Kleine Schritte (Mt 9 35-10 10)

Sie predigen Heil
predigen Gesundheit und Schönheit
Reichtum und Erfolg,
Selbstfindung und Autonomie
oder eine verbesserte Welt

Was predigt die Kirche Jesu Christi?
Wo liegt ihre Wahrheit sinnvollen Lebens?

Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben,
und das nicht aus euch:
Gottes Gabe ist es.
Eph 2,8
***
„Er weckt mich alle Morgen…“ (EG 452)- ich weiß nicht, ob es euch auch so geht wie mir: Ich höre jede einzelne Strophe als eine neue Liebeserklärung.

Eine Liebeserklärung an meinen Gott, der es SELBST ist, der mich weckt. An jedem Morgen. Der mit mir spricht. Liebevoll. Aber auch klar und deutlich. Der mich in den Tag hineinführt. Mich bei der Hand behält. Und der es mir an nichts fehlen lassen wird. Alle Morgen neu.

Gerade an grauen Tagen, wenn das Leben schlecht läuft oder nur schwer zu tragen ist. Mit jeder Liedzeile komme ich Gott näher. „Gott hält sich nicht verborgen,
führt mir den Tag empor…
will vollen Lohn mir zahlen,
fragt nicht, ob ich versag….“
Besser kann es für mich nicht werden, nie.
Also kann dieser Tag kommen. Auch der graue. Auch der letzte.

Heil.
Mein Heil.
Dass Gott mir so nahe ist. Nicht irgendwo hoch im Himmel, sondern dass sein Himmel bei mir ist, mich aufnimmt, mich birgt. Das ist mein Heil.
Das kann Gottes Nähe für alle sein: Heil.

Kann. Ist es aber nicht.
Es schmerzt, zu sehen, wie hart das Leben viele mitnimmt. Die ihr Heil suchen und nicht finden.
Der Einen oder dem Anderen kann ich zur Seite sein.
Ihnen mein Heil zeigen und es sie finden lassen. Dem Einen oder der Anderen.
Den vielen aber nicht.
IN der Gemeinde nicht, und AUßERHALB erst recht nicht.

Denn solche Hilfe braucht zu aller Erst persönliche Begegnung, und persönliche Begegnung braucht zu aller Erst den rechten Augenblick und Zeit. Und beides habe ich nur begrenzt zur Verfügung. Das ist WIRKLICH ein Jammer.

Aus Matthäus ab Kapitel 9 Vers 35:

35 Und Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen.
36 Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.
37 Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter.
38 Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.

Und Jesus ging in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen.

Den Menschen ging es gut, denn Jesus kam in ALLE Städte und Dörfer, heilte ALLE Krankheiten, ALLE Gebrechen. Auch sie fanden ihr Heil.

Das kleine Wort „ringsum“ zerstört das Bild vom Himmel für alle. Es ist zu viel Arbeit, selbst für den Sohn Gottes. „Und als Jesus das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.“

Das Volk: Verschmachtet, zerstreut. Ein Bild des Jammers. Für Jesus, den Gottessohn. Der schon Übermenschliches geleistet hat: ALLE heil. Wenigstens ringsum.
Was also tun? Wie weiter? Wenn so viel Arbeit übrig bleibt am Ende des Tages?

10 1 Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen.
5 Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht in keine Stadt der Samariter,
6 sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.

Jesus handelt und schickt die Zwölf.
Nicht zu den Heiden, nicht mal zu den Samaritern, die eure nächsten Geschwister sind. Nicht etwa, weil die das nicht nötig hätten. Oder sie es nicht wert wären. Nur: Kein Mensch kann ALLEN helfen. Hilfe braucht zu aller Erst persönliche Begegnung, und persönliche Begegnung braucht zu aller Erst den rechten Augenblick und Zeit.

Also geht zuerst zu denen, bei denen ihr es nicht so schwer habt. Die schneller verstehen können, wovon ihr redet, wenn ihr von eurem Heil redet, das Gottes Nähe bringt. Weil sie schon von Gott gehört haben, von ihren Eltern oder Urgroßeltern.

Nehmt euch nicht zu viel vor. Denn ihr wisst doch: Der Mensch ist nicht Gott. Gott ist ohne Anfang und Ende, der Mensch aber ist von beidem gefangen. Bei Gott ist alles möglich, aber den Menschen bleiben Grenzen gesetzt.

7 Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.
8 Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus.

Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! Nicht: Das Gericht naht! Sondern: Euer Heil ist nahe! Gott ist nicht irgendwo im Universum, er steht neben dir, steht dir bei.

Darum ist alles, was dir das Leben schwer macht, auch Gottes Sache. Darum ist sein Sohn gekommen, gerade zu dir. Nie mehr wird Krankheit dein Leben bestimmen. Du wirst den Tod mitten im Leben abschütteln, wieder lebensfroh werden und dich deiner Tage freuen. Deine Seele wird fröhlich sein können, solang du lebst. Dein Leben wird heil sein.

Predigt und Heilung. Die Nähe des Wortes Gottes zum Menschen und die Genesung des Menschen gehören zusammen. Ein Zusammenhang, der in unserer Zeit heute wiederentdeckt wird und an Bedeutung gewinnt. Wenn beispielsweise von „ganzheitlicher Therapie“ die Rede ist, die sich nicht nur auf körperliche Gebrechen, sondern eben auf den GANZEN Menschen bezieht. Auf sein körperliches Gebrechen, aber eben auch auf seine Psyche, auch auf das, woran er glaubt.

Jesus sagt hier auch nicht, wie mancher zu hören meint, dass JEDE Krankheit SOFORT heilbar sei oder das wir ewig auf dieser Welt leben könnten. Wohl aber, dass Menschen die MACHT haben, alle Krankheiten und Gebrechen zu heilen.

Nur EIN Beispiel: Einer meiner Urgroßväter musste noch Anfang des letzten Jahrhunderts in jungen Jahren an Diabetes sterben. Heute lässt Insulin Diabetiker alt an Jahren werden. Menschen KÖNNEN Krankheiten lindern und auch besiegen, aber nicht ohne Zeit, Zuwendung und Kraft.

Und zuerst – zu oft vergessen wir das- brauchen wir die Gewissheit, dass unser Leben heil werden kann, trotz der vielen schweren Stunden, die es bringt. Zuerst, sagt Jesus, brauchen wir Glaubens-Gewissheit: Das Himmelreich ist nahe herbei gekommen. Es ist DIR nahe. JETZT.

DAS müssen Menschen gesagt, ja übersetzt bekommen. Da hilft keine gute Predigt auf dem Marktplatz: Alle hören zu, alle werden heil. Das braucht persönliche Begegnung, und persönliche Begegnung braucht -ich sagte es schon!- zu aller Erst den rechten Augenblick und Zeit.

Und Jesus sagt auch nicht: Jeder kann alles. Zuhören, predigen, heilen. Er schickt ja auch nicht nur einen, sondern ALLE, die zu seinem Jüngerkreis gehören. Gemeinsam werden sie es können: Zuhören, predigen, heilen. DAZU sollen sich Jesu Jünger aussenden lassen.

Und Jesus weiter:
Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch.
9 Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben,
10 auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken.
Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert.

Hier geht es nicht um die Frage, ob Kirche als Institution auch hauptamtliche Mitarbeiter haben darf. Also ob Diakone, Musiker, Pädagogen oder Pfarrer bezahlt werden sollen oder nicht. Wenn denn ein Arbeiter seiner Speise wert ist, dann sind auch Diakone, Musiker, Pädagogen oder Pfarrer ihrer Speise wert. Auch in der Nachfolge Christi.

Aber auch sie BRAUCHEN KEINE Sicherheiten wie Geld, ein zweites Hemd oder einen Stecken, der sie vor dem Straucheln schützt.

Das einzige, was sie brauchen, ist die Sicherheit der Zuwendung Gottes zu jedem seiner Menschen. DIE haben sie weiter zu geben. Und die „kostet“ nichts, was man „zahlen“ könnte: Umsonst habt ihrs empfangen, umsonst gebt es auch.

Meine Schwestern, meine Brüder:

Was sehen wir heute? Was jammert uns?

Jeder hat seine eigene selektive Wahrnehmung. Den einen jammerts, wenn er sieht, wie die Flüsse über die Ufer treten oder Dürre die Ernte vernichtet. Andere jammern die Nachbarn, die im Familienkrieg leben. Oder die Nächsten, deren wirtschaftliche Existenz auf der Kippe steht. Oder Alte, die den Sinn ihres Lebens verloren haben. Missbrauchte und entwürdigte Kinder, Frauen, Männer. Es jammert viele die Zerstörung der Lebensgrundlagen, die uns Menschen in dieser Welt geschenkt sind.

Man muss nur die Augen von sich selbst abwenden. Wohin man dann auch sieht: So viel Leid, so viel Elend, so viel Zerstörung. So viele Menschen, die keinen Sinn in ihrem Leben finden können. Wo soll man anfangen? Stehen wir nicht auf verlorenem Posten, wie gerade die neuen Zahlen der Kirchensteuerzahler in unserem Land tuscheln?

Die Bibel aber bezeugt uns: Schon immer haben Menschen auf ihr Herz gehört und sind dem gefolgt, woran sie glauben. Mose, Joseph, Abraham und Sarah. Schon sie haben das Heil, das ihnen nahe war, anderen weitergegeben.

Und als Simon und Andreas Jesus trafen, ließen sie ihre Fischernetze liegen und gingen mit Jesus. Vielleicht wurden sie hauptamtliche Mitarbeiter der ersten Gemeinden. Für Simon Petrus können wir das annehmen, aber Andreas hat vielleicht irgendwann auch wieder beruflich Fische gefangen: Der Mensch braucht auch frischen Fisch, wenn er gesund bleiben will an Leib und Seele.

Oder der Zöllner Matthäus: Auch er ließ seine Arbeit liegen und ging mit Jesus. Vielleicht hat ist er später Theologe geworden, vielleicht aber hat er irgendwann auch wieder ein Staatsamt übernommen, um der weltlichen Ordnung zu dienen: Wissen tun wir das nicht.

Was wir wissen: All diese Menschen haben in Gott das Heil ihres Lebens entdeckt. Haben gesehen und gespürt, wie nah er ihnen durch Jesus gekommen ist. Wussten, dass ihr Heil nicht irgendwo in der Ferne lag, sondern dass es ihnen in den Tagen ihres Lebens geschenkt war.

Und sind dann das Wagnis eingegangen, ihren Glauben nicht nur zu HABEN, sondern auch zu LEBEN. Waren bereit, das Risiko einzugehen, Sicherheiten zu verlassen, Altes aufzugeben (auch wenn es schon immer so war) und den Weg zu gehen, den Gott ihrem Herzen zeigte. Sie haben ertragen, das andere Menschen ihnen Unverständnis oder gar Verachtung zeigten, selbst in ihren Familien.

Und dann haben sie auf ihren neuen Wegen Wunderbares erlebt: Sie fanden das Land, in dem Milch und Honig fließen.
Die Netze, die oft tagelang nur das Notwendigste zum Leben fingen, waren bis zum Überlaufen gefüllt.
Oder sie merkten wie Matthäus, dass ihnen trotz ihres Wohlstandes das Wichtigste im Leben fehlte.

Sie ALLE sind dem Heil der Nähe Gottes begegnet und haben es weitergetragen.
Niemand von ihnen konnte alles, aber jeder konnte etwas.
Und ALLE fanden einen Weg,
anderen das Heil so nahe zu bringen, dass auch sie es für sich fanden.

Was hat uns denn Besseres im Leben passieren können, als unser Heil in der Nähe Gottes zu finden?
Dass Gott selbst uns an jedem Tag aus dem Schlaf in den Tag leitet?
Und was könnte schöner sein, als einem anderen Menschen dieses Glück so nahe zu bringen, dass auch er die Nähe Gottes spüren kann?
Wenn wir das tun, muss uns um die Zukunft der Kirche Christi nicht bange sein.

Und wir BRAUCHEN doch mit Sicherheit nicht mehr dazu
als die Liebe Gottes, die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes.

Sie SIND das Heil. Der GANZEN Welt. AMEN

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