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GLOCKEN, dabei:
Willkommen zu unserem Gottesdienst
am Sonntag Misericordias Domini.
Die Lieder dafür finden Sie im Evangelischen Gesangbuch.
Wir sagen sie jeweils an; wer sie schon vorher heraussuchen will, es sind die Nummern:
100/ 274/ 107/ 358/ 114 und noch einmal 100.
Lektorin ist heute Anett Kolaschinsky,
mein Name ist Malte Koopmann.
Als Musik zum Eingang hören Sie heute
Chor von St. Augustin in Wien mit dem Psalmlied
Der Herr ist mein Hirt
MUSIK zum Eingang
VOTUM Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen./ Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, /der Bund und Treue hält ewiglich /und der nicht preisgibt das Werk seiner Hände.
Zweiter Sonntag nach Ostern:
Misericordias Domini
die Barmherzigkeit des Herrn.
Oft auch „Hirtensonntag“
Unser Heil hat Gott bereit’.
LIED 100 1+2
1. Wir wollen alle fröhlich sein
in dieser österlichen Zeit;
denn unser Heil hat Gott bereit’.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja,
gelobt sei Christus, Marien Sohn.
2. Es ist erstanden Jesus Christ,
der an dem Kreuz gestorben ist,
dem sei Lob, Ehr zu aller Frist.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja,
gelobt sei Christus, Marien Sohn.
LITURGISCHE HINFÜHRUNG + SP
Schlechte Hirten
vor ihnen wird gewarnt
sie bringen ihr Schäflein ins Trockene
weiden sich selbst
Wölfe im Schafspelz
Der gute Hirte
Glücksfall für die Menschen
seine Herde
ist seine Leidenschaft
sein Leben
wird ihr Leben
durch seine Liebe
Der gute Hirte
wer ihn kennt
lernt sie kennen
Misericordias Domini
die Barmherzigkeit des Herrn
Christus spricht:
Ich bin der gute Hirte.
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie,
und sie folgen mir;
und ich gebe ihnen das ewige Leben.
(Johannes 10,11a.27-28a)
***
Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen! Denn der Herr ist ein großer Gott.
Zum „Hirtensonntag“ gehört natürlich Psalm 23.
Viele können den auswendig.
Einen anderen, gereimten Text bietet das Lied 274:
„Der Herr ist mein getreuer Hirt“.
Das lasst uns jetzt gemeinsam singen.
1. Der Herr ist mein getreuer Hirt,
hält mich in seiner Hute,
darin mir gar nicht mangeln wird
jemals an einem Gute.
Er weidet mich ohn Unterlass,
da aufwächst das wohlschmeckend Gras
seines heilsamen Wortes.
2. Zum reinen Wasser er mich weist,
das mich erquickt so gute,
das ist sein werter Heilger Geist,
der mich macht wohlgemute;
er führet mich auf rechter Straß
in seim Gebot ohn Unterlass
um seines Namens willen.
3. Ob ich wandert im finstern Tal,
fürcht ich doch kein Unglücke
in Leid, Verfolgung und Trübsal,
in dieser Welte Tücke:
denn du bist bei mir stetiglich,
dein Stab und Stecken trösten mich,
auf dein Wort ich mich lasse.
4. Du b’reitest vor mir einen Tisch
vor mein’ Feind’ allenthalben,
machst mein Herz unverzaget frisch;
mein Haupt tust du mir salben
mit deinem Geist, der Freuden Öl,
und schenkest voll ein meiner Seel
deiner geistlichen Freuden.
5. Gutes und viel Barmherzigkeit
folgen mir nach im Leben,
und ich werd bleiben allezeit
im Haus des Herren eben
auf Erd in der christlichen G’mein,
und nach dem Tode werd ich sein
bei Christus, meinem Herren.
Ich erinnere an das erste Gebot:
Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland,
aus der Knechtschaft, geführt habe.
Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Martin Luther erklärt das im kleinen Katechismus so:
Wir sollen Gott über alle Dinge
fürchten,
lieben
und vertrauen.
Und Der Heidelberger Katechismus dazu:
Gott will, dass ich allen Götzendienst,
alle Zauberei und Wahrsagerei, allen Aberglauben,
auch das Anrufen der Heiligen oder anderer Geschöpfe
meide und fliehe,
damit ich meiner Seele Heil und Seligkeit nicht verliere.
Stattdessen soll ich den einen wahren Gott recht erkennen,
ihm allein vertrauen und in aller Demut und Geduld
von ihm allein alles Gute erwarten.
Ihn allein soll ich von ganzem Herzen
lieben, fürchten und ehren,
so dass ich eher alle Geschöpfe preisgebe,
als im Geringsten gegen seinen Willen handle.
Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?
Nein, sondern es kommen auch die frömmsten Menschen
in diesem Leben über einen geringen Anfang
dieses Gehorsams nicht hinaus.
Wohl aber beginnen sie, mit fester Absicht
nicht nur nach einigen, sondern nach allen Geboten Gottes zu leben.
AMEN.
Im Licht der Gebote Gottes ist zu erkennen,
wie sehr wir angewiesen sind
auf die Barmherzigkeit des Herrn.
Lasst uns beten:
Herr der Welt, du guter Hirte,
sieh doch den Mangel,
den so viele leiden:
den Mangel an Nahrung,
den Mangel an Liebe,
den Mangel an Hoffnung
und Vertrauen zu dir.
Herr erbarme dich!
Sieh die Müden,
sieh die Getriebenen,
und die Ausweglosen,
die auf falschen Wegen gehen
immer weiter weg von dir:
Herr erbarme dich über sie.
Vergiss nicht,
die in Angst leben müssen,
deren Leben Unheil bedroht,
und die nirgendwo einen Trost finden,
auch nicht bei dir:
Herr, erbarme dich über sie!
Denk an die Zerstrittenen,
an die Ungeliebten,
an die, die keine Bleibe haben,
auch nicht in deinem irdischen Haus:
Herr, erbarme dich über sie.
Herr der Welt, du guter Hirte,
an Nichtiges haben wir uns verloren!
Suche uns,
bring uns zurück zu dir
und erbarme dich über uns!
AMEN.
Halleluja.
Er hat uns gemacht und nicht wir selbst
zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.
(Psalm 100.3)
Halleluja.
Der Herr ist auferstanden,
er ist wahrhaftig auferstanden.
(Lukas 24,6.34)
Halleluja! AMEN
LIED 107 1+2
1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
dass du vom Tod erstanden bist
und hast dem Tod zerstört sein Macht
und uns zum Leben wiederbracht.
Halleluja.
2. Wir bitten dich durch deine Gnad:
nimm von uns unsre Missetat
und hilf uns durch die Güte dein,
dass wir dein treuen Diener sein.
Halleluja.
Aus dem Evangelium nach Johannes 10 ab Vers 11
11 »Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte ´ist bereit,` sein Leben für die Schafe herzugeben.
12 Einer, der gar kein Hirte ist, sondern die Schafe nur gegen Bezahlung hütet, läuft davon, wenn er den Wolf kommen sieht, und lässt die Schafe im Stich, und der Wolf fällt über die Schafe her und jagt die Herde auseinander.
13 Einem solchen Mann, dem die Schafe nicht selbst gehören, geht es eben nur um seinen Lohn; die Schafe sind ihm gleichgültig.
14 Ich bin der GUTE Hirte.
Ich kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich,
15 genauso, wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne. Und ich gebe mein Leben für die Schafe her.
16 Ich habe auch noch Schafe, die nicht aus diesem Stall sind. Auch sie muss ich herführen; sie werden auf meine Stimme hören, und alle werden EINE Herde unter EINEM Hirten sein.
Selig sind,
die das Wort Gottes hören und bewahren! (Lk 11, 28)
AMEN.
Als Bekenntnis lasst uns gemeinsam die Antwort
zu Frage 1 des Heidelberger Katechismus sprechen:
Was ist dein einziger Trost
im Leben und im Sterben?
Dass ich mit Leib und Seele
im Leben und im Sterben
nicht mir,
sondern meinem getreuen Heiland
Jesus Christus gehöre.
Er hat mit seinem teuren Blut
für alle meine Sünden
vollkommen bezahlt
und mich aus aller Gewalt
des Teufels erlöst;
und er bewahrt mich so,
dass ohne den Willen
meines Vaters im Himmel
kein Haar von meinem Haupt kann fallen,
ja, dass mir alles
zu meiner Seligkeit dienen muss.
Darum macht er mich auch
durch seinen Heiligen Geist
des ewigen Lebens gewiss
und von Herzen
willig und bereit,
ihm forthin zu leben.
AMEN
LIED Es kennt der Herr die Seinen 358 1.3.6
1. Es kennt der Herr die Seinen
und hat sie stets gekannt,
die Großen und die Kleinen
in jedem Volk und Land;
er lässt sie nicht verderben,
er führt sie aus und ein,
im Leben und im Sterben
sind sie und bleiben sein.
3. Er kennt sie als die Seinen
an ihrer Hoffnung Mut,
die fröhlich auf dem einen,
dass er der Herr ist, ruht,
in seiner Wahrheit Glanze
sich sonnet frei und kühn,
die wunderbare Pflanze,
die immerdar ist grün.
6. So hilf uns, Herr, zum Glauben
und halt uns fest dabei;
lass nichts die Hoffnung rauben;
die Liebe herzlich sei!
Und wird der Tag erscheinen,
da dich die Welt wird sehn,
so lass uns als die Deinen
zu deiner Rechten stehn.
LASST UNS BETEN:
Herr, unser Gott:
Wir nehmen unser Leben in die Hand
und gehen vielmals irre.
Wir suchen uns Herren und finden falsche.
Darum:
Führe uns, hüte uns!
Durch Christus, den guten Hirten,
dem wir folgen wollen im Heiligen Geist.
AMEN
GNADE SEI MIT EUCH und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. AMEN!
Hirten, Schafe, Wölfe: Die Bilder dieses Sonntages. Und auch, wenn kaum jemand von uns sich spontan als Schaf bezeichnen würde: Diese Bilder setzen bei den meisten Alltagserfahrungen frei.
Nicht nur bei denen unter uns, die Jäger sind und sehr genau beobachten, wie sich die Wolfspopulation in Brandenburg so entwickelt. Immerhin leben wir in dem Bundesland mit den meisten Wölfen in Deutschland mit derzeit 41 unterschiedlich großen „Wolfsverbänden“ – gefolgt von Sachsen mit 22 und Niedersachsen mit 21 Verbänden.
Auch die unter uns, die noch nie einen Wolf in freier deutscher Wildbahn gesehen haben, wissen: „Wölfe im Schafspelz“ gibt es allerorten, nicht nur zum Fasching.
Schon beim Propheten Ezechiel gibt es die Rede von Hirten, die eigentlich Wölfe im Schafspelz sind: „Wehe den Hirten …, die sich selbst weiden!… ihr esst das Fett und kleidet euch mit Wolle und schlachtet das Gemästete … das Schwache stärkt ihr nicht und das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück und das Verlorene sucht ihr nicht; das Starke aber tretet ihr nieder mit Gewalt…“ (Ez 34, ab Vers 2).
An die dreitausend Jahre alt ist dieser Text, aber wer von uns hätte nicht das unbestimmte Gefühl, solchen verkleideten Hirten schon einmal begegnet zu sein. Auch in Kirchen sollen die schon öfter gesehen worden sein.
Wenn wir selbst in diesen Bildern weder Wölfe noch Hirten sein wollen, bleibt für uns nur noch das Schaf. Aber auch das nicht unbedingt eine Auszeichnung, denn um die Schafe scheint es nicht zum Besten zu stehen.
Beim berühmten Tierforscher Alfred Brehm ist zu lesen: „Das Hausschaf ist ein ruhiges, geduldiges, sanftmütiges, einfältiges, knechtisches, willenloses, furchtsames und feiges, mit einem Wort /ein höchst langweiliges Geschöpf.
Besondere Eigenschaften vermag man ihm kaum zuzusprechen; einen Charakter hat es nicht. … Im Übrigen bekundet das Schaf eine geistige Beschränktheit, wie sie bei keinem Haustiere weiter vorkommt. Es begreift und lernt nichts, weiß sich deshalb auch allein nicht zu helfen. …
Seine Furchtsamkeit ist lächerlich, seine Feigheit erbärmlich. Jedes unbekannte Geräusch macht die ganze Herde stutzig, Blitz und Donner und Sturm und Unwetter überhaupt/ bringen sie gänzlich außer Fassung …“ (Brehms Tierleben).
Natürlich lässt die moderne Wissenschaft von heute dieses Schaf-Bild des 19. Jahrhundert nicht unwidersprochen gelten. Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass Schafe durchaus clever sein können. Die lesen sich aber nicht so lustig wie Brehms Tierleben.
Egal ob unbelehrbar wie bei Brehm oder durchaus clever wie „Shaun“, das Schaf, dass nicht nur Kinder immer wieder durch seinen Schaf-Sinn begeistert:
Wohl dem Schaf, um das sich jemand ordentlich und gewissenhaft kümmert. Wohl dem Schaf, das einen guten Hirten hat.
Darum nutzt dieser „Sonntag vom guten Hirten“, wie viele den Sonntag der Barmherzigkeit des Herrn nennen, in allen seinen Texten diese Bilder. Wochenspruch und Evangelium (beide aus Joh 10) oder der Tagespsalm (Ps 23):
Wölfe, Schafe und Hirten sind Bilder des Lebens.
Auch der Predigttext, der aus dem ersten Brief des Petrus kommt, gebraucht das Bild. Ich lese aus Kapitel 2, ab Vers 21 in der „Neuen Genfer Übersetzung“:
Auch Christus hat ja für euch gelitten und hat euch damit ein Beispiel hinterlassen. Tretet in seine Fußstapfen und folgt ihm auf dem Weg, den er euch vorangegangen ist –
22 er, der keine Sünde beging
und über dessen Lippen nie ein unwahres Wort kam;
23 er, der nicht mit Beschimpfungen reagierte, als er beschimpft wurde,
und nicht ´mit Vergeltung` drohte, als er leiden musste,
sondern seine Sache dem übergab, der ein gerechter Richter ist;
24 er, der unsere Sünden an seinem eigenen Leib ans Kreuz hinaufgetragen hat,
sodass wir jetzt den Sünden gegenüber gestorben sind
und für das leben können, was vor Gott richtig ist.
Ja, durch seine Wunden seid ihr geheilt.
25 Ihr wart umhergeirrt wie Schafe, ´die sich verlaufen haben`; doch jetzt seid ihr zu dem zurückgekehrt, der als euer Hirte und Beschützer über euch wacht.
Christus, der Hirte und Beschützer: Dass er das für seine Gemeinde sein kann, jetzt und immer, verdanken wir Ostern.
Aber der Predigttext erinnert uns an den bitteren Teil der Geschichte. Denn erst an diesem Teil ist zu erkennen, warum Jesus sich uns als der GUTE Hirte zeigt.
Diesen bitteren Teil der Geschichte zitiert Petrus aus einem Christushymnus, vielleicht weil die Gemeinde diesen Hymnus kennt, an ihn erinnert werden kann. Damit wird die Verbindung hergestellt zwischen dem Leiden Christi und dem Leiden der Menschen: Sein Leid hat etwas mit unserem Leid zu tun.
Petrus erinnert daran, was in der Osterzeit schnell wieder aus dem Blick gerät. Die Osterzeit ist hell, freundlich und bunt. Wir erleben trotz Corona-Pandemie die Auferstehung der Natur um uns herum durch den Frühling.
Aber vor allem liegt das: Jesus hat gelitten. Schwerer hat es ihn nicht treffen können, es wurde sein Tod. Daran erinnert das Kreuz.
Das Kreuz erinnert aber auch: In Jesus hat Gott für seine Menschen gelitten. Der gute Hirte geht dahin, wo es allen weh tut. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe; wenn es sein muss. Und das ist gut für uns.
Grundsätzlich singt dieser Christushymnus im Petrusbrief dieselbe Melodie wie das Tagesevangelium. Der gute Hirte kennt seine Herde und ist bereit, sein Leben für seine Herde einzusetzen. Christus LEIDET für seine Herde.
Das aber VERLEIDET vielen das Christentum. Denn die Frage, ob das denn sein muss, dass Jesus sein Leben für uns lässt, quält viele und treibt manchen zur Verzweiflung. Ich will nicht, dass jemand meinetwegen leiden muss. Herrgott, musste das sein?
Wenn man aber im Bild bleibt, ist das eine Frage an die Schafe. Eine Erinnerung an Herrn Brehm: „Im Übrigen bekundet das Schaf eine geistige Beschränktheit, wie sie bei keinem Haustiere weiter vorkommt. Es begreift und lernt nichts…“ Also wäre die Antwort nach Brehm: Woher sollen die Schafe das also wissen können?
Lassen wir das doch lieber den Ober-Hirten entscheiden. Wenn der also meint, dass die Gefahr für die Herde so groß ist, dass er sein Leben einsetzen muss, wird er schon Recht haben.
Selbst wenn ich meinen würde, zu den cleveren Schafen zu gehören, von denen Herr Brehm offenbar gar nichts wusste: Petrus nennt die Gefahr, um die es hier geht, sehr deutlich beim Namen. Es geht um DIE SÜNDE schlechthin. Also nicht nur um einen Fehltritt oder einen Schuldschein.
Sondern um Schuld, die jeder hat und aus eigener Kraft nicht loswerden kann.
Kein Schaf der Welt kann so klug sein, dass es ohne Sünde durchs Leben kommt. Nicht einmal das cleverste. Der Heidelberger Katechismus brachte diese Wahrheit vorhin auf den Punkt (Frage 114): „Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten? Nein, sondern es kommen auch die frömmsten Menschen in diesem Leben über einen geringen Anfang dieses Gehorsams nicht hinaus…“
Kein Schaf der Welt kann so leben, dass es ohne Sünde durchs Leben kommt. Das Tückische ist doch, dass man Schuld oft gar nicht vorhersehen kann. Dass man etwas sogar mit den besten Absichten beginnen kann, dann aber eins zum anderen kommt und man sich prompt verzettelt hat.
Das kann nur der verhindern, der den großen Überblick nicht nur hat, sondern bis zum Schluss behält. Ohne Sünde durchs Leben kommt nur Christus als der GUTE Hirte.
Er wurde geschmäht und beschimpft, aber er schmähte und schimpfte nicht zurück.
Ihm wurde gedroht und ihm wurde Leid zugefügt, aber er blieb friedfertig.
In seinem Munde fand sich kein Betrug, als er um sein Leben betrogen wurde.
Er übergab alles und sich selbst nicht irgendeinem Gericht, sondern dem einzig gerechten Richter.
Alle Alternativen, die den Schafen bisher eingefallen waren, hatten ja nichts gebracht. Schuld blieb Schuld. Und die trennt die Menschen von Gott, der ihr Leben ist.
Aber jetzt verliert das Böse seine Macht. Weil es so offenbar ans Kreuz geschlagen wird, dass jeder es als das erkennen muss, was es ist: Das Böse.
„Deine Spuren im Sand, die ich gestern noch fand, hat die Flut mitgenommen …“ So Howard Carpendale 1974.
Die Fußstapfen Jesu aber sind von ganz anderem Format. Sie sind noch dauerhafter als der Hufabdruck an der Rosstrappe.
Kein Sturm, kein Regen dieses Lebens kann die Spur Jesu in der Geschichte je wegwaschen. Keine noch so gut angelegten Täuschungsmanöver von selbsternannten Hirten können die Spur Christi unsichtbar machen.
Was auch auf den Hirten einprasselte, alles Übel der Welt: Er nahm es hin. Erstmals wird Böses nicht mit Bösem vergolten.
„Ja, durch seine Wunden seid ihr geheilt.“
DIESEN Spuren sollen wir folgen.
Meine Schwestern, meine Brüder:
Diese Fußtapfen erscheinen vielen zu groß. Schon deshalb zögern viele, ihnen nachzufolgen. Dazu kommt: An Jesu Fußtapfen kleben Blut und Tränen, Angstschweiß und Schmerzen.
Der Weg zum Leben: Ein Weg durch das Leid? Da setzt in unserer Schafherde ein ängstliches Blöken ein. Da beschleicht uns arme Schafe, unbelehrbare oder clevere geleichermaßen, ein böser Verdacht:
Der Hirte könnte nicht den BESTEN Weg für uns ausgesucht haben.
Ein für unsere Augen unsichtbares Virus hat das Leben überall auf dieser Welt aus den Fugen gebracht. Kontaktverbote und Abstandsregeln, in vielen Ländern sogar Ausgangssperren. Vereinsamung, Schmerz, Krankheit, vorzeitiger Tod:
Hört das alles nie auf?
Und als ob das nicht genug wäre: Flüchtlingselend, Bürgerkriege, Terror: Soll das immer so weitergehen?
Dass Gewalt und Geld die Welt regieren und Zuwendung, Nähe und Barmherzigkeit auf der Strecke bleiben, unbezahlbar werden? Durch all das sollen wir hindurch müssen, weil am Ende als Belohnung das Ewige Leben winkt?
Nicht Imitation, sondern NACHFOLGE bringt das Heil, schreibt Petrus. Niemand kann, niemand muss genauso werden wie Jesus war. Niemand kann die Fußtapfen AUSFÜLLEN, die Jesus hinterlassen hat.
Ihm nachzufolgen bedeutet jemanden zu haben, zu dem man immer und sicher aufsehen kann. Er wird uns nicht enttäuschen, weil wir wissen: Was er tat, tat er für uns.
Nachfolge bedeutet jemanden zu haben, dessen Lebensrichtung man getrost folgen kann. Vergebung statt Vergeltung zu leben, Gerechtigkeit durch Gott zu erwarten und sein Heil nicht in der Durchsetzung eigenen Rechtes zu suchen. Um nicht missverstanden zu werden: Für Gerechtigkeit einzutreten ist etwas anderes, als sein Heil darin zu suchen.
Jesus nachzufolgen bedeutet schließlich auch, sehen zu lernen, dass alles Leid dieser Welt nicht verhindert hat, dass es Ostern geworden ist. Ob man daran glaubt oder nicht.
Niemand weiß, was das Leben ihm noch bringen wird. Zum Glück – genau darum lieben wir es doch. Wir haben aber den guten Hirten, dem wir bedenkenlos folgen können. Und diese Nachfolge wird Folgen für unser Leben haben.
Wenn wir seinen Fußtapfen folgen, seine Worte verinnerlichen, sein Leben und Sterben sehen, wird sich unsere Sicht auf diese Welt verändern.
Das wird uns mutiger machen, neue Einsichten schenken und Energie.
Wir werden neue Wege finden, in diesen Corona-Tagen für die einzutreten, die an unserem Weg stehen und unsere Hilfe brauchen können.
Wir werden auch danach Vergebung statt Vergeltung leben können, Gerechtigkeit allein von Gott erwarten. Unser Heil nicht in der Durchsetzung eigenen Rechtes suchen.
Und egal, was unserer Schafherde auf diesem Lebensweg begegnet:
Selbst der Tod wird unserem Heil nicht den Weg verstellen können, denn Christus, der Herr, ist auferstanden: Er ist wahrhaftig auferstanden.
Darum leben wir unter dem Frieden Gottes,
der größer ist als all unsere Vernunft,
und der unsere Leiber und Seelen bewahren wird
in Christus, dem guten Hirten.
AMEN
12 LIED 114 1.2.9.10
1. Wach auf, mein Herz, die Nacht ist hin,
die Sonn ist aufgegangen.
Ermuntre deinen Geist und Sinn,
den Heiland zu umfangen,
der heute durch des Todes Tür
gebrochen aus dem Grab herfür
der ganzen Welt zur Wonne.
2. Steh aus dem Grab der Sünden auf
und such ein neues Leben,
vollführe deinen Glaubenslauf
und lass dein Herz sich heben
gen Himmel, da dein Jesus ist,
und such, was droben, als ein Christ,
der geistlich auferstanden.
9. Ach mein Herr Jesu, der du bist
vom Tode auferstanden,
rett uns aus Satans Macht und List
und aus des Todes Banden,
dass wir zusammen insgemein
zum neuen Leben gehen ein,
das du uns hast erworben.
10. Sei hochgelobt in dieser Zeit
von allen Gotteskindern
und ewig in der Herrlichkeit
von allen Überwindern,
die überwunden durch dein Blut;
Herr Jesu, gib uns Kraft und Mut,
dass wir auch überwinden.
Lasst uns beten:
Wir danken dir, Jesus Christus, Gottes Sohn:
für deine Gegenwart, für dein Wort,
deine Führung durch das Leben,
gerade in diesen für uns alle schweren Tagen.
Wir danken dir, dass wir zu dir beten können,
dass du uns segnen wirst und bei uns bleibst alle Tage.
Wenn wir uns aufmachen, Gott,
lass uns nicht die alten Wege gehen.
Wenn wir uns umschauen, Gott,
lass uns nicht wegschauen von der Not anderer,
von ihrem Kummer, von ihrer Einsamkeit.
Gib uns offene Augen und ein weites Herz
zu erkennen, wo wir gebraucht werden
und welche neuen Wege dazu wir gehen sollen.
Wenn wir uns auf diese Wege machen, Gott,
behüte unsere Schritte.
Lass nicht zu, dass Menschen in die Vereinsamung geraten,
weil sie das Haus nicht mehr verlassen dürfen oder können.
Beeile dich, den Infizierten zu helfen
und den Opfern der Krankheit.
Wenn wir in diesen Tagen unsere Gemeinden bauen, Gott,
lass uns keine geschlossene Gesellschaft werden.
Halte unsere Türen und Herzen offen.
Lass uns
ein wenig Zeit freihalten von Pflicht und Befehl,
ein wenig Zeit für einen überraschenden Anruf,
ein wenig Zeit für eine zarte Geste,
ein wenig Zeit gerade für die Menschen, die uns heute brauchen.
Begleite uns mit deinem Geist.
UNSER Vater im Himmel.
Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
AMEN.
Abkündigungen
Den nächsten Gottesdienst können sie am Sonntag Jubilate lesen und auch nachhören.
Das ist heute in einer Woche.
Sie finden die Dateien wieder auf der Seite malte minus predigt punkt de
Dort finden Sie auch die amtlichen Kollektenzwecke mit Hinweisen zur Überweisung.
Bitte bedenken sie, dass die Begünstigten mit ihrer Arbeit auf diese Kollekte angewiesen sind; auch und gerade in Corona-Zeiten. Jeder Euro von Ihnen ist eine Hilfe.
Das Schlusslied: 100 3-5
3. Er hat zerstört der Höllen Pfort,
die Seinen all herausgeführt
und uns erlöst vom ewgen Tod.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja,
gelobt sei Christus, Marien Sohn.
4. Es singt der ganze Erdenkreis
dem Gottessohne Lob und Preis,
der uns erkauft das Paradeis.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja,
gelobt sei Christus, Marien Sohn.
5. Des freu sich alle Christenheit
und lobe die Dreifaltigkeit
von nun an bis in Ewigkeit.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja,
gelobt sei Christus, Marien Sohn.
SEGEN
Es segne und behüte uns der dreieine Gott.
Gott Vater,
zu dem wir jederzeit mit allen Bitten kommen dürfen;
Gott Sohn,
der uns Bruder geworden und für uns auferstanden ist,
und Gott Heiliger Geist,
der uns Beistand ist und bleiben wird.
AMEN
Hören sie zum Schluss des Gottesdienstes
die ORGEL der Kirche St. Augustin in Wien
Toccata in F-Dur von Charles-Marie Widor
gespielt von Wolfgang Capek.
MUSIK zum Ausgang