Unser Gottesdienst vom 7. Sonntag nach Trinitatis zum Anhören ist für vier Wochen hier zu finden.
Sehnsucht
nach Leben in freundlicher Gemeinschaft
ohne Sorge um das Wie
nicht auf der Durchreise
nicht nur geduldet
mit erfüllten Tagen
voller Freude
mit geteiltem Leid
Hunger des Körpers
und der Seele
gestillt
eine Gemeinschaft der Heiligen
hier gilt es
So seid ihr nun nicht mehr
Gäste und Fremdlinge,
sondern
Mitbürger der Heiligen
und Gottes Hausgenossen.
Epheser 2,19
***
BROT
Die Zeiten für das Brot als GRUNDnahrungsmittel waren in Deutschland schon einmal deutlich besser. Denn sein Pro- Kopf- Verbrauch ist in den letzten hundert Jahren um gut die Hälfte zurückgegangen. Lag er im 19. Jahrhundert noch bei knapp 500 Gramm je Kopf und Tag, essen die Deutschen in diesem Jahr voraussichtlich 220 Gramm Brot täglich, was ungefähr einem Brötchen und vier Scheiben Brot entspricht.
Damit liegen wir im europäischen Vergleich aber immer noch ganz vorn, haben aber auch die größte Auswahl: 300 Brotsorten und 1200 Arten von Kleingebäck zählte die deutsche Bäckerinnung vor ein paar Jahren auf. Viele von uns haben da nicht nur Bilder vor Augen, sondern auch Duft in der Nase.
Schon darum bleibt uns die SYMBOLKRAFT des Brotes erhalten. „Brot für die Welt“ heißt unsere weltweit tätige Hilfsorganisation nicht aus Versehen. Ausreichend Grundnahrungsmittel für alle, ein Ende des Hungers ist ihr großes Ziel.
Denn der Skandal, dass bei uns nicht nur Brot, sondern viele Nahrungsmittel tagtäglich nicht etwa die Tafeln erreichen, sondern weggeworfen werden und gleichzeitig andernorts Menschen verhungern, ist uns allen schmerzlich bewusst. Und auch, dass wir sehr wohl etwas gegen den Hunger in dieser Welt tun können. Und müssen.
UNSER TÄGLICHES BROT
Die Bitte im Unservater „Unser tägliches Brot gib uns heute“ erbittet allerdings mehr als das Ende des Hungers: „Alles, was Not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Achtung, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen“, so Martin Luther in seiner Erklärung des kleinen Katechismus dazu.
Und auch der Heidelberger Katechismus (HK 125) sieht das so: „Versorge uns mit allem, was für Leib und Leben nötig ist“. Das Symbol „Täglich Brot“ meint also nicht nur tägliche Nahrung des Leibes, sondern auch der Seele und der Gemeinschaft.
In Kapitel 6 des Johannesevangeliums geht es auf Schritt und Tritt um Brot als Symbol. Der neutestamentliche Meister der Meditation beginnt seine Brot-Erzählung mit dem Wunder der Speisung der Fünftausend. Nur fünf Brote und zwei Fische hatte Jesus unter die vielen Menschen austeilen lassen. Dennoch wurden alle satt; es blieben sogar zwölf Körbe voller Reste übrig.
Als Jesus erkannte, dass sie ihn darum zum König machen wollten, zieht er sich allein auf einen Berg zurück. Brotkönig zu werden ist nicht seine Mission. Die Jünger fahren derweil mit einem Boot auf die andere Seite des Sees nach Kapernaum hinüber. Jesus geht ihnen nach – zu Fuß über den See.
Als die Menschen am nächsten Morgen sehen, dass Jesus und seine Jünger auf der anderen Seite des Sees sind, steigen sie in viele Boote und fahren ihm hinterher. Jesus aber sagt dort zu ihnen:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich, nicht weil ihr Zeichen gesehen, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und gesättigt worden seid. Wirkt nicht <für> die Speise, die vergeht, sondern <für> die Speise, die da bleibt ins ewige Leben, die der Sohn des Menschen euch geben wird!“ (6, 26f)
Dann sind wir bei dem Predigttext für heute, der in den Versen 30-35 steht, ich lese weiter in der Übersetzung der Elberfelder Bibel:
Was tust du nun für ein Zeichen,
damit wir sehen und dir glauben? Was wirkst du?
31 Unsere Väter aßen das Manna in der Wüste,
wie geschrieben steht:
»Brot aus dem Himmel gab er ihnen zu essen.«
32 Da sprach Jesus zu ihnen:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
Nicht Mose HAT euch das Brot aus dem Himmel gegeben,
sondern mein Vater
GIBT euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel.
33 Denn das Brot Gottes ist der,
welcher aus dem Himmel herabkommt
und der Welt das Leben gibt.
34 Da sprachen sie zu ihm:
Herr, gib uns allezeit dieses Brot!
35 Jesus sprach zu ihnen:
ICH bin das Brot des Lebens.
Wer zu mir kommt,
wird nicht hungern,
und wer an mich glaubt,
wird nie mehr dürsten.
Ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben. Ein Beweis wäre natürlich besser. Ein Machtbeweis, der unübersehbar und unwiderlegbar wäre. Den wünschen sich viele Menschen durch alle Zeiten hindurch.
Sie meinen, dass so ihr Glaube eine gesichtete Grundlage hätte, auf der sie ihr Leben aufbauen könnten. Ein Beweis für die Existenz Gottes müsste das sein.
Ein Beweis, dass Gott einen guten Plan für das Leben und diese Welt hat. Wenigstens einen Beweis dafür, dass Gott ihnen wohlgesonnen ist, besser noch, dass er sie liebt. Dann wüssten sie, woran sie sind. Dann könnten sie ihn als Herrn des Lebens akzeptieren. Das kann doch nicht so schwer sein! Menschen können das doch auch!
Putin hat die Macht, Soldaten, Raketen, Drohnen und den Tod in die Ukraine zu schicken. Medwedew hat die Macht, der ganzen Welt mit Krieg zu drohen. Trump hat nicht nur die Macht nach Belieben Zölle zu erheben und wieder zu streichen, er hat auch die Macht, Atom-U-boote in „geeignete Regionen“ zu verlegen.
Macht-Menschen schlagen einfach mit der Faust auf den Tisch und schon ist allen klar, was man von ihnen zu halten hat.
Nur der angeblich allmächtige Gott – macht das nicht.
Ja, man erzählt sich, er hätte die Menschen aus dem Garten Eden geworfen, hätte die Sintflut kommen lassen, hätte die Streitmacht der Ägypter im Meer ertrinken lassen. Aber sind das nicht nur Geschichten, die man sich erzählt?
Doch offenbar ist es so, dass dem Menschen diese Erzählungen nicht reichen, ja dass nicht einmal die Schöpfung des Universums, dieser Welt und des Lebens auf ihr als Machtbeweis Gottes taugen. Menschen wünschen sich daher Gottesbeweise nicht irgendwann aus ferner Vergangenheit, sondern zu ihren Lebzeiten.
Darum JETZT ein klares Zeichen – wenigstens das wünschen sie sich, wenn es schon den unwiderlegbaren Machtbeweis nicht gibt. So eines wie Wasser aus den Felsen, die Wachteln oder das Manna in der Wüstenzeit. Verlässlich, Tag für Tag, bis die Wüste durchzogen war. Nicht nur einmal Brot und Fisch für Fünftausend.
Es GIBT doch mehr, sagt Jesus.
Es GAB nicht nur zu Moses Zeiten das Brot aus dem Himmel,
es GIBT es, es gibt es jetzt:
Das wahrhaftige Brot aus dem Himmel.
DICH SCHICKT DER HIMMEL!
Wer hat ihn nicht schon einmal gesprochen, diesen Stoßseufzer der Erleichterung? Wenn plötzlich einer da ist in höchster Not. Ein besonderer Mensch, wenn man ihn am dringendsten braucht.
Der genau das bringt, was man gerade nötig hat.
Tröstende Nähe, eine helfende Hand, pflegenden Beistand, oder irgendwelche Dinge, die eine Situation retten:
Dich schickt der Himmel!
JETZT schickt Gott das wahrhaftige Brot aus dem Himmel, das Brot, dass der Welt das Leben gibt. Sie verstehen: Das ist mehr als die Speisung der Fünftausend. Das ist mehr als Wasser, Wachteln oder Manna in der Wüste. Ja, Jesus, ja, HERR: Gib uns dieses Brot, und gib es uns allezeit!
Doch sie haben nicht ganz richtig zugehört:
DAS Brot ist DER, der das Leben bringt.
Der Mensch Jesus ist es, der dieses Leben bringt.
Ein Leben in der Geborgenheit der Nähe Gottes,
dass nie wieder Hunger oder Durst erleben wird.
Weder für den Leib noch für die Seele oder die Gemeinschaft.
DAS schickt Gott.
IHN schickt der Himmel.
Dass diese Broterzählung des Johannes seine Sicht auf das Abendmahl ist, kann man eigentlich nicht übersehen. Johannes berichtet anders als die ersten drei Evangelien nirgends vom Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, aber er entfaltet es im Leben. Er erzählt die Geschichte Jesu auf das Abendmahl hin
Anklänge sind schon bei der Speisung der Fünftausend unüberhörbar: Jesus dankte für das Brot und gab es ihnen. Hier ist der Beginn der Einsetzungsworte auch für uns hörbar.
Und nach unserem Text wird das noch klarer, wenn Johannes Jesus ab Vers 48 (-51) sagen lässt:
Ich bin das Brot des Lebens.
Eure Väter haben das Manna in der Wüste gegessen und sind gestorben. Dies <aber> ist das Brot, das aus dem Himmel herabkommt, damit man davon esse und NICHT sterbe.
Ich bin das LEBENDIGE Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.
Das ist Abendmahlstheologie nach Johannes:
Abendmahl bedeutet Teilhabe an Tod und Auferstehung Christi.
Abendmahl bedeutet Gemeinschaft mit dem Auferstandenen – nicht nur in der Vergangenheit, sondern JETZT.
Abendmahl bedeutet Teilhabe an der Nähe und Fürsorge des allmächtigen Gottes und wird so Garant für ein Leben, dass die Grenze des Todes nie zu fürchten hat, weil es Teilhabe am Brot des Lebens bedeutet.
Meine Schwestern, meine Brüder:
Dass wir das Abendmahl immer wieder neu feiern,
macht uns – auch immer wieder neu! – zum Teil der Gemeinde Gottes. Gott macht es zum steten neuen Zeichen seiner Gegenwart und Liebe zu den Menschen.
So wie schon Wasser, Wachteln und Manna Zeichen seiner Zuverlässigkeit und Liebe zu den Menschen waren,
schickt uns der Himmel
durch die Gemeinschaft am Tisch des Herrn
das stete Zeichen der Verbundenheit Gottes mit uns.
Ja, es macht uns selbst zum Zeichen
der Zuverlässigkeit und Liebe Gottes zu uns Menschen.
Daraus leben wir als Gemeinde,
das macht uns zur Gemeinschaft der Heiligen.
Zu Menschen, die der Himmel schickt, um das Leben lebenswert zu machen, weil sie sich der Gemeinschaft des allmächtigen Gottes sicher sein können.
In Gottes Gemeinde finden sich seine Menschen, die schon seit der ersten Gemeinde miteinander teilen, um anderen Teilhabe möglich zu machen. Das tägliche Brot ebenso wie die tägliche Not und die tägliche Freude.
Hier sammelt man schon immer Kollekten für die, die in Not sind.
Hier kümmert man sich um Kranke und Alte, nicht erst seit man Hospitäler gründete.
Hier holte man Kinder von der Straße und gründete Kindergärten,
sorgte sich um Sterbende und gründete Hospize.
Gottes Gegenwart macht das Leben der Gemeinde lebenswert.
Hier hat man Zeit und teilt sie mit denen, die sie nötig haben:
Hier teilt man Freude und Leid, hier gibt man, was man geben kann, hier redet man miteinander und gibt Hass, Verachtung oder Überheblichkeit keinen Raum.
Hier tut man füreinander, was man kann.
Hier weiß man: Gast im Haus ist Gott im Haus.
Hier weiß man, warum Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten.
Hier sorgt man sich auch um die Fernen und tut das Seine, um Hungernden, Verfolgten und Vertriebenen zur Seite zu sein.
Darum: Niemand wird in Gottes Gemeinde jemals von Gott verlassen und allein sein, denn Gott deckt uns seinen Tisch, zuverlässig immer neu.
Dich schickt der Himmel, du Brot des Lebens:
Die Liebe Gottes
und die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
bewahren unsere Leiber und Seelen
in Zeit und Ewigkeit.
AMEN
EG 326: 4-6
4. Ich rief zum Herrn in meiner Not:
»Ach Gott, vernimm mein Schreien!«
Da half mein Helfer mir vom Tod
und ließ mir Trost gedeihen.
Drum dank, ach Gott, drum dank ich dir;
ach danket, danket Gott mit mir!
Gebt unserm Gott die Ehre!
5. Der Herr ist noch und nimmer nicht
von seinem Volk geschieden;
er bleibet ihre Zuversicht,
ihr Segen, Heil und Frieden.
Mit Mutterhänden leitet er
die Seinen stetig hin und her.
Gebt unserm Gott die Ehre!
6. Wenn Trost und Hilf ermangeln muss,
die alle Welt erzeiget,
so kommt, so hilft der Überfluss,
der Schöpfer selbst, und neiget
die Vateraugen denen zu,
die sonsten nirgends finden Ruh.
Gebt unserm Gott die Ehre!