Ave
sei gegrüßt Maria
dein Sohn ist Gottes Sohn
und nichts wird mehr sein
wie es war
Ave Maria
dein Sohn unser Herr
Sein Advent
ist unsere Zuversicht
weit über alle Sicht der Welt
Sein Advent ist Frieden
im Krieg der Zeiten
sein Advent ist
Recht und Gerechtigkeit
alles ist gut
für die
die seine Treue
sehen können
Freuet euch in dem Herrn allewege,
und abermals sage ich: Freuet euch!
Der Herr ist nahe!
Philipper 4,4.5b
***
Gott unterbricht seine Fernbeziehung zu den Menschen. Er kommt uns Menschen in Jesus Christus so nah wie nie zuvor. Nun feiern die Menschen das Geheimnis der Menschwerdung Gottes: Weihnachten.
Liebe, Eintracht, Frieden.
Aber die Menschen feiern Weihnachten sehr unterschiedlich. Die einen feiern in guter Tradition vom Abend des 24.12. bis zum 2.2. und versuchen, irgendwie den Advent zu retten, vom ersten bis zum vierten.
Die anderen beginnen schon im Konsum-Strom des September und sind erleichtert, wenn am 2. Weihnachtstag endlich alles geschafft ist.
Die einen überhäufen ihre Weihnachtszimmer mit allem, was sie an Krippen, Pyramiden oder Baumbehang so finden können.
Die anderen lehnen all sowas samt Geschenketerror und Weihnachtsbäumen als besonderen Öko-Frevel völlig ab.
Und Dritte suchen das Weite und bauen ihre Kerzen auf die Stacheln irgendeines Kaktus im ewigen Sommer.
Weihnachten: Liebe, Eintracht, Frieden?
Weihnachten: Maria wird schwanger.
Nicht durch Joseph, sondern durch den Geist Gottes, der eigene Wege kennt und geht. Joseph hat es nicht leicht damit. Auch Maria nicht mit der Geburt.
Eine Krippe im dunklen Stall muss dann als Kinderbett herhalten, die Strapazen des langen Weges nach Bethlehem sind in allen Knochen, dann die Flucht nach Ägypten voller Angst und Schrecken, später auch Ärger mit Jesus, der den Eltern ebenso wenig erspart bleibt wie der frühe Tod ihres Sohnes am Kreuz.
Weihnachten: Liebe, Eintracht, Frieden?
Weihnachten: Jesus wird zum glühenden Verfechter des Glaubens an den Gott Abrahams und Sarahs, und seine Jünger werden das auch. Selbst nach dem Tod am Kreuz bleibt es für sie dabei: Gott ist ihr Leben, die jüdische Gemeinschaft ihre Kirche.
Doch viele dort wollen oder können nicht akzeptieren, wie die Jesusgemeinschaft Glauben lebt. Der Krach ist unvermeidlich, die Jesusgemeinschaft muss die Synagoge verlassen und selbstständig werden.
Weihnachten: Liebe, Eintracht, Frieden?
Weihnachten: Die selbständig werdende Christenheit wird belächelt und verfolgt, aber trotzdem immer größer und irgendwann schließlich Kirche und sogar Staatsreligion. Aber auch in der Kirche glaubt nicht jeder gleich. Streit auf Synoden und in Konzilen, Kreuzzüge, Scheiterhaufen und handfeste Teufelsaustreibungen.
Die Kirche spaltet sich. In Ost und West, katholisch und evangelisch, in orthodoxer als orthodox, in katholischer als katholisch und evangelischer als evangelisch. 348 Kirchen aus 120 Ländern sind inzwischen im Ökumenischen Rat der Kirchen vertreten, und das sind ja bekanntlich noch nicht alle.
Weihnachten: Liebe, Eintracht, Frieden?
Weihnachten: Selbst in kleinsten Gemeinden, die wie wir weniger als einhundert Glieder haben, treffen sich Menschen mit unterschiedlichsten Vorstellungen von Theologie, Gemeindeleben, Frömmigkeit oder ethischen Richtlinien. Das Zusammenleben klappt irgendwie ganz gut – bis zum nächsten Streit.
Da kann schon mal nicht nur Geschirr zu Bruch gehen.
Und das nicht nur alle Jahre wieder, sondern manchmal sogar alle Tage wieder.
Weihnachten: Liebe, Eintracht, Frieden?
Weihnachten: WIE ist es eigentlich bei all der Unordnung, der Zertrennung und der kleinen und großen Kriege, die die Weihnacht ganz offenbar bis heute in diese Welt trägt, dennoch so gekommen:
Zu Weihnachten als Fest der Liebe, der Eintracht und des Friedens?
Die Gemeinde in Korinth ist sehr bunt zusammengewürfelt. In dieser Hafenstadt kamen Menschen aus aller Herren Länder zusammen. Alle brachten ihre eigenen Sitten und Gebräuche mit. Sie hatten verschiedene Muttersprachen und natürlich ihre je eigene Art zu leben. Also verstanden sie auf sehr unterschiedliche Weisen biblische Geschichten, lebten ihren Glauben entsprechend unterschiedlich und kamen doch in einer Gemeinde zusammen. Weihnachten werden sie noch nicht gefeiert haben.
Aber ohne Weihnachten hätte es sie nicht gegeben.
Größer als unsere Gemeinde war sie sehr wahrscheinlich auch nicht. Aber die Vorstellungen über das, was im Leben wirklich wichtig ist und was eine Gemeinde tun, lassen oder leisten können sollte und welche Hausregeln gelten sollten, waren sicher noch unterschiedlicher als bei uns.
Dass Gemeinschaften von Christen besonders freundlich, sachlich und friedfertig miteinander umgehen würden, ist sicher ein Vorurteil, das der Teufel höchstpersönlich erfunden haben muss.
Es ist eher umgekehrt. Geht es im Kaninchenzüchterverein nur um Kaninchen oder im Anglerverein nur ums Angeln, geht es in der Gemeinde ja immer um alles: Das rechte Verhältnis jedes Einzelnen zu Gott, also um das ganze Leben und um jedes Sterben.
Und da ist es wirklich kein Wunder, dass Missverständnisse und Streit oft besonders grundsätzlich ausgefochten werden. Denn was man etwas für sich als wahr und richtig erkannt hat, gibt man das nicht so einfach auf. Kein Wunder auch, dass es gerade dann in Korinth kriselte, wenn der Gemeindegründer Paulus nicht anwesend war. Anderenfalls hätte er ja gleich „eingreifen“, also vermitteln oder schlichten können.
Wie geht nun diese Gemeinde in der Krise miteinander um? Zerreibt sie sich im Streit und zerbricht am Ende? Treten viele aus und suchen ihr Heil woanders? Oder wächst sie daran?
In einer solchen Krise schreibt Paulus den Korinthern einen Brief.
Ich lese den Predigttext aus dem 2. Brief,
Kapitel 1, die Verse 18-22: (Zürcher Bibel)
18 Bei der Treue Gottes,
unser WORT AN EUCH ist nicht Ja und Nein zugleich!
19 Der Sohn Gottes, Jesus Christus,
der durch uns bei euch verkündigt worden ist – durch mich und Silvanus und Timotheus -, WAR nicht Ja und Nein,
sondern in ihm ist das Ja WIRKLICHKEIT geworden.
20 Denn was immer Gott verheißen hat – in ihm ist das Ja
und so auch durch ihn das Amen,
damit Gott verherrlicht werde durch uns.
21 Der Gott aber, der uns und euch
Festigkeit gibt auf Christus hin und uns gesalbt hat,
22 er ist es auch, der uns sein Siegel aufgedrückt und uns den Geist als ersten Anteil in unsere Herzen gegeben hat.
Einige in der Gemeinde waren sauer, dass Paulus seine Pläne, nach Korinth zu reisen, mehrfach nicht in die Tat umgesetzt hatte. Paulus hatte allerdings dafür seine Gründe. Erstens verreiste man damals nicht so einfach wie heute – Reisebüros waren ebenso wenig wie Bahn, Bus oder Flugzeug erfunden.
Und dann ist es mitten in einem Streit oft besser, erst einmal gründlich über die Situation nachzudenken und Zeit verstreichen zu lassen. Denn neue Tage schaffen neue Perspektiven, und neue Perspektiven lassen neue Erkenntnisse wachsen. Und Lösungen, die gestern oder gar vorgestern noch nicht gedacht werden konnten.
Inzwischen hat sich der Streit etwas gelegt. Und es ist auch nicht so, als ob Paulus den Ärger oder die Enttäuschung über sein Verhalten nicht verstehen könnte. Sie werden ihn als untreu empfunden haben. Dass er doppelzüngig sei: Erst ja ja, dann nein nein, schließlich vielleicht.
Bei der Treue Gottes! schreibt Paulus. Nicht: Gott ist mein Zeuge. Hier geht es um keine Beteuerung, keinen Schwur. Es geht um die Überschrift für das, was er jetzt schreibt. Es geht um die Treue Gottes. Denn bei allem, um was man sich streitet, über was man sich ärgert, was einen verstört: Es ist die Treue Gottes, die die Gemeinde zusammengeführt hat.
Und da kann es doch nicht plötzlich ganz oben und zu allererst um Eifersüchteleien, Empfindlichkeiten oder enttäuschte Erwartungen gehen. Damit würde man doch die Treue Gottes aus den Augen verlieren, das Wort Gottes nicht hören, die Gemeinschaft mit IHM gering achten!
„Unser WORT an euch ist NICHT Ja und Nein zugleich!
Der Sohn Gottes, Jesus Christus,
der durch uns bei euch verkündigt worden ist …,
war NICHT Ja und Nein,
sondern in ihm ist das Ja WIRKLICHKEIT geworden.“
Die Treue Gottes, die Paulus und seine Mitstreiter verkünden, sie ist doch vom Wort zur Wirklichkeit geworden. Also nicht nur Wahrheit, sondern mehr: handfest, zum Anfassen, Begreifen, unübersehbar.
Denn in Jesus Christus wird Gott Mensch, steht direkt neben uns, redet mit uns, steht uns bei. Das geschieht in der Weihnacht, auch wenn das Wort hier nicht ausgesprochen wird, schon weil es da ja auch noch nicht erfunden war.
Weihnacht: Gottes Treue ist unsere Wirklichkeit geworden.
Und das BLEIBT sie auch: „in ihm ist das Ja und so auch durch ihn das AMEN“. Martin Luther: „Amen, Amen, das heißt: Ja, Ja, es soll also geschehen.“ Das ist noch sicherer als der Tod, da kann es doch nicht den geringsten Zweifel geben. Und etwas Besseres können wir nicht haben.
„Der Gott aber, der uns und euch Festigkeit gibt
auf Christus hin und uns gesalbt hat,
er ist es auch, der uns sein Siegel aufgedrückt
und uns den Geist als ersten Anteil in unsere Herzen gegeben hat.“
Das sind Worte, die zur Taufe gehören. Die Taufe macht stark und fest. Sie rührt zärtlich an, ist Balsam für Leib und Seele. Sie gilt jetzt und immer, ist das Siegel Gottes für jeden Menschen persönlich. Also:
Überlegt doch, denkt nach! Gottes Treue ist nicht nur unverbrüchlich, sie ist doch das größte in unserem Leben. Das hat uns doch zusammengebracht. Sollten wir da nicht einen neuen Aufbruch schaffen? Gemeinsam in das Leben, das noch vor uns liegt?
Meine Schwestern, meine Brüder,
da sind wir wohl auch bei der Antwort auf die Frage des Anfangs, warum zu Weihnachten Liebe, Eintracht und Frieden gefeiert werden.
Denn dass Gottes Treue in Christus Fleisch und Blut wurde, ist sein Liebesbeweis für uns. Gott lebt MIT uns, erlebt all unsere Höhen und Tiefen MIT uns. Er kommt uns so nahe, dass wir ihn sehen und spüren und uns seiner so sicher sein können.
Das ist LIEBE.
Dass Gottes Treue uns mit Brief und Siegel durch die Taufe versprochen ist, schafft unsere Gemeinschaft mit ihm. Was auch immer uns ärgern, warum auch immer wir uns unverstanden fühlen: Der Treue Gottes können wir uns sicher sein.
Das schafft EINTRACHT.
Es wird auch weiter Eifersüchteleien, Empfindlichkeiten oder enttäuschte Erwartungen geben. Auch in unserer Gemeinde wird einem der eine sympathisch, der andere unsympathisch bleiben. Auch in unserer Gemeinde wird man sich ärgern, wenn der andere unordentlicher, ungenauer oder liebloser ist, als das ein anderer von ihm erwartet. Auch in unserer Gemeinde wird es Tage geben, an denen man daran verzweifelt, dass die anderen immer noch das nicht verstehen, was einem doch so wichtig ist.
Bei all unserer täglich bewiesenen Unfähigkeit, wirklich Liebe und Eintracht zu leben, BLEIBT es aber bei Gottes Treue, seinem Ja zu uns.
Er schafft, was wir nie schaffen: FRIEDEN.
Advent fragt: Warum muss es auch in diesem Jahr Weihnachten werden? Für uns? Und antwortet mit Paulus:
Wir müssen uns wieder auf Gottes Treue ausrichten. Sie ist in Christus zu uns gekommen, Gottes Treue wurde Fleisch und Blut. Und Gott wird wiederkommen, am Ende der Zeiten, am Ende unseres Lebens. Seine Treue macht uns stark, rührt uns täglich an, bleibt immer an unserer Seite. Wenden wir uns wieder IHM zu:
Der Friede Gottes IST größer als all unsere Vernunft.
Er vermag es, unsere Leiber und Seelen zu erhalten
in Christus Jesus. Seine Geburt lasst uns feiern.
AMEN