Unseren Gottesdienst Jubilate zum Nachhören finden Sie für vier Wochen hier.
Ostern
Leben
feiert das Fest
Leben das war
das ist
das sein wird
Altes vergeht
Neues beginnt
Hoffnung unzerstörbar
Lasten werden anders getragen
neues Leben wird gefunden
Tod wird überwunden
der Frühling hält Einzug
auch in der Seele
neue Trauben entstehen am Weinstock
Ostern lässt jubeln
SEINE Auferstehung von den Toten
lässt UNS leben
Oster – Geheimnis
jetzt und ewig
Jubilate!
Ist jemand in Christus,
so ist er eine neue Kreatur;
das Alte ist vergangen,
siehe, Neues ist geworden.
2. Kor. 5,17
***
Frage: Gibt es Gott?
Eine Antwort: Einen Gott, den „es gibt“, gibt es nicht.
Das schrieb Dietrich Bonhoeffer 25-jährig in seine Habilitationsschrift „Akt und Sein“. Dieser Satz gefällt mir gut, auch seine Begründung. Die ist natürlich ziemlich lang, darum möchte ich sie einfach mal kurz so auf einen Punkt bringen:
Nichts, was lebendig ist, kann der Mensch umfassend und eindeutig erkennen oder beschreiben. Keinen Käfer, seinen Lebenspartner nicht, nicht einmal sich selbst.
Und einen Gott, der ewig und unendlich sein muss, weil er sonst kein richtiger Gott wäre, den folglich erst recht nicht.
Gott kann es also nicht „geben“ wie Mensch und Tier oder Haus und Auto, denn er lebt, er „IST“. Und er „ist“ mehr, als alle Menschen und Tiere und Welten es jemals zusammen sein können, denn er ist größer und mehr als das Universum.
Einen Gott, den es gibt, gibt es also nicht.
Diese Antwort ist natürlich eine theologisch-philosophische Antwort. Ist sie nicht nur ein gewagtes Spiel mit Worten? Was steckt wirklich dahinter?
Schon deshalb ist sie nicht jedermanns Sache. Wer kennt sich da schon halbwegs aus. Dazu kommt: Der Zeitgeist heute argumentiert lieber rein naturwissenschaftlich und behauptet leichthin, es seien Vernunftgründe, die gegen einen Gott sprächen, denn dessen Existenz könne schließlich niemand beweisen.
Also: Gibt es Gott? Kann man nicht beweisen.
Gibt es Ostern? Kann man nicht beweisen.
War Jesus Gottes Sohn? Kann man nicht beweisen.
Gerade erst vor ein paar Tagen sagte eine Frau zu mir, ich hätte doch einen Universitätsabschluss, sei also mit „der Wissenschaft“ in Kontakt gekommen, wie ich da so „unvernünftig“ von einem Gott reden könne, noch dazu von einem allmächtigen. Das war allerdings nicht wirklich eine Frage an mich, denn ihre Antwort war längst fertig: Gott und Vernunft passen nicht zusammen.
Ich habe dazu also nur gesagt, dass schon in meiner Kindheit Pfarrer und Ärztin als Eltern mit mir an einem Tisch saßen und wir uns untereinander lebenslang gut verstanden haben. Ein neues Fass wollte ich nicht aufmachen. Dabei bin ich überzeugt: Auch die so genannte Vernunft hat ihre Grenzen. Daran erinnern mich zuerst die vielen ungelösten Rätsel der Naturwissenschaften.
Zum Beispiel was vor dem Urknall war, woraus dunkle Materie besteht, wie Leben aus Leblosigkeit entstand. Oder was Bewusstsein ist, wie es entsteht, wie weit es bei Tieren reicht. Selbst die genauen Ursachen aller Arten von Kopfschmerzen oder die Gründe, warum Nebenwirkungen von Medikamenten bei den Menschen so unterschiedlich auftreten, kennt man letztlich nicht.
Man muss doch nur in eine Suchmaschine Rätsel der Astrophysik, Mathematik, Biologie oder Chemie eingeben. Für jede dieser Naturwissenschaften findet man dann eine Liste ungeklärter und dazu grundlegender Fragen und Probleme.
Und dennoch gibt es nicht wenige, ja sogar viele Menschen um uns darum, die auf diese Naturwissenschaften ihre gesamte Weltanschauung aufzubauen versuchen, die dann die Existenz eines Gottes unnötig macht.
Und hat man – irgendwann in der Zukunft – wenigstens eine dieser Fragen oder Probleme klären können, kann man sich über eines ganz sicher sein: Es tun sich schon aus den Antworten neue Fragen auf.
Und spätestens, wenn man über das Phänomen „Liebe“ ins Gespräch kommt, sind die Naturwissenschaften mit ihren Erklärungsmöglichkeiten schnell am Ende. Und doch zweifelt kaum jemand daran, dass „Liebe“ irgendwie real sein muss.
Das System Weltall-Erde-Mensch ist eben größer, als Menschen es je fassen könnten. Auch das kollektive Wissen aller Suchmaschinen oder Künstlicher Intelligenz wird niemals ausreichen.
Da ist für mich die Wahrscheinlichkeit doch groß, dass die Einsicht der Bibel wahr ist, wenn sie sagt, dass all das ein weises System Gottes ist.
Und dass diese Einsicht eher vernünftig als unvernünftig,
eher klug als dumm, ja geradezu weise ist.
Eine weise Einsicht:
Da sind wir beim Bibetxt für heute aus dem Buch der Sprüche. Ich lese aus Kapitel 8 in der Übersetzung der Zürcher Bibel
1 Ruft nicht die Weisheit,
und erhebt nicht die Einsicht ihre Stimme?
…
22 Der HERR hat mich geschaffen am Anfang seines Wegs,
vor seinen anderen Werken, vor aller Zeit.
23 In fernster Zeit wurde ich gebildet,
am Anfang, in den Urzeiten der Erde.
24 Als es noch keine Fluten gab, wurde ich geboren,
als es noch keine wasserreichen Quellen gab.
25 Bevor die Berge eingesenkt wurden,
vor den Hügeln wurde ich geboren,
26 als er die Erde noch nicht geschaffen hatte und die Fluren
und die ersten Schollen des Erdkreises.
27 Als er den Himmel befestigte, war ich dabei,
als er den Horizont festsetzte über der Flut,
28 als er die Wolken droben befestigte,
als die Quellen der Flut mächtig waren,
29 als er dem Meer seine Grenze setzte,
und die Wasser seinen Befehl nicht übertraten,
als er die Grundfesten der Erde festsetzte,
30 da stand ich als Werkmeisterin ihm zur Seite
und war seine Freude Tag für Tag,
spielte vor ihm allezeit.
31 Ich spielte auf seinem Erdkreis
und hatte meine Freude an den Menschen.
32 So hört nun auf mich, ihr Söhne!
Wohl denen, die auf meinen Wegen bleiben.
33 Hört auf die Unterweisung und werdet weise,
und schlagt sie nicht in den Wind.
34 Wohl dem Menschen, der auf mich hört,
der Tag für Tag an meinen Türen wacht,
die Pfosten meiner Tore hütet.
35 Denn wer mich gefunden hat, hat das Leben gefunden
und Wohlgefallen erlangt beim HERRN.
36 Aber wer mich verfehlt, schädigt sich selbst;
alle, die mich hassen, lieben den Tod.
Dieser Blick der alttestamentlichen Weisheitsliteratur reicht über die Schöpfungserzählungen der ersten Kapitel der Bibel deutlich hinaus. In eine Welt vor der Welt, in eine Zeit vor der Zeit.
Die Weisheit erscheint wie eine Frau an Gottes Seite, als Schöpfung vor der Schöpfung. Die „Werkmeisterin“ an Gottes Seite, Gottes Freude Tag um Tag, die vor ihm „spielte“. Dieses „Spielen“ der Weisheit vor Gott erinnert weniger als das Spielen eines Kindes, sondern mehr an das Spielen eines Instrumentes – zur Freude und Inspiration Gottes.
Die Weisheit begleitete seine ganze Schöpfung. Er war der Schöpfer, sie aber war bei allem dabei. Als Himmel und Erde wurden, die Urflut, die Wasserquellen. Als sich die Erdteile erhoben, Wolken und Licht, Tiere und Pflanzen wurden:
Frau Weisheit war dabei.
Und sie hatte wiederum IHRE Freude an Gottes Schöpfung, auch die der Menschen. Ein für mich wunderschönes Bild, fern ab aller Schlechtmacherei, fern ab von allem Gift, das gerade diese Menschheit, diese selbsternannte Krone der Schöpfung, seither über sich selbst und alle Welt verspritzt.
Die Weisheit kann sich noch freuen, weil sie die Vielfalt der Welt und der Geschöpfe noch als schön empfindet. Kein Mensch war dabei, als all das entstand, aber die Weisheit war es. Das wir heute in Gottes Welt leben können: Die Weisheit war Meisterin dieses Werkes Gott zur Seite.
Unsere Naturwissenschaft hat ihre Grenzen. Sie kann vieles nicht erklären. Mancher meint vielleicht NOCH nicht, aber daran mag man getrost zweifeln, da war sich schon Albert Einstein sicher. Vieles weiß sie einfach nicht oder glaubt es nur zu wissen.
Was wir aber wissen, ohne es im Einzelnen wirklich verstehen zu können, ist dies:
Diese Welt, ihre Berge und Meere, ihre chemische und biologische Komplexität ermöglichen und erhalten auf wunderbare Weise das Leben auf diesem Planeten. Sie hat Raum für unzählbar viele Lebensformen, Lebensweisen, Schönes, Schweres. Alles hat System, darum mag ich nicht an den großen Zufall glauben, an irgendetwas vor dem Urknall. Ich glaube daran, dass all das System Gottes ist, und dass Frau Weisheit bei allem an seiner Seite ist.
Diese Sicht auf die Realität unserer Welt zeigt mir eine unglaubliche Tiefe des Nachdenkens derer, von denen wir seit Jahrtausenden in unserer Bibel lesen können. Eine Tiefe, die all den naturwissenschaftlichen Fortschritt unserer Zeit nicht etwa bekämpft oder schlecht macht. Denn er wird hier zum Teil des Systems, das Gottes System ist.
Wohl darum gibt Frau Weisheit dieser Welt eine unüberhörbare Warnung mit auf ihren Weg des Lebens. Diese Mahnung klingt wie die Mahnung einer Lehrerin an ihre Lernenden. Sie mahnt: Denkt daran, in eurem Leben selbst nach Weisheit zu streben. Denn Frucht der Weisheit ist glückliches Leben. Nicht weise zu werden oder die Weisheit gering zu schätzen, sie gar zu hassen – das würde bedeuten, den Tod mehr zu lieben als das Leben.
Meine Schwestern, meine Brüder:
„Hört auf die Unterweisung“, übersetzt die Zürcher Bibel; „hört auf die Zucht“ übersetzt Luther. Beide Übersetzungen machen deutlich: Das Lernen, vielmehr das LEBENSLANGE Lernen, wird dem Menschen nicht erspart bleiben. Nie wird er genug gelernt haben, wenn er weise werden, den Weg zum Leben finden will.
Fragt man Frau Weisheit, woher diese Unterweisung, meinetwegen auch diese Zurechtweisung, also „Zucht“ kommen soll, auf welche der vielen Reden man also HÖREN soll, die man in seinem Leben so zu hören bekommt, bin ich mir sicher, dass ihre Antwort lautet:
Auf das Wort Gottes. Für uns bedeutet das: Hören auf seine Stimme, die aus der Bibel kommt. Hören auf seine Zeugen, die durch die Jahrhunderte hindurch immer neu zu hören waren und zu hören sind.
Hören auf die Glaubenszeugnisse, zum Beispiel auf den Heidelberger Katechismus oder auch diesen Satz des Albert Camus, den wir vorhin gelesen haben: „Auf der Welt herrscht das Absurde, und die Liebe errettet davor.“
Die Weisheit Gottes hält sich nicht verborgen,
wir können sie erkennen.
Hören auf Gottes Wort bedeutet, unsere Welt nicht nur als naturwissenschaftlich durchdringbares Phänomen zu betrachten, sondern als Schöpfung Gottes, in der alle Kreaturen Mitgeschöpfe sind.
Es bedeutet, dass mein Leben, dein Leben, alles Leben nicht lediglich Ergebnis biologischer Gesetze sein KANN.
Es bedeutet, Gott nicht nur zu erforschen, sondern sich von ihm ansprechen zu lassen, dass Gott uns zum Gegenüber wird, dass er uns nahe kommt, dass er uns anspricht.
Dann berührt uns Gott. Dann ist er nicht mehr irgend einer, der uns nur fern ist. Zwischen ihm und uns entsteht dann eine Beziehung. Womöglich eine so enge, wie Gott sie sich zweifelsohne wünscht und die uns ihn als „Vater“ anreden lässt.
Sicher:
Diese Rede der Weisheit ist nur ein altes Bild für das Sein Gottes. Diese Frau an seiner Seite hat man ebenso wenig gesehen wie Gott selbst.
Doch schon der Evangelist Johannes hat dieses Bild weitergemalt, wenn er sein Evangelium beginnt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“
Das klingt ganz ähnlich wie der Anfang unseres Textes. Und wir glauben mit Johannes, dass dieses Wort Gottes Fleisch wurde, dass ER uns nahe kam, uns Gott wieder nahe brachte.
Und Paulus schreibt zu Recht, dass dieser Glaube an den Gekreuzigten und Auferstandenen der Welt eine Torheit, in Wahrheit aber die Weisheit Gottes ist, die allen Menschen sichtbar wird.
Die Weisheit, durch die sie erkennen können:
Gegen alles Absurde dieser Welt,
das wir wohl niemals verstehen werden,
hat Gott einen Plan des Heils für uns.
Denn die Liebe Gottes,
die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sind es, die es einst Ostern werden ließen
und uns heute jubeln lassen.
Jubilate – jubelt!
AMEN
EG 506: 1.2.4.6
1. Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht,
die Weisheit deiner Wege,
die Liebe, die für alle wacht,
anbetend überlege:
so weiß ich, von Bewundrung voll,
nicht, wie ich dich erheben soll,
mein Gott, mein Herr und Vater!
2. Mein Auge sieht, wohin es blickt,
die Wunder deiner Werke;
der Himmel, prächtig ausgeschmückt,
preist dich, du Gott der Stärke.
Wer hat die Sonn an ihm erhöht?
Wer kleidet sie mit Majestät?
Wer ruft dem Heer der Sterne?
4. Dich predigt Sonnenschein und Sturm,
dich preist der Sand am Meere.
Bringt, ruft auch der geringste Wurm,
bringt meinem Schöpfer Ehre!
Mich, ruft der Baum in seiner Pracht,
mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht;
bringt unserm Schöpfer Ehre!
6. Erheb ihn ewig, o mein Geist,
erhebe seinen Namen;
Gott unser Vater sei gepreist,
und alle Welt sag Amen,
und alle Welt fürcht ihren Herrn
und hoff auf ihn und dien ihm gern.
Wer wollte Gott nicht dienen?