kollegen in den Weg zum Festsaal der Ewigkeit Gottes.
Jetzt spüre ich Jesu Liebe zu mir. Ich höre diese Warnung nicht als Drohung, sondern als Mahnung. Das ist wichtig. Denn jetzt weiß ich, dass Jesus WILL, dass ich sie finde:
Die Liebe Gottes, die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes.
Denn hier gibt es
das Öl für die Fackeln des Glaubens.
AMEN
EG 69: 2+3
2. »Wacht auf«, singt uns der Wächter Stimme
vor Freuden auf der hohen Zinne:
»Wacht auf zu dieser Freudenzeit!
Der Bräut’gam kommt, nun machet euch bereit!«
3. Christus im Himmel wohl bedachte,
wie er uns reich und selig machte
und wieder brächt ins Paradies,
darum er Gottes Himmel gar verließ.

