Das Fest (Jes 25 6-9)

Unseren Ostergottesdienst zum Nachhören finden Sie für vier Wochen hier.

Christus, der Herr, ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!

Mit dem Aufgang der Sonne am dritten Tage
läuft dieser Jubelruf der Christenheit um die Welt.
JESUS CHRISTUS LEBT.
Gott erweist seine himmlische Macht,
die stärker ist als jedes irdische Kreuz.
Wir feiern Ostern.

In der Nacht, da er verraten ward
setzte sich Jesus an einen Tisch
mit dem Verräter
mit dem Verleugner
mit den Ängstlichen
alle würden ihn verlassen

In der Nacht, da er verraten ward
feiern sie das Passamahl
Hier werden Brot und Wein
durch ihn zu Heil und Leben
für die am Tisch
die ihn so nötig hatten
und ihn doch verließen

Am dritten Tage aber
am Ostertag
gibt sich der
Auferstandene

wird wieder Brot und Wein
verwandelt für uns das Leben
weil wir es so nötig haben
auf IHN alle Hoffnung zu setzen,
und ER spricht:

Ich war tot,
und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit
und habe die Schlüssel
des Todes und der Hölle.
Offenbarung 1,18
***

Predigttext:  Jesaja 25 6-9 (Gute Nachricht)

6 Hier auf dem Zionsberg wird es geschehen:
Der HERR, der Herrscher der Welt,
wird für alle Völker ein Festmahl geben
mit feinsten Speisen und besten Weinen,
mit kräftigen, köstlichen Speisen
und alten, geläuterten Weinen.
7 Hier wird er den Trauerflor zerreißen,
der allen Völkern das Gesicht verhüllt;
er wird das Leichentuch entfernen,
das über den Nationen liegt.
8 Den Tod wird er für immer vernichten
und von jedem Gesicht die Tränen abwischen.
Dann nimmt er die Schande von seinem Volk,
unter der es überall gelitten hat.
Der HERR, der mächtige Gott, hat es versprochen!
9 An jenem Tag wird man sagen:
»Er, der HERR, ist unser Gott!
Auf ihn hatten wir unsere Hoffnung gesetzt
und er hat uns die Rettung gebracht;
wir haben nicht vergeblich gehofft.
Nun können wir voll Freude singen,
weil er unser Retter ist!«

Ein Festmahl, wie es noch nie dagewesen ist,
führt uns Jesaja hier vor Augen.
Essen vom Feinsten, Weine von den besten.

Die Stimmung: Ohne jeden Missklang.
Schlechte Laune: Weg.
Trauerschleier vor den Gesichtern: Weg.
Die Leichentücher der Weltgeschichte über den Völkern: Weg.
Jede Schande: Weg.
Der Tod: Weg.

Jeder Mensch feiert an der Festtafel Gottes.
Die Freude ist groß.
Der Gesang ist laut.

Ich sehe mich heute um auf diesem Fest:
Die, die dort drüben sitzen und sich fröhlich zuprosten, das sind doch Russen und Ukrainer.
Und die da, die grad einen Löffel voll Irgendwas einem Israeli in den Mund schiebt, ist zweifellos Palästinenserin.
Nord- und Südkoreaner fallen sich gar um den Hals.

Chinesen und US-Amerikaner trinken fröhlich Brüderschaft miteinander. Aus einer Flasche mit der legendären Abfüllung Nummer 7 der amerikanischen Marke Jack Daniel’s. Unverzollt natürlich. Und eine Sprachbarriere gibt es auch nicht.

Ein Kasten mit gutem Bier steht unter dem Tisch. Sicher für mich. Säfte und Mineralwässer und Tees, soviel man will. Auch dafür soll es ja Interessenten geben.

Nirgendwo Streit.
Wenn Tränen, dann solche der Freude.
Ernste, freundliche Gespräche. Lachen über einen guten Witz. Alle sind da, niemand fehlt. Nicht einmal die beiden, die doch nie wieder miteinander reden wollten.

Große Feier des Lebens:
Große Freude, großer Frieden. Es fehlt an nichts.
So wird es sein.
Am Ende hat Gott, der Herrscher der Welt,
den Menschen ihre Rettung gebracht
und feiert mit ihnen.
Auf dem Zion.

Mir fällt Jesu erstes Wunder im Evangelium nach Johannes ein. Keine wunderbare Predigt, keine wunderbare Heilung, keine wunderbare Totenerweckung oder Sturmstillung, er geht auch nicht übers Wasser.

Auf der Hochzeit zu Kana macht er aus Händewaschwasser besten Wein, damit die Menschen weiter feiern können. Ich kenne so einige Menschen, die nicht gern daran erinnert werden, dass nach Johannes Jesus zuerst feierte, bevor es „an die eigentliche Arbeit“ ging…

Ich erinnere mich an die lautstarken und schrillen Rufe Ende Juli vergangenen Jahres anlässlich der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris. Noch während der Veranstaltung gab es harsche Proteste gegen die Veranstaltung.

Bischöfe der Katholischen und der Russisch-orthodoxen Kirche, auch ein illustrer Kreis aus Personen wie Elon Musk, Donald Trump und Viktor Orban, sahen in der Veranstaltung einen Fall der Gotteslästerung und den Verfall der abendländisch-christlichen Werte des Westens.

Sogar der fromme Wladimir Putin ließ eine Sprecherin seines Außenamts kommentieren, die einst christliche Stadt Paris erlebe gerade einen historisch-kulturellen Selbstmord. Seinen Krieg gegen die Ukraine ließ er damals allerdings nicht pausieren.

Worum ging es bei diesem kollektiven Aufschrei?
Die Sportlerinnen und Sportler der Olympiade marschierten diesmal nicht wie sonst üblich mit ihren Mannschaften in irgend ein großes Stadion ein. Sie fuhren auf Schiffen die festlich beleuchtete Seine entlang, bejubelt von 300.000 Menschen.

Sie kamen dabei an Stationen an den Ufern vorbei, wo gestaltete Szenen aus der französischen und olympischen Geschichte durch Akrobatik, Gesang, Tanz und Spiel dargeboten wurden.

Eine dieser Szenen war im Programm mit „Das Festmahl der Götter“ überschrieben. Als blau gefärbter, fast nackter Traubengott mit karottenrotem Haar sang der Künstler Philippe Katerine in einem Meer aus Früchten und Blumen, lässig auf der Seite liegend vor einer vollbusigen Frau mit Strahlenkranz auf dem Kopf. Um sie herum sah man weitere Frauen und Männer bei einem Gelage mit Wein und Gesang. Die Kritiker sahen in diesem „Festmahl“ eine Verhöhnung des Abendmahls Christi.

Tatsächlich stellte diese Szene mit Gelage, Tanz und Gesang nicht das Abendmahl dar, sondern das Festmahl der Götter auf dem Olymp. Sie spielte nach dem Vorbild eines Gemäldes des flämischen Malers Jan van Bijlert aus dem Jahr 1635. Das Bild heißt das „Festmahl der Götter“ und ist in einem kleineren Museum in der Region Burgund ausgestellt.

Es zeigt, wie die griechischen Götter auf dem Olymp ein feucht-fröhliches Fest feiern. Zu sehen sind neben anderen die Göttinnen Artemis und Aphrodite und die Götter Apollon, Ares und Poseidon.

Im Vordergrund, vor der Göttertafel tanzt Diónysos als Gott des Weins, des Genusses, der Lebensfreude und des Rauschs. Die Botschaft: Die Götter feiern das Leben.

Das Bild hat übrigens in seiner Anordnung gewisse Ähnlichkeiten mit Leonardo da Vincis berühmten Wand-Gemälde „Das letzte Abendmahl“ aus dem Jahr 1495, das wohl fast jeder schon einmal gesehen hat, zumindest als Kopie. Auch hier trifft man sich zum Mahl entlang einer langen Tafel, die mit einem weißen Tuch festlich gedeckt ist.

Ob die lautstarken Kritiker da wohl etwas verwechselt haben? Konnten sie tatsächlich glauben, der blaugestrichene Diónysos sollte in einer Abendmahlsszene spielen?
Oder meinen sie gar, dass das Abendmahl nichts mit ausgelassener Lebensfreude zu tun haben kann, weil es eine todernste Sache ist?

Das Museum jedenfalls dürfte es gefreut haben:
Die Zugriffe auf seine Internetseite stiegen nach dem schrillen Protest von Trump, Orban, Putin und Co. um das ungefähr Tausendfache. Das sonst eher lau besuchte Museum selbst hatte plötzlich lange Schlangen am Einlass.

Heute ist Ostern.
Ein Fest im Frühling, kein Frühlingsfest. Tatsächlich eine todernste Angelegenheit. Denn es wird ernst für den Tod. Er selbst wird untergehen. Alle anderen aber werden feiern.
Das große Festmahl, das Jesaja ankündigte, kann beginnen.

Es beginnt nicht auf dem Olymp, sondern auf Jerusalems Zion. Auf ihm werden alle Völker der Welt zusammenkommen. Es wird reichlich zu essen und Gutes zu trinken geben.

Dazu wird Gott alle Völker, alle Religionen, jeden einzelnen Menschen befreien von den Hüllen, Decken, Schablonen und Vorurteilen, die bisher das Zusammenleben und ein Miteinander in Gerechtigkeit und Frieden verhindert haben.

Russen und Ukrainer, Israelis und Palästinenser, Nord-und Südkoreaner, US-Amerikaner und Chinese, Europäer und Afrikaner werden sich an der Festtafel Gottes treffen.
Nicht ein böses Wort wird mehr fallen.
Ihre neue, gemeinsame Sprache kennt solche Worte nicht mehr.

Mir ist schon klar, dass allein diese Vorstellung für Trump, Orban, Putin und Co. keine ist, die ihr Herz höher schlagen lassen würde. Religiösen Fundamentalisten auf der ganzen Welt allerdings auch nicht. Denn sie alle werden keine Rolle auf dem Zion spielen. Auch der jetzige Hausherr des Zion Israels Netanjahu nicht.

Denn beim großen Fest- und Freudenmahl auf dem Zion soll noch mehr geschehen. Gott wird das Leben endgültig vom Tod befreien. „Den Tod wird er für immer vernichten“, heißt es in Vers 8. Das aber bedeutet auch: Kein Platz wird mehr sein für Krieger oder Märtyrer oder solche, die aus beidem ihre Gewinne ziehen.

Heute ist Ostern.
Das von Jesaja angekündigte Fest hat begonnen.
Frauen kommen am dritten Tag des Kreuzes an Jesu Grab und finden es leer. Sie hören Unglaubliches: Er ist nicht hier. Er lebt. Geht und sucht ihn unter denen, die leben.

Zwei Jesus-Treue gehen nach Emmaus. Er geht mit ihnen, sie erkennen ihn nicht. Seine Worte brennen sich ihnen ein. Sie aber erkennen ihn immer noch nicht. Als er ihnen dann das Brot bricht, fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen. Mitten in der Nacht laufen sie zurück nach Jerusalem und erzählen, was sie gesehen, erlebt haben: Jesus lebt.

Heute ist Ostern.
Das von Jesaja angekündigte Fest hat begonnen.
Die Botschaft von der Auferstehung des Christus ist in der Welt und kann nicht mehr hinaus. Genauso wenig wie die Erfindung des Messers oder die Entdeckung der Kernspaltung.

Doch sie ist das Gegenstück zu Messer oder Kernspaltung. Während die Menschen fleißig die Welt gebrauchen und formen und dabei das Messer nicht nur zum Kartoffelschälen und die Kernspaltung nicht nur für die Stromerzeugung nutzen, lässt sich die Auferstehung des Sohnes Gottes nicht missbrauchen.

Das von Jesaja angekündigte Fest hat begonnen
und nimmt seinen Lauf.
Der Tod des Todes hat begonnen und nimmt seinen Lauf.

Neues Leben hat begonnen und nimmt seinen Lauf.
Es bricht sich Bahn, selbst in der Wüste ist es zu sehen.
Ein paar göttliche Tropfen Wassers genügen schon,
um Steine blühen zu sehen.

Die Menschen ahnen:
Gott macht ernst mit der Freude.
Er deckt den Tisch für das Fest des Lebens.
Mindestens so farbenfroh wie der Frühling,
der das Grau und die Kälte des Winters verdrängt
und irgendwann vergessen lässt.

Meine Schwestern, meine Brüder:

Heute feiern wir Ostern.
Die Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod
durch Jesu Auferstehung ist die Botschaft von Ostern.
Es beginnt die Verkündigung vom Sieg des Lebens über den Tod.
Das von Jesaja angekündigte Fest hat begonnen
und nimmt seinen Lauf.

Damit dieses Leben lebenswert wird.
Ohne die Grenzen, die die Herrscher und Mächte dieser Welt
zu ziehen versuchen.
Ohne ihre Hüllen, Decken, Schablonen und Vorurteile,
die Gewinner und Verlierer zurücklassen
Ein Fest für alle, mit uns, für uns.

Nicht nur für die Götter auf dem Olymp
oder wo sie sonst ihr Schlösser gebaut haben.
Gottes Osterfest macht uns nicht zu Zaungästen
oder Fernsehzuschauern oder stellt uns in die Schlange vor einem Museum.
Gott feiert mit allen.
Mit uns, für uns.

Beim Abendmahl wird Gottes Fest schon jetzt gefeiert.
Denn der Auferstandene selbst ist Gastgeber.
Sein Ostern hat für alle
das Ende des Todes sichtbar werden lassen.
Er reicht das Brot des Lebens
und den Kelch des Heils.
Besseres kann es nicht geben.

Und im Unterschied zum Festmahl der Götter auf dem Olymp:
Wir sind keine Zuschauer, sondern sind geladene Gäste.
Jede und jeder ist eingeladen, sie alle werden erleben:

Die Liebe Gottes,
die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes

befreien das Leben vom Tod
schon jetzt in dieser Zeit
und auf ewig.
AMEN

LIED EG 108:
1. Mit Freuden zart zu dieser Fahrt
lasst uns zugleich fröhlich singen,
beid, Groß und Klein, von Herzen rein
mit hellem Ton frei erklingen.
Das ewig Heil wird uns zuteil,
denn Jesus Christ erstanden ist,
welchs er lässt reichlich verkünden.
2. Er ist der Erst, der stark und fest
all unsre Feind hat bezwungen
und durch den Tod als wahrer Gott
zum neuen Leben gedrungen,
auch seiner Schar verheißen klar
durch sein rein Wort, zur Himmelspfort
desgleichen Sieg zu erlangen.
3. Singt Lob und Dank mit freiem Klang
unserm Herrn zu allen Zeiten
und tut sein Ehr je mehr und mehr
mit Wort und Tat weit ausbreiten:
So wird er uns aus Lieb und Gunst
nach unserm Tod, frei aller Not,
zur ewgen Freude geleiten.

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